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LUCASSEN & SOETERBOEK'S PLAN NINE – The Long-Lost Songs (2024)
(8.909) Jörn (8,5/10) Hard Rock
Label: Mascot Label Group
VÖ: 17.05.2024
Stil: Hard Rock
Fans von Arjen Lucassen werden im Monat Mai gleich doppelt den Geldbeutel zücken müssen. Denn der niederländische Riese tischt neben der neuen Live-Nachlese seiner Hauptspielwiese AYREON zeitgleich mit dem ersten Album seines neuen Nebenprojekts LUCASSEN & SOETERBOEK’S PLAN NINE noch einen zweiten Leckerbissen auf.
Und wie der Name bereits verrät, ist Lucassen in diesen Fall wieder einmal nicht allein unterwegs, sondern hat sich, wie schon mehrfach zuvor, mit seinem alten Freund und Weggefährten Robert Soeterboek zusammengetan, den AYREON-Fans natürlich längst von Alben wie „Flight Of The Migrator“ oder der Best-Of Show „