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Live on Stage Report: Thrash Talk Vol.3

EXA | CAMPA | INFESTATION | LESSON IN VIOLENVE | SIGNIFICANCE


Tja, saufen wie die Großen, vertragen wie die Kleinen. So erging es jedenfalls meinen beiden Begleitern nach einer etwas ausschweifenden Geburtstagsfeier am Vorabend, wobei meine Frau kurzerhand nach der ersten Band doch auf das Konzert verzichtete, was aber noch andere Gründe hat, zu denen ich später noch Bezug nehme. Fatal Embrace Gitarrist Christian hielt zumindest zeitweilig tapfer durch, obwohl zwischenzeitlich auch bei ihm Ermüdungserscheinungen zu erkennen waren. Jedenfalls konnten wir im Nachhinein beide mit Fug und Recht behaupten, noch nie so viel Brause auf einem Konzert getrunken zu haben.

Die Spirale, ein Jugendclub in Wilmersdorf gelegen, war mir so bislang zur Gänze unbekannt, doch schon beim Betreten merkte ich: Das ist ja wie in den Achtzigern, wo die Szene gerade am Entstehen war und man am Wochenende in ebenjenen Clubs versuchte, Liveerfahrungen zu sammeln. Dazu günstiges Bier und eine Meute hungriger Fans der gitarrenrorientierten Unterhaltungsmusik. Ja, das könnte tatsächlich ein starker Abend werden.

Man merkte überall die Liebe zum Detail, denn Veranstalter und Campa Frontmann Buddha stattete uns sogar mit echten Pressepässen aus, so wie man das lediglich von großen Festivals kennt. Klasse und vor allem ein schönes Erinnerungsstück. Schön war auch, dass man überall Leute traf, die man kannte und mit denen man sich ziemlich schnell in Gespräche vertiefte. Ja, auch hier war viel vom Spirit der Anfänge zu spüren. Doch nun mussten mir uns sputen, denn Punkt 19:00 Uhr stand die erste Band auf dem Plan und der Chronistenpflicht geschuldet musste ich mir die natürlich auch geben.

Significance nennt sich diese und die vier Bengels, bei denen ich vom Alter her schätzen würde, dass wir es hier mit einem Durchschnitt von 18 zu tun haben, legten mit ihren räudigen Thrash der Sorte „alte Destruction“ echt gut vor und bespaßte den zu diesem Zeitpunkt schon recht vollen Saal aufs Unterhaltsamste. Der Vierer aus Berlin gab ordentlich Kniegas, hatte einen ordentlich fetten Sound in der Hinterhand und prügelte sich durch die ihnen zugewiesenen 45 Minuten Spielzeit. Natürlich erfindet das Quartett den Thrash nicht neu, dennoch klang das frisch, unaufgeregt und mit einer Menge alter Magie versehen.

Das Einzige, was an diesem Gig massivst störte und wofür die Band absolut nichts konnte, war das inflationär eingesetzte Stroboskoplicht, welches es fast unmöglich machte, überhaupt 2 vernünftige Bilder zu schießen. Das war dann auch der Grund für die vorzeitige Abreise meiner Frau, die durch das ständig flackernde Licht und dem Kater vom Vortag oft nah an die Kotzgrenze geführt wurde. Der Mann am Pult hatte anscheinend zu viel Red Bull intus. Im weiteren Verlauf des Abends schraubte man diese Art der Bühnenbeleuchtung dann massiv zurück. Danke dafür. Danke auch an Significance, die einen verdammt starken Opener machten und die ich mir mal auf meinem Zettel notiert habe.

Nun war ich kurz leicht verwirrt, denn warum lief mir Goregonzola Drummer Hotte hier über den Weg? Die Antwort gab es nun auf der Bühne, denn wie ich bereits in meinem Review zum aktuelle Output „No Need for Death von Lesson in Violence bemerkte, ist der mittlerweile merklich zusammengeschrumpfte Schlagwerker bei den Schweinfurther Thrashern ebenfalls aktiv. Ich Dussel, dass ich daran gar nicht gedacht hatte.

