KINGS OF ROCK
GLUECIFER | ONDT BLOD
10.04.2019 – Berlin @ Huxleys Neue Welt
Wie so manches Mal, war ich etwas spät dran, um es rechtzeitig zur Show zu schaffen. Konzerte in der Größenordnung der Huxleys Neue Welt, beginnen pünktlich um 20.00 Uhr, oder gar noch früher, wenn da mehr als zwei oder drei Bands sind. Leider war niemand von der ZO Crew für diesen besonderen Gig zu motivieren, so hängte ich mich an die Plattendealer-Legende und DJ-Ikone Vossi an. Beste Grüße von dieser Seite und auch an Anke, auf die ich nach knapp 15 Jahren mal wieder stieß und die mich mit den Worten: „Marky, du bist hier? Ich dachte du bist in Neuseeland“ begrüßte. Wow, wie doch die Zeit vergeht?! Diese Überleitung mit „2005“, als ich nach Neuseeland abhaute, passt ja hervorragend für den heutigen Konzertabend!
2005 gaben nämlich Gluecifer ihre Farwell-Tour, womit sie sich nach nur fünf Alben und 11 Jahren aktiver Zeit, vorzeitig auflösten. Die Gründe hierfür waren vor allem das massive ausgebrannt sein von zwei Bandmitgliedern. Man war satt vom ständigen „Platte machen – Touren – Platte machen – Touren“-Zyklus, wie es Biff Malibu, mit bürgerlichen Namen Frithjof Jacobsen, in seinem in 2008 veröffentlichten und sehr empfehlenswerten Buch: „101 - Ein Jahr auf Tour mit Gluecifer“ ausführlich erzählt. Echt schade und für die Fans hochemotional, als Gluecifer am 28.10.2005 ihr letztes Konzert im Hard Rock Cafe in New York City spielten. Gluecifer waren bereit für die nächsthöhere Stufe im Rockolymp, mit ihrem letzten und erfolgreichsten Album „Automatic Thrill“ aus 2004 und mit dem Vermarktungsriesen Sony im Hintergrund.
Eigentlich konnte man nach so einem schnellen Abgang davon ausgehen, dass es die Jungs eventuell nach ein paar Jahren mal wieder auf die Bühne zurückziehen würde. Bis auf Gitarrist Captain Poon, der mit seiner Band Bloodlights umgehend weiter machte im Showbiz, war von den anderen vier Mitstreitern nur wenig, bis gar nichts zu hören. Als zu Ende 2017 die Info von einer Wiedervereinigung die Kunde machte, liefen die Telefondrähte bei Gluecifer wieder heiß. Es wurden erste Gigs geplant und diverse Festivals gespielt. Man hatte wieder Feuer gefangen und so hieß es nun endlich am 10.04.2019 „The Kings Of Rock are Back“ in Berlin! Bis auf den Neueinstieg von Peter Larsson, waren die zuletzt aktiven und üblichen Verdächtigen Biff Malibu, Captain Poon, Raldo Useless und Danny Young wieder am Start. Neben Berlin bespielte man am Tag zuvor noch Köln im hiesigen Lande.
Aber zurück zu meinem Eintreffen in Huxleys Neue Welt. Von der Vorband Ondt Blod, ebenfalls aus Norwegen, hörte ich nur noch die letzten drei Songs. Diese waren erwartungsgemäß energiegeladen, wenn man mit ihrem letzten und viel gelobten Output „Natur“ vertraut war. Das Huxleys war zwar schon gut gefüllt und die ersten Reihen gingen auch gut mit. Es waren jedoch noch viele Lücken zu sehen, bzw. befand sich gefühlt die halbe Halle noch draußen beim frische Luft schnappen und beim Schnacken. Derjenige Teil, welcher Ondt Blod gesehen hatte, war jedenfalls angetan vom leicht metallisch klingenden Hardcore der Band.
Die Umbaupause von einer gefühlten halben Stunde wurde beschallt mit allerlei Heavy Metal Klassikern, bis zum Intro „Let The Good Times Roll“ von JD Mc Pherson, welches die Gluecifer Show einläutete. Schlagzeuger Danny Young legte los mit seinem, nach vorwärts treibendem Beat, welches in den Opener „I Got War“ mündete. Jetzt stand die Halle Kopf. Vorne, wie hinten, wurde nun jede Textzeile lautstark mitgegrölt, als ob es keinen Morgen gäbe. Es entlud sich sprichwörtlich die voll aufgeladene Energie der letzten vierzehn Jahre. Es folgten „Automatic Thrill“ und „Take It“ und man war im 7. Himmel.
Biff Malibu hatte noch die gleichen Körperbewegungen wie früher auf Lager und Captain Poon, wie auch Raldo Useless posten was das Zeug hielt. Während man Biff den Zahn der Zeit etwas ansah (die lichte Stelle auf dem Kopf hatte etwas zugenommen), hatte man bei Captain Poon den Eindruck, die Zeit währe stehen geblieben. Schlank und Rank wie eh, in lässig cooler schwarzer Lederjacke und darunter ein Shirt mit einem Blitz darauf. Basser Peter rockte dafür mehr im Hintergrund, wohingegen Danny Young seine Stöcke wild durch die Luft fliegen ließ.
Eigentlich konnte man als Gluecifer Fan froh sein, dass sich die Band in 2005 vorrübergehend aufgelöst hatte. Was wäre gewesen, wenn Gluecifer damals weiter gemacht hätten und bekannter und größer geworden wären? Würden Sie heute Stadien füllen? Das Zeug und die Hits dazu hatten und haben Sie. Am heutigen Abend machte es mich jedoch äußerst glücklich, dass im Huxleys ein enger Kontakt zum Publikum bestand. Die Band, sowie die anwesende Meute hatten sichtlich ihren Spaß und der Funke sprang von jeder Ansage und bei jedem Song sofort über. Hits gab es natürlich wie geschnitten Brot. Was dem einem sein „A Call From The Other Side“ war, war dem anderen sein „Evil Matcher“. Nostalgisch wurde es zum Ende des Hauptsets, als Biff die Geschichte zum Song „Desolate City“ erzählte. Eine der Bandhymnen schlecht hin und Gänsehaut pur!
Die zwei Zugabe Blöcke bestanden aus den Evergreens „The Year Of Manly Living“ und „Black Book Lodge“, mit „Clap It Like Ozzy” Ansage, sowie den Rausschmeißern “Easy Living” und “Rockthrone”. Alter Schwede, äh Norweger, was für ein Set! Der Großteil der Anwesenden war vollends bedient, nur ein paar wenige wehrten sich noch lautstark mit „Gluecifer“-Rufen, gegen Ende der Show. Es war ja erst kurz nach 22:30 Uhr?! Das war jedenfalls fanfreundlich für die arbeitende Meute und einer angesetzten Show mitten in der Woche.
Der Live Aufritt von Gluecifer funktionierte tadellos. Jetzt bleibt nur noch die Frage, ob sich die fünf „Kings Of Rock“ wieder zusammensetzen werden, um an neuen Songs zu arbeiten? Dieses Kapitel muss jedoch noch erst aufgeschlagen werden. Spannend wäre eine Fortsetzung allemal!
I Got A War
Automatic Thrill
Take It
Go Away Man
A Call From The Other Side
Car Full Of Stash
Reversed
Shotgun Seat
God's Chosen Dealer
Shaking So Bad
Losing End
Evil Matcher
Get The Horn
Brutus
Put Me On A Plate
Here Come The Pigs
Bossheaded
Desolate City
The Year Of Manly Living
Black Book Lodge
Easy Living
Rockthrone