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SEPULTURA | LEGION OF THE DAMNED | FLOTSAM AND JETSAM | MORTILLERY

13.02.2014 – Berlin @ C-Club

Mein lieber Herr Gesangsverein! Bei solch einer Zusammenstellung an geballter Thrash Power, welche an diesem Donnerstagabend im Berliner C-Club gastierte, sollte eigentlich ein grandioser Abend garantiert sein. Vor allem wenn man bedenkt, dass Sepultura eine durchaus interessante Scheibe, Legion of the damned einen Anwärter auf das Album des Jahres, Flotsam & Jetsam eine Neuauflage ihres Jahrhundertalbums „No place for disgrace“ und Mortillery mit „Origin of extiction“ mehr als geile Scheiben veröffentlich haben. Das es dennoch ein recht zwiespältiger Konzertgenuss werden sollte, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Das Bier jedenfalls mundete im Vorfeld hervorragend und selbst zu solch einer frühen Stunde befanden sich Punkt 18:30 bei Beginn der ersten Band eine stattliche Anzahl an Fans in der Halle, womit ich nicht gerechnet hatte.

Das kam natürlich Mortillery zugute, die sich beherzt mit ihrem Opener „Murder Death Kill“ vom gleichnamigen 2011er Scheibchen Gehör verschafften und in den ersten Reihen schon für beachtliches Kopfschütteln sorgten. Blickfang war Gitarrist Alex Gutierrez, dessen Affro scheinbar immer mehr ins unermessliche wächst. Dass der Mann da drunter überhaupt noch was sehen kann, kann man fast als Wunder bezeichnen. Musikalisch gab es natürlich starken oldschool Thrash einer Band, die Chris und mich auf CD eigentlich nicht richtig packen konnte, live aber durchaus überzeugen konnte, ohne allerdings als richtiges Highlight betrachtet zu werden. Grundsolide war es auf jeden Fall, doch es gibt von den Neueren Thrash Bands einfach weitaus bessere als den kanadischen Fünfer. War gut, aber auch nicht mehr. Ach ja, zu diesem Zeitpunkt war der Sound recht ordentlich.

Setlist:
Murder Death Kill
Sacrifice
Despised by blood
Radiation sickness
No way out
Voracious undead

Nun war ich gespannt wie ein Flitzebogen, denn letztmalig sah ich Flotsam & Jetsam 1988 in der Essener Grugahalle auf dem legendären Megadeth, Testament, Sanctuary Konzert und wer rechnen kann weiß, was das für eine Ewigkeit ist. Ebenfalls wollte ich die Behauptungen einiger meiner Freunde überprüfen, die F&J bereits auf einem anderen Gig der Tour sahen und ihnen absolute Brillanz bescheinigten. Der Opener „Me“ war jedenfalls schon eine Überraschung, ist doch das 1995er Album „Drift“ nicht unbedingt eines der Highlights im Backkatalog der Thrash Ikonen, doch irgendwie zündete das Teil sofort was mich im Nachhinein dazu veranlasste, mir das Album heute Morgen gleich noch einmal anzuhören. Danach ging es aber richtig zur Sache, denn nachdem ein brillant singender Eric A.K. ankündigte, heute eine Menge alten Scheiß zu spielen, ertönte auch schon „Dreams of death“, vom überragenden „No place for disgrace“ Album, was mir und einigen anderen Oldschool Fanatikern die Gänsepelle über den Rücken und ein paar Tränchen ins Auge jagte. Der 86er Übersong „Hammerhead“ wurde lauthals mitgegröhlt, ebenso wie das aus dem gleichen Jahr stammende „Iron tears“. Thrashherz, was willst du mehr? Der Sound war ebenfalls Bombe (zumindest für meine ungeübten Ohren…) und somit stand einem kompletten O(h)rgasmus nichts mehr im Wege, als die ersten Takte von „Escape from within“ ertönten. Meine Fresse, ein Song, der heute noch genauso genial ist wie früher. Selbst „Gitty up“ vom letztjährigen und leider in meinen Augen ziemlich verhunzten „Ugly noise“ Album kam gut, hatte aber gegen die beiden abschließenden Übergranaten „I live you die“ (ich war danach heiser) und dem Titeltrack des 88er und mehrfach erwähnten Meisterwerks nicht den Hauch einer Chance.

Die Band war tight wie Sau, Bassist Mike Spencer war virtuos, die Riffs ballerten wie Sau und Drummer Kelly David-Smith trommelte sich im wahrsten Sinne des Wortes die Finger blutig. Meine Fresse, das war ganz großes Kino und eine limitierte rote Vinyl Edition der Neueinspielung von „No place…“ mit allen, von mir selbst organisierten Autogrammen, war meine Belohnung. Es ist eigentlich eine bodenlose Frechheit, solch eine megageile Band als zweiten Support mit auf Tour zu nehmen...vor allem in Anbetracht dessen, was nun kommen sollte...

Ach ja…kleine Konversation in der darauffolgenden Rauchpause…aufgeschnappt:

Alter, das war doch die erste Band vom alten Metallica Bassisten…
Echt? Cliff Burton hat da mal gespielt?“...Auweia…

Setlist:
Me
Dreams of death
Hammerhead
Iron tears
Escape from within
Gitty up
I live you die
No place for disgrace

Vor der Bühne wurde es nun enger, kuschliger und wärmer, denn die Holländische Thrashwalze sollte nun anrollen und eigentlich sollte mit dem fantastischen neuen Album „Ravenous plague“ und vielen Klassikern nichts schiefgehen…denkste Puppe! In meinen Augen und derer vieler anderen, ging das voll nach hinten los. Ein Sound zum Davonrennen, matschig, lieblos, kreischend, furchtbar! Da hilft auch nichts, das man mit Henk erneut einen zweiten Gitarristen auf der Bühne hatte, denn irgendwie war da eh nichts rauszuhören. Ok, Songtechnisch fuhren Legion schon einige Granaten ins Feld, doch was nützt es, wenn man bei „Pray und suffer“ beispielsweise kaum den Refrain heraushören kann? Richtig, nüscht! Selbst das mittlerweile obligatorische, nach dem Bandnamen benannte Lied, konnte mich nicht mehr besänftigen und nicht nur ich schimpfte nach diesem Katastrophen Auftritt wie ein Rohrspatz. Leider war es ja nicht das erste Mal, das Legion of the damned in Berlin einen solch miesen Auftritt hinlegten und somit werde ich zukünftig wirklich mehrfach überlegen, mir die Band nochmal anzutun. Wie gesagt: Auf CD Hui, live eher pfui…

Setlist:
Mountain wolves under a crescent moon
Son of the jackal
Ravenous abominations
Summon all hate
Pray and suffer
Black baron
Death’s head march
Cult of the dead
Legion of the damned

Unser Redaktionsküken Jette wollte nun, analog zum letztjährigen Auftritt im SO36, unbedingt vor die Bühne und da man ja als Redaktionschef quasi eine Aufsichtspflicht zu erfüllen hat, schob ich mich durch einen Haufen Hardcoreler, Nerds und irgendwie gar nicht so passendem Publikum in Richtung Bühne, wo viele eifrige Helfer bemüht waren, die Bühne für Sepultura herzurichten, die dann auch nach einem kurzen Intro loslegten und für mächtig viel Bewegung vor der Bühne sorgten. Aaaaber….ganz ehrlich: Auch hier war der Sound, trotz eines eigens nur für die Brasilianer angeschleppten Mischpultes mehr als bescheiden. Doch das war den Unkundigen vor der nun einer Sauna gleichenden Bühne furzegal. Vielmehr wurde weniger auf die völlig bekloppte Setlist, sondern vielmehr darauf geachtet, Unbeteiligten mit irgendwelchen Karatekicks in den Rücken zu treten. Ich habe erstmals in meinem langen Leben als Konzertbesucher einem dieser Vollspasten eine gedrückt, nachdem er mir wissentlich meine Kamera aus der Hand schlug. Nach dieser Aktion dachte ich wenigstens, dass auch mal Klassiker im Programm auftauchen würden, was allerdings erst nach mehr als einer Stunde geschah…und dann auch noch mit dem groß angekündigten „The hunt“ vom „Chaos A.D.“ Album, welches noch nicht einmal aus der Feder der Band, sondern von New Model Army stammt und stammte. Mehr als schwach. Da konnten auch die vier zum Schluss gespielten Klassiker nichts mehr rausreißen. Ehrlich Freunde, wer will Metallica mit einem komplett aus neuen Liedern bestehenden Set sehen? Eben…Sepultura haben mit der an diesem Abend vorgelegten Setlist sich in meinen Augen selbst ins Knie geschossen und viele der letzten alten verbliebenen Fans, die der Band immer noch treu die Stange hielten, vergrault. Einziges Highlight: Der mittlerweile gänzlich von Haaren befreite Schädel von Derrick Green...

Setlist:
Trauma of war
The vatican
Kairos
Propaganda
Impending doom
Manipulation of tragedy
Convicted in life
Dusted
The age of the atheist
Dead embryonic cells
The hunt
Spectrum
Da lama ao caos
Inner self
Territory
Refuse/Resist
Arise
Ratamahatta
Roots bloody roots

3 Konzerte in vier Tagen haben dann im Endeffekt doch ganz schön geschlaucht, aber die Auswahl war schon cool. 9 Bands, die alle auf ihre Art cool bis überragend waren, was man von den beiden Headlinern an diesem Abend leider nicht einmal ansatzweise behaupten konnte. Ich werde bei all dem momentan vorherrschenden Überangebot zukünftig etwas genauer selektieren, doch Sepultura in solch einer Verfassung und einer solch fanfeindlichen Setlist werden da sicherlich durchs Roster fallen.

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