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Live on Stage Vorbericht: Die Rückkehr der Hexen – Walpurgisnacht Vol. II

29.-30.04.2023 - Berlin @ ORWOhaus



Nachdem die Veranstaltungsreihe De Mortem et Diabolum sich längst einen Namen im hiersiegen Underground gemacht hat, machen sich die Veranstalter erneut daran, auch ihren neuen Schützling, die Walpurgisnacht, zu etablieren. Nachdem 2022 im dritten Anlauf endlich der kleine Ableger vollzogen werden konnte, möchte man am Erfolg des Vorjahres anknüpfen.

Erneut wurde ein hochgradig interessantes Black Metal Billing zusammengestellt, das keinen Freund dunkler, harter Klänge kalt lassen dürfte. Wieder geben sich geheime Hoffnungsträger, aufstrebende Newcomer und etablierte Recken die Klinke in die Hand.

Am ersten Tag erwarten euch zunächst die Sachsen Nemesis Sopor, welche euch mit ausufernden und umfangreichen Songstrukturen direkt in ihre dunkle Welt ziehen werden.

Direkter und aggressiver wird es im Anschluss mit Scitalis aus Schweden. Äera führen dann wieder zurück in den atmosphärischeren Sektor. Die wütenden, aber auch verträumten, pagan angehauchten Kompositionen der Nordrhein-Westphalen strotzen vor Epik.

Wie viel Kraft und Kälte man zu zweit in einen Song packen kann, beweisen Rimruna. Schon beim De Mortem 2017 konnten mich die beiden Berliner mit ihrem oldschooligen und frostigen Black Metal überzeugen.

Wer nun glaubt, sich mit Balmog aufwärmen zu können, nur weil die vier Herren aus dem warmen Süden kommen, der irrt gewaltig! Die Spanier übernehmen das Zepter der Dunkelheit nur allzu gern und machen da weiter, wo ihre Vorgänger bereits den Weg geebnet haben. Mal rhythmisch, mal rockig und mal straight präsentieren sie ihre Interpretation von schwarzer Kunst. Und wer erwartet auch schon Mittelmeer-Flair auf einer Black Metal Veranstaltung? Genau, stattdessen bekommt man gleich noch Besuch von der Insel aus Eis: Die Isländer Naðra lassen keinen Zweifel daran, welche Temperaturen in den Hallen des ORWOhaus einzukehren haben.

Und es wird nicht freundlicher – denn den Anschluss bilden niemand geringeres als Endstille. Das Kieler Flakschiff sollte keiner großen Vorstellung mehr benötigen, zieht es seine Bahnen doch schon seit über 20 Jahren und bescherte uns legendäre Alben voller Blasphemie und Kriegsgeschichten. Beim Namen dieser Band hat wohl jeder Fan sogleich eine kleine Wunschliste im Kopf – sei es „Frühlingserwachen“, „Dominanz“, „Bastard“ oder (der eigentlich unumgängliche) „Navigator“. Zudem darf man sogar auf brandneues Material hoffen, veröffentlichten die Nordlichter doch ein Foto einer neuen Master-CD… Und egal was am Ende gespielt wird – wo Endstille ihre Salven abfeuern, bleibt kein Stein auf dem anderen und nichts als verbrannte Asche zurück.

Als wäre das alles nicht schon fast zu viel des Guten, bilden ausgerechnet Norwegens Mork den abschließenden Höhepunkt des ersten Tages. Kaum ein Künstler, der nach der Jahrtausendwende von sich Reden gemacht hat, verkörpert den Geist der 90er wohl so wie Thomas Eriksen. Was dieser Mann seit Jahren veröffentlicht, ist vor allem in Sachen Authentizität ganz großes Kino. Und wo wir gerade beim Thema sind: auch er hat ein ganz frisch geschmiedetes Eisen im Gepäck. Freut euch auf das Berlin-Debüt von Thomas und seinen Mannen, die zum ersten Mal überhaupt die Hauptstadt bespielen werden.