Unter den wachsamen Augen von Labelboss Thomas „Duck“ Dargel legten die Franken dann auch mit „Salvation“ fett los und gleich zu Beginn merkte man, wie viel Bock die am weitesten angereiste Band im Gepäck hatte. Auch der Lichtmann hatte ein Einsehen und reduzierte die Strobolampen auf ein Minimum, so dass man nun auch einigermaßen fotografieren konnte.

Frontmann Florian war gut bei Stimme und grunzte sich, trotz Mikrofonwechsels, gekonnt durch den Set, bei dem die etwas groovenderen Nummern wie „Natural born Thrasher“ bei den Fans etwas besser ankamen als beispielsweise solch Hypergeschwindigkeitsgeschosse a’la „Massive aggressive“. Ich persönlich fand alles ziemlich geil und es machte mächtig Spaß, Lesson in Violence bei der Ausübung ihrer Tätigkeit zuzuschauen. Auch Duck nickte anerkennend mit dem Kopf und attestierte der Band, dass sie bei Iron Shield weiterhin unter Vertrag bleiben dürfen. Puuh, Glück gehabt!

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich von den Schaumburger Thrashern von Infestation bis Dato noch nichts gehört hatte und das, obwohl auch diese Truppe beim Duck unter Vertrag steht. Eine Nachlässigkeit, die fast unverzeihlich scheint, denn was der Vierer hier präsentierte, war lupenreiner Bollo-Crossover-Thrash der feinsten Sorte, bei dem man unweigerlich ausrasten MUSSTE, auch wenn das der gute Christian ein wenig anders sah. Dazu haben die Niedersachsen mit Maurice Surkus (Surkus, eigentlich auch ein netter Bandname) eine charismatischen Frontmann (mit einer unfassbaren Schuhgröße), der sich nicht dafür zu schade ist, auch mal knieend auf der Bühne die Bretter zu verhauen.

Lediglich der Sound war ein wenig dünne, was daran liegen könnte, dass diese Art von Bolz-Thrash nur mit zwei Gitarren funktioniert. Doch Aufklärung gab es nach dem Gig, wo mir der andere Surkus, namentlich Pascal, erklärte, dass er normalerweise ja Gitarre spielt, deren etatmäßiger Bassist erkrankt zuhause bleiben und er somit den Viersaiter bedienen musste. Dementsprechend gespannt bin ich darauf, die Truppe mal in Vollbesetzung erleben zu dürfen, dass das hier Gezeigte war gnadenlos geil. Und wenn man solche Perlen wie „Rapid Fire“ im Set hat, ist mir um die Zukunft des teutonischen Thrash Metals nicht einmal ansatzweise bange.

Infestation gaben alles, die Luft wurde langsam zum Schneiden dick, als plötzlich bekannte Töne erklangen: Eine fette Coverversion des Sodom Klassikers „Agent Orange“, bei dem der Pit vor der Bühne nun endgültig die Höchsttemperatur erreichte. Vor allem zu dem Zeitpunkt, als Campa Fronter Buddha die Bühne enterte und zusammen mit Maurice dieses zeitlose Meisterwerk intonierte. Schlussendlich ein verdammt geiler Gig, der mich zu einer Tat hinriss, die ich mir so niemals hätte träumen lassen. In Ermangelung meiner Größe musste ich von meinem ursprünglichen Plan abweichen, mir das schwarze mit einem obergeilen Backprint versehene Shirt zu kaufen. Stattdessen kaufte ich ERSTMALS ein weißes Shirt, einfach um die Band zu unterstützen, die an diesem Abend mein Herz gestohlen hat.

Nun aber die Truppe, auf die viele der hier heute Anwesenden gewartet hatten: Campa! Es ist schon erstaunlich, wie diese noch so junge und unverbrauchte Truppe in solch einer kurzen Zeit so viele Follower hinter sich vereinen konnte. Und das mit nur einer EP namens „To the Grave“, die natürlich zur Gänze dargeboten wurde. Blickfang für mich und Christian waren allerdings Drummer Zaske und Gitarrist Dome, die beide mit einem Trikot von Hertha BSC auf der Bühne standen. Das hätte Fatal Embrace/Postmortem Basser Tilo sicherlich hoch erfreut (*Ironie aus*), wenn er, wie vorher angekündigt, auch vor Ort gewesen wäre. Christian vermutete, dass er aufgrund der 1:2 Niederlage von Zwiebelring Berlin gegen Lederbusen zuhause leise ins Kissen geweint hat. Eine nachvollziehbare These. Zurück zu Campa.

Die Berliner zerlegten die Bühne mehr als fachmännisch und Buddha ist wahrlich ein starker Frontmann, der mit seinem mit Schädeln verzierten Mikroständer ziemlich malträtierte. Es gab mit „You hate Life“ sogar einen neuen Song, der im Gegensatz zu den hyperspeedigen Abrissbirnen und seinem Midtempo schon fast balladesk anmutete. Der Menge war es wurscht und der Pit eskalierte komplett. Großartig! Das Highlight war dann aber die Sepultura Coverversion von „Arise“, bei der alle Frontmänner der ebenfalls beteiligten Bands mit auf der Bühne standen, um diesen Klassiker zu intonieren. Ein großes Gedränge auf und vor der Bühne, wo es nun kein Halten mehr gab. Auch das Publikum durfte mal ins Mikro brüllen und die Stimmung erreichte ihren Siedepunkt.

Campa versprachen nicht, sie lieferten. Und wie! Ich habe mit dieser und vielen anderen Bands, die momentan wie Pilze aus dem Boden schießen, absolut keine Sorge um die Zukunft des Thrash Szene in der bundesdeutschen Hauptstadt, die mit diesem Quintett einen verdammt starken Vertreter in die bundesweite Competition schickt. Jederzeit und gerne wieder!

Als Headliner an diesem, herrlich oldschooligen Abend, sollten nun Exa ins Rennen gehen, die in diesem Jahr mit „Left in Chards“ ihre Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt hatten. Gute Wahl, denn Tom und seine Mannen hatten nicht nur den besten Gitarrensound des Abends, sie vereinten auch Härte, Virtuosität und Spielwitz in einem und bewiesen mir erneut, dass ich nach anfänglichen Fremdeln mit der Band zu Beginn deren Karriere vollkommen zu Recht nunmehr auf der Fan-Seite stehe.

Trotz eines Gitarrenwechsels inmitten von „Dead Child Eyes“, der professionell von Tom bewerkstelligt wurde, nahmen Exa nicht eine Sekunde den Fuß vom Gaspedal und bewiesen, warum sie völlig zurecht als letzte Band auf die Bühne durften. Die Truppe wirkt mittlerweile so derbe gefestigt, so perfekt aufeinander eingespielt, dass es eine wahre Wonne ist, den Jungs bei der Arbeit zuzuschauen. Auch wenn der sympathische Frontmann zu Beginn des Gigs die Zuschauer mit den Worten „Ich soll Euch mitteilen, dass das Bier alle ist“ in ziemliche Schockstarre versetzte, wurde Exa von den noch Anwesenden gebühren abgefeiert. Mein Highlight kam zum Schluss mit „Return to Madness“, meinem persönlichen Lieblingssong der Band, der in der übernächsten Ausgabe von Tales from the hard Side noch Erwähnung finden wird.

Bärenstarker Auftritt und ein würdiger Abschluss eines Abends, der mir lange im Gedächtnis bleiben wird, denn das Drumherum, die Bands, die Attitüde, die Getränkepreise und die Leute gaben mir das Gefühl, wieder 15 zu sein und der Szene beim Entstehen zuschauen zu dürfen. So hat für mich ein vernünftiger Thrash Abend zu laufen und nicht anders. Danke!




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