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PESTILENCE | CARNATION | BODYFARM am 05.04.2024 - Berlin @ OrwoHaus



Ich gebe zu, dass ich mich an diesem Abend zum größten Teil auf die beiden Support Acts gefreut hatte, da das neue Album von Pestilence für mich ein unfassbares Sakrileg darstellt und ich schon ein wenig sauer darüber war, was die Niederländer aus ihrem hervorragenden Songmaterial bei dieser Neueinspielung gemacht haben. Also wollte ich mich voll und ganz auf Bodyfarm und Carnation konzentrieren, da ich Mameli und Co. ja in diesem Jahr eh noch zweimal live sehen werde und somit dort dann die Gelegenheit habe, über die eigentliche Kulttruppe zu berichten.

Mit Kollege Christian also erstmal an den Merch, wo die beiden Vorgruppen mit allerlei schicken bedruckten Leibchen um die Käuferschaft buhlten und auch uns jeweils zwei Shirts unterjubeln konnte. Witzig war, dass die EC-Karten Maschine von Carnation anfangs nicht so richtig funktionieren wollte und Drummer Vincent Verstrepen etwas hektisch an dieser herumfriemelte. Nebenbei schaute er mich an, schaute wieder auf die Maschine, schaute wieder zu mir hoch und erkannte mich dann von unserem diesjährigen Interview auf der 70.000 Tons of Metal. Also ein großes Hallo, dazu kam dann noch Frontmann Simon Duson und wir schwatzten erst einmal ein wenig über die Tour, das Erlebte in der Karibik und ich freute mich nun umso doller auf den gleich stattfindenden Gig.

Doch zuerst sollten Bodyfarm in der kleineren, aber dafür ausverkauften Location im OrwoHaus für Zunder sorgen, was sie auch taten. Der Sound war drückend, die Band in Spiellaune und spätestens nach „Storming Revolution“ tropfte den Hauptprotagonisten der Schweiß von der Stirn. Überhaupt war die Setlist granatenstark und hielt schön die Waage aus den bisherigen Veröffentlichungen der Niederländer, die sichtlich Spaß an dem Auftritt hatten und dementsprechend von den anwesenden Todesblei Anhängern abgefeiert wurden.

Allerdings war ich überrascht, dass einer meiner eigentlichen Lieblingssongs der Truppe heute nicht ganz so zünden wollte, wie er es sonst live tut: Das schleppende „The Swamp“. Ein Killersong ohnegleichen, doch irgendwie war mir heute mehr nach Geballer der Marke „Retaliate“, „Dreadlord“ oder dem natürlich legendärsten Song der Band „Dark Age“, bei dem ich irgendwie den Geist von Thomas Wouters und Quint Meerbeek über der Bühne habe schweben sehen.

Bodyfarm haben schon einiges an Verlusten in ihrer Karriere hinnehmen müssen, haben sich aber immer wieder freigeschwommen und mit großartigen Releases ihren Stellenwert unter Beweis gestellt. Dieser Auftritt bewies es einmal mehr und untermauerte mein Empfinden, dass die Niederländer einfach zum Besten gehören, was die Todesblei Szene überhaupt zu bieten hat. Großartiger Gig, den wir danach noch in aller Ausführlichkeit besprachen und dann feststellten: Bodyfarm 2023 auf der Cruise, Carnation 2024. Es gab also genügend Gesprächsmaterial.

Carnation hatte ich zuletzt 2018 auf der Deserted Fear Tour gesehen und war damals schon begeistert von der Truppe aus Antwerpen, die neben ihrem eigentlich traditionellen Death Metal irgendwie eine sinistre und finstere Ausstrahlung haben, was man in einem Gespräch mit den Jungs gar nicht merkt. Doch auf der Bühne verwandelt sich das Quintett in rasende Berserker, die komplett abreißen und ebenfalls für eine Wall-of-Sweat sorgten. Allerdings werde ich bei der nächsten Gelegenheit dem Simon einen Einwegrasierer mitbringen, damit er sich endlich mal seine Raupe abrasieren kann. Welch grauenhaftes Gewürm im Gesicht des Frontmannes.

Natürlich lag das Hauptaugenmerk auf dem neuen und grandiosen „Cursed mortality“ Album, von dem es insgesamt fünf Songs gab, wobei gerade der Opener „Herald of Demise“ und „Metropolis“ die absoluten Highlights waren. Aber auch „Iron Discipline“ vom überragenden „Where Death lies“ rasierte mir den Nacken. Kurzum: Auch Carnation lieferten voll und ganz ab, begeisterten mich und die Anwesenden und mussten nach diesem ebenfalls fulminanten Auftritt noch viele Autogramme schreiben und für Fotos posieren, was die Band sichtlich genoss. Sympathische Jungs, die ich nach diesem fetten Gig auch jederzeit wiedersehen würde.

Tja…und zum Hauptact schrieb ich ja einleitend etwas. Ein rundum gelungener Abend mit einem viel zu großen, aber vorher einkalkulierten Loch in der Geldbörse.




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