Auch das Billing des zweiten Tages liest sich nicht schlechter. Egal ob es die jüngere Generation ist oder die alten Hasen betrifft, das Niveau kann wieder durchweg glänzen. Eröffnet wird Runde Nummer 2 durch die Berliner Tru’Nembra. Jene kommen mit epischen Arrangements daher und präsentieren atmosphärischen, stark geschwärzten Death Metal mit zuweilen doomiger Note. Wer denkt, dass die darauffolgenden Lichtblick ihrem Namen alle Ehre machen würden, der irrt gewaltig, denn viel trauriger als die Österreicher kann man Depressive Black Metal wohl kaum kreieren. Hier regieren Schwermut und Verzweiflung auf ganzer Linie.

Von derartigem Gefühlschaos halten Silent Leges Inter Arma nichts. Das Rostocker Duo geht gallig und brachial nach vorne und zeigt dem Publikum ohne große Umschweife, wo Lucifer die Hörner trägt. Zum Appetitholen sei ihr letztes Jahr erschienenes Werk „Ad Plures Ire“ empfohlen. Nach dem Zwei-Mann-Gespann wird nicht nur das Personal sondern auch das musikalische Spektrum nun etwas umfangreicher. Denn Firtan ergänzen bei ihrer Interpretation schwarzer Klangeskunst nicht nur die üblichen Standardinstrumente sondern auch eine Violine. Somit bekommen die ohnehin breit angelegten Arrangements noch eine besondere Note.

Zwar ohne Geigen, doch mindestens genauso vielschichtig und vielleicht noch tiefgründiger spielen Nocte Obducta auf. Die Mainzer Avantgardisten sind ein wahres Urgestein der deutschen Extreme Metal Szene und ihre Werke sind über die fast 30 Jahre Bandgeschichte so enorm unterschiedlich und abwechslungsreich, dass der Auftritt ein regelrechtes Abenteuer werden dürfte, das sicher einige Überraschungen für uns parat hält. Die größten Exoten des Wochenendes dürften wohl Psychonaut 4 sein – und dabei ziele ich noch nicht einmal auf die Herkunft der Georgier ab. Nein, viel mehr sind es die ungewöhnlichen Elemente und die untypischen Songstrukturen, die die sechs Herren kreieren. Hinzu kommt der eigenwillige Gesangsstil, der dem Sound der Band einen deutlichen Stempel aufdrückt und maßgebend für die emotionale Berg- und Talfahrt ist.

Wer daraufhin Hilfe braucht, sein seelisches Korsett wieder zurecht zu rücken, dem werden Asagraum mit Vergnügen behilflich sein, auf einen herrlich diabolischen Kurs zurückzukehren. Denn der Black Metal der vier Niederländerinnen ist klassisch, rein und bitterböse und wird die Bühne mit einer pechschwarzen Legierung überziehen – mit Sicherheit ein Highlight des Wochenendes, welches ihr auf gar keinem Fall verpassen solltet! Als großes Finale stehen Misþyrming auf der Agenda. Und wer, zum Beispiel beim De Mortem et Diabolum 2018, schon einmal das Vergnügen hatte, die Isländer live zu erleben, der weiß, welch ungezügelte und wahnwitzige Energie hier freigesetzt werden kann. Nach diesem Doppelpack muss man schon fast hoffen, dass das ORWOhaus nicht über einem zusammengekracht ist.

Wie ihr seht, haben die Schöpfer des De Mortem auch bei ihrer zweiten Walpurgisnacht wieder ein verdammt starkes Paket für Freunde sämtlicher schwarzgetränkter Spielarten geschnürt. Um euch Warmzuhören findet ihr unten wieder eine Spotify Playlist mit (fast) allen Bands. Abgerundet wird dieses unglaubliche Billing durch eine großartige Crew, die euch mit Herz und Hingabe durch zwei grandiose Tage begleiten wird. Also nicht lange zögern und direkt dem Link zu den Tickets folgen:






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