CRADLE OF FILTH | NE OBLIVISARIS | DARKEST HORIZON
14.11.2015 - Berlin @ Columbia Theater
Dani Filth is back in town. Ein Konzert, auf das ich mich ja schon seit Monaten gefreut hatte. Zumal ja auch Cradle of Filth mit „Hammer of the Witches“ ein wirklich überzeugendes, neues Album vorgelegt hatten. Mittlerweile kann ich mir schon gar nicht merken, wer bei ihm da in der Band spielt. Man vergebe mir. Aber die Besetzungswechsel sind ja krasser als bei nem Sternburg-Regal im Späti umme Ecke. Schade, dass die voluminöse Opernsängerin Jezebel nicht am Start war (wie auch, die schreibt ja bei uns, hehehe-Olaf). Das war immer ein Schmaus der delikaten, besonderen Art. Und wie sich die Zeiten doch ändern! Vor nicht allzu langer Zeit sah ich Cradle of Filth mit Akrobaten, Tänzern und Clowns in Hallen, die um einiges größer als das heutige Venue waren. Ja, der Live-Markt ist abgefrühstückt, platt gewalzt und ausgelaugt. Und so war das Columbia Theater zwar gut gefüllt, aber auch nicht zum Bersten voll. Mir hat das sehr gut gefallen. So nah war ich der Bad noch nie gekommen. Später dazu mehr. Denn zuerst kamen die Vorbands.
Ich will es mal ganz diplomatisch sagen. Ich versteh es nicht. Ich bitte die Leser sich einfach die Bands mal selbst reinzuziehen. Handwerklich und performerisch war das alles natürlich im grünen Bereich. Nur ich wollte so gar nicht mit der Schwere und Vertracktheit von Ne Oblivisaris und der modernen Härte von Darkest Horizon warm werden. Beide Bands sind talentiert und besitzen die nötige Routine, um vor Publikum zu bestehen, jedoch hatten sie es sowieso mit dem drögen Berliner Publikum schwer. Beide Bands liefern Qualität und spielen auch auf höchstem Niveau. Das mag ganz toll und für viele bedeutsam sein, aber ich wollte an dem Abend einfach nur geilen Metal hören und sehen. Klar, ich weiß schon, dass Cradle in der Szene als symphonischer Müll verschrien sind und wahrscheinlich sind sie durch ihre diversen Abenteuer in Nicht-Metal Gefilden daran nicht ganz unbeteiligt, aber ick verzeihe denen alles für ne wirklich gute Show.
Ne wirklich gute Show bekam ich dann auch geboten. Und mehr als das! Nämlich zwei Stunden allerbeste Vollbedienung durch eine supertighte, arschgeile, energiegeladene Band und einem bestens aufgelegten Frontmann. Natürlich ist und bleibt der liebe Dani eine größere Diva als jede Operettensirene, aber dafür liefert der Kleine auch das volle Brett. Und das Berliner Publikum? Für 35 Euro steht da das halbe Rund erstmal blöde glotzend vor der Bühne, um dann endlich nach einer Stunde aufzuwachen. So viele Drogen können die doch alle gar nicht genommen haben. Ich hatte meinen Spaß mit Songs wie „Cruelty and the Beast“, „Queen of Winter throned“. Unglaublich wie großartig die ollen Kamellen nach wie vor tönen. Und unglaublich wie Dani sich, die Songs und die ganze Szenerie zelebriert und mit seinen Vocals immer noch gnadenlos überzeugt. Ja, die Vocals, die seit jeher polarisieren und zu frenetischen Jubelstürmen hinreißen oder aber abstoßen. An diesem Band verstand man warum. Das Gekreisch war schon enervierend markerschütternd. Meine Fresse, was kann der Typ keifen. Mir tat sein Soundmann leid, der links auf der Bühne stand und permanent Anweisungen vom Chef bekam. Irgendwann war der Meister dann aber zufrieden und Hits wie „Her Ghost in the Fog“ wurden ins nun auch sehr agile Publikum gefeuert. Seine Backingband war sehr gut aufgelegt und hatte sichtlich Spaß daran Songs wie den derbst obergeilen Opener und Titletrack vom Debut „The Principles of Evil Made Flesh“ zusammen mit dem kleinen Kreischteufel darzubieten. Auch kostümtechnisch lieferte die Band einen geschmackvollen Eindruck, wobei der Frontmann nach und nach das Geweih und dann den Umhang loswurde.
Eine überzeugende Show einer professionellen Band, die durchweg 100 Prozent gab und nur zufriedene Gesichter hinterließ.