BABYMETAL
27.08.2015 - Berlin @ Huxley's
Das geneigte Metalvolk zerreißt sich ja schon seit einigen Monaten das Lästermaul über den angeblich neuen großen Hype aus dem Land der aufgehenden Sonne. Die Journalie sowie sämtliche Musikanten fragen sich verstört, was das Ganze eigentlich soll. Was hat Kawaii / Koba Metal mit wirklichen Metal am Hut? In Japan Superhelden, spielten BABYMETAL unter anderen bereits auf dem größten Metal Festival im Lande, dem Loud Park 13. Danach schnupperte die Kaschperletruppe die gleiche Rockstarluft wie beispielsweise METALLICA. Dies warf doch so einige Fragen auf.
Von einer „ richtigen “ Band kann hier auch nicht wirklich die Rede sein. So manch Casting mussten die Protagonisten über sich ergehen lassen, bis SU-METAL (17 – Gesang und Tanz), YUI-METAL (16 – Tanz und Geschrei), MOA-METAL (16 - Tanz und Geschrei ) sowie die KAMI BAND aus der Retorte entspringen konnten.
Um Antworten zu finden, beschlossen Olaf und meine Wenigkeit dem Spektakel ihres ersten Berlin Gigs, beizuwohnen. Schon im Vorfeld munkelte man von einem ausverkauften Konzert. Am Ort des Geschehens, oder auch Grauens, bot sich ein Bild der Verwirrung. Eine kilometerlange Schlange vor dem Einlass erinnerte an einen Ost-Konsum wenn es Bananen gab. Es tummelten sich in dieser doch recht skurile Gestalten. Angefangen von diversen Normalos, großbebrilleten Nerds, zerruppten Punks, kajalverschmierten Emo-Heulsusen, bekuttete Metalheads und natürlich auch diverse Fabelwesen, die aus einem Manga Comic entsprungen schienen.
Nachdem wir uns an dieser illustren Gesellschaft vorbeigemogelt und unsere Akkreditierung abgegriffen hatten, mussten erstmal ein paar Pils verhaftet werden. Dieser Abend versprach doch recht viel interessantes.
Das Huxley`s war recht proppe gefüllt, der Preis von stolzen 40 Geld schien hier auch keine Rolle zu spielen. Bevor das Schauspiel losging dudelte gemächlich, erstaunlicherweise, sehr metalkompatibele Mugge aus der PA.
Mit asiatischer Akribität ertönte das Intro akurat um 20.00 Uhr MEZ, der Vorhang fiel und der Rambazamba begann. Man darf nicht vergessen, dass die drei minderjährigen Hüpfdohlen ja pünktlich um 22.00 Uhr zähnegeputzt im Bettchen sein müssen.
Ab den ersten Tönen zu „ Babymetal Death “ rastete das Publikum total aus und fuchtelte mit beigeführten Winkelementen und Glühwürmchenlichtern wild herum. Erstaunlicherweise saßen alle Lyrics, die textsicher mitgegröhlt wurden. Das Bonbonlicht flackerte und die Stroboskope gaben alles. Der Sound war transparent, laut und sauber. Leider etwas zu sauber. Nicht ein dezenter musikalischer Patzer war vernehmbar und die Ansagen kamen auch ohne explizite Atemgeräusche aus. Es drängte sich doch glatt der Eindruck auf, dass alles rein zufällig aus der Konserve kam. Auch die „improvisierten“ „ Mischiefs Of Metal Gods “ und „Catch Me If You Can “– Instrumentals überzeugten von der Livehaftigkeit nicht wirklich. Man gab sich auch keine Mühe dies zu verbergen. Diverse Sounds und Gesangsunterstützungen schienen wie von Geisterhand aus den Boxen zu quillen. Die drei Teens in front zappelten wild und zelebrierten ihre Choreographien, die DJ BOBO nicht besser hingekommen hätte. Es erinnerte alles ein wenig an die Augsburger Puppenkiste auf LSD. Leider überzeugte der Girlie – Pop meets Metal – Irgendwas auf Strecken nicht wirklich. Auch wenn einige Songs wie „ Akatsuki “ oder „ Megitsune ” ihre Momente hatten, glotzen Olaf und ich uns gelegentlich ungläubig an und verstanden diesen ganzen Zinnober nicht wirklich. Trotz alle dem aber irgendwie besser als gehofft. Und als ihr „Hit“ „Gimme Chocolate!! ” ertönte, ertappte auch ich mich beim Fußwippen. Kurios. Nach dem Stadionende von „ Ijime, Dame, Zettai ” schien der Spuk endlich vorbei. Aber weit gefehlt. Erstaunlich das auf der SD – Cart noch Platz für zwei Zugaben war. Diese wurden natürlich zuvor lauthals eingefordert. Erwartungsgemäß war dann um 21.30 Uhr Zapfenstreich, wie bereits erwähnt, die kleinen Mädchen müssen in die Heia.
Résumé dieses Budenzaubers. Eigentlich braucht kein Mensch dieses vorhersehbare Kunstprodukt. Es ist so überflüssig wie ein Sandkasten in der Wüste. Diese Erinnerungen verblassen und machen Platz für wichtigere Dinge. Und die Frage „ sind BABYMETAL wirklich Metal?“ beantwortet sich ja von selbst. Wir hatten aber trotzdem unseren Spass und ich konnte Dank des frühen Endes noch das grandiose Finale von Frauentausch auf RTL II glotzen.
Setlist:
01. Babymetal Death
02. Line
03. Uki Uki Midnight
04. Mischiefs of metal gods
05. Akumu no Rondo
06. Onedari Daisakusen
07. Catch Me If You Can
08. Akatsuki
09. Yon no Uta
10. Megitsune
11. Doki Doki Morning
12. Gimme Chocolate!!
13. Ijime, Dame, Zettai
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14. Head Bangya
15. Road of Resistance