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KREATOR – Hate Über Alles (2022)

(7.834) Maik (7,0 /10) Thrash Metal


Label: Nuclear Blast Records
VÖ: 10.06.2022

Stil: Thrash Metal

 

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Ich glaube kaum, dass ich die Band KREATOR noch irgendwem vorstellen muss. Falls doch, würde ich demjenigen die Anschaffung eines Bulldozers empfehlen, der den großen Stein wegschiebt, unter dem der Betreffende die letzten 38 Jahre gelebt haben muss. Die Ruhrpott-Thrasher waren mal meine absoluten Idole, die zeitweise punktgleich mit SLAYER ins Ziel gekommen sind. Gegen später ist mir die Band etwas aus dem Focus gerutscht, was sicher an Alben wie „Renewal“ lag.

Nun kommen KREATOR mit einem neuen Langspieler um die Ecke, und der Titelsong, der vorab schon mal durchs Netz gejagt wurde, schien mir ein astreines fettes Thrashalbum zu versprechen. Tja, die Betonung liegt leider auf ‚schien‘. Doch eins nach dem anderen.

Zunächst gibt es ein Intro, „Sergio Corbucci Is Dead“. Passend zur Hommage an den Italo-Western-Regisseur erinnert das Stück auch ein wenig an Ennio Morricone. Und dann setzt der Titeltrack „Hate Über Alles“ ein. Knackiges Thrash- Riffing, ein brutales „Aaaaaahhhhhrrrrgggghhhh“, und ab geht die Luzie. Das lässt die Lauscher des hier Sitzenden schon mal aufmerken.

„Killer Of Jesus“ scheint sich nahtlos an den ersten Track anzuschließen. Nur dass das Riffing nun ein wenig an Melodic Death Metal erinnert. Aber immer noch mit genug Thrash-Attitude. Dann nehmen KREATOR den Fuß vom Gas, und präsentieren einen Power Metal- Stampfer namens „Crush The Tyrants“. Nun erinnern die Ruhrpottler fast ein wenig an GRAVE DIGGER. Was los, Mille? Kein Bock mehr auf Thrash? Na, kommt sicher wieder.

Aber jetzt noch nicht. Denn „Strongest Of The Strong“ zeigt sich auch eher als Heavy Metal-Nummer und erinnert so, durch Milles Gesang, etwas an die Inder von KRYPTOS. Ganz nett, aber mittlerweile bin ich dann doch etwas erstaunt über den mittlerweile bei KREATOR eingetretenen Härteverlust. Das wird durch „Become Immortal“ unterstrichen, denn der klingt ein wenig so, als hätten RUNNING WILD versucht, einen MANOWAR- Song zu schreiben. Aber jetzt muss es doch mal wieder etwas thrashen, ej!

Aber denkste, Puppe! „Conquer And Destroy“ beginnt fast balladesk, bevor dann fettes Riffing einsetzt, und zumindest ein wenig die Thrashkante aufblitzen lässt. Doch dann dümpelt der Song eher melodiös durchs Gelände, und hat auch wieder Melodeath- Anklänge. Und diese knödeligen Chorgesänge lassen meine Zehennägel schon wieder Ammonitenform annehmen.

Und KREATOR kennen keine Gnade. Beginnt doch „Midnight Sun“ mit einem vielversprechenden Thrashriff, der auch in einen adäquaten Song mündet. Und schon fast wollte ich einen tiefen Griff in die Entschuldigungskiste tun, da beginnt…Frauengesang! Und nicht einmal guter. Alter! Was geht? Trällerelsenalarm bei KREATOR? Ich glaube, mein Schwein pfeift. Das klingt ja fast wie bei „Engel“ von RAMMSTEIN. Kein Wunder, dass der Olaf die Rezi an mich abgegeben hat, hähä. Das Gesäusel versaut den Song komplett.

„Demonic Future“ beginnt dann wieder etwas thrashiger. Der Song ist zwar auch nicht gerade zum Klassiker geboren, aber es thrasht wenigstens etwas, und das ist nach einigem, was davor so lief, eine wahre Wohltat.

Doch das war es dann auch schon. „Pride Comes Before The Fall“ beginnt vorerst mit etwas Plingpling und Sprechgesang, mutiert dann zu einem Midtempostück, welches zwar recht ordentlich ist, aber auch irgendwie nicht so richtig zubeißt. Besonders die gothicmäßigen Klargesänge zerreißen den Song etwas. Den Abschluss bietet „Dying Planet“, und der wildert ein wenig im Epic/Doom- Bereich, was insgesamt sicher ganz cool wäre. Aber meiner Meinung nach hat Mille nicht die passende Stimme für so etwas.

So. Komme ich mal zum Schluss. Was ich hier fabriziert habe, klingt zunächst erst einmal vernichtend. Was es im Grunde eigentlich nicht sein sollte. Denn insgesamt ist es kein schlechtes Album, wenn es sich hier um das Debüt einer Newcomerband handeln würde, bei der das Thema Stilfindung noch nicht völlig abgeschlossen ist. Aber für einen Namen wie KREATOR, einer Band, die mit „Pleasure To Kill“ oder „Extreme Agression“ musikalische Dauererektionen bei mir verursacht hat, ist das einfach nicht genug. Ausserdem wirken die Songs, trotz angestrebter Stilvielfalt, irgendwie einfallslos, und diese endlosen Choruswiederholungen bringen es auch nicht wirklich.

Dem ganzen Scheibchen fehlt irgendwie der rote Faden. Dieses Hinauslehnen in andere Musikstile ist ja ganz löblich, aber dann muss es auch was hermachen, und für mich wirkt das eher nach ‚Ausprobieren, wo wir noch ein paar Euro rausschlagen können‘. Ich habe mir das Album echt mindestens Acht mal reingezogen, weil man sich ja vieles schönhören kann, und ich über eine Legende wie KREATOR einfach nichts Schlechtes schreiben wollte. Einer Band, die damals Standards gesetzt hat, denen heute noch Thrash- Bands in aller Welt folgen.

Leider hat das Ding auch nach mehreren Durchläufen keine andere Wirkung herbeigeführt, und so muss ich konstatieren, dass bis auf den Titelsong und noch zwei , drei andere nichts mehr wirklich auf Thrash hinweist. Schade. Hab mehr von dem Album erwartet. Dann lasse ich mal jetzt die neue PROTECTOR laufen, um meine Thrashsynapsen wiederzubeleben.

Anspieltipp: „Hate Über Alles“ und „Killer Of Jesus“


Bewertung: 7,0 von 10 Punkten


Tracklist:
01. Sergio Corbucci Is Dead
02. Hate Über Alles
03. Killer Of Jesus
04. Crush The Tyrants
05. Strongest Of The Strong
06. Become Immortal
07. Conquer And Destroy
08. Midnight Sun
09. Demonic Future
10. Pride Comes Before The Fall
11. Dying Planet




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