ILLDISPOSED | KALI YUGA | PARADIGM SHIFT
28.12.2015 – Berlin @ K17
Später Feierabend in der realen Welt, dazu der alltägliche Verkehrswahnsinn in meiner dennoch so geliebten Heimatstadt brachten mich erst relative spät in das (endlich nach dem Umbau wieder) nach übergelaufenen Urinal riechende K17, um gerade noch die letzten beiden Songs der Berliner Lokalmatadore von Paradigm Shift abzugreifen, die zwar krampfhaft versuchten, ihren sehr technisch angehauchten Todesstahl ganz im Sinne des seligen Chuck Shuldiner klingen zu lassen, damit aber krachend scheiterten. Wie äußerte sich ein mir bekannter Musiker neben mir: „Eben erst gekommen? Hast nüscht verpasst“…Next…
Da sind die Thüringer Hass-Spatzen von Kali Yuga ein komplett anderes Kaliber, die mit Grützer nicht nur eine in Fachkreisen wohlbekannte Metallegende als Frontsau ihr eigen nennen können, sondern auch musikalisch in der Vergangenheit, sei es beim With Full Force, dem Stromgitarrenfest oder dem von eben jenen Grützer mitveranstalteten Chronical Moshers Open Air die Massen ins Schwitzen brachten.
Allerdings schien mir heute irgendetwas nicht zu passen, denn zuweilen klangen die Jungs etwas asynchron mit ihrem Drummer, was das Publikum im mittlerweile recht ansehnlichen gefüllten „Kasi“ dennoch geflissentlich zu überhören schienen und dem Fünfer beachtlichen Applaus zukommen ließen. Allerdings wirkte es schon etwas befremdlich, den guten Grützer zwischen den Songs lediglich mit einer Wasserflasche zu sehen, ist der Gutste doch sonst einem zünftigen Gerstentee nicht abgeneigt, doch eine direkte Heimfahrt nach dem Gig erklärte die Abstinenz des leider im nächsten Jahr aussteigenden Frontmanns. Ein schicker Gig dennoch, wobei die Nebelmaschine zu oft an den falschen Stellen eingesetzt wurde…vor allem dann, wenn man mal ein vernünftiges Foto schießen wollte.
Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass die eierlosen Nutten aus dem schwulen Norden immer für eine energetische Performance stehen und sich niemals in irgendeiner gearteten Form schwach präsentieren. So auch heute und das Publikum im nunmehr knackevollen Auditorium feierte die Dänen nach Strich und Faden ab. Kein Wunder, war Front-Subwoofer Bo mal wieder in großartiger Plauderlaune, die bei vielen der hier Erschienenen die Lachfältchen ins Gesicht furchte. Musikalisch braucht man über den Dänenexpress nicht allzu viele Worte verlieren, denn wo Illdisposed draufsteht, ist ach Illdisposed drin. Kompromisslos bis zum Anschlag und fett wie Tine Wittler frästen sich die Todesblei Ohrwürmer tief in die Synopsen des nun komplett ausrastenden Publikums und hinterließ nach Beendigung einer 90minütigen Machtdemonstration von der Bühne nur noch ein Häufchen Asche. Das die totale Begeisterung obgleich dieses grandiosen Erlebten durch den kurz danach öffentlich gemachten Tod von Lemmy im Nachhinein einen schweren Dämpfer bekam, versteht sich, glaube ich, von selbst.
Setlist
Going Down
I Am What I Am
I believe in me
Dark
Reversed
Weak Is Your God
Like Cancer
Throw Your Bolts
The Way We Choose
Submit
Stop Running
A Child Is Missing
Psychic Cyclus
Now we are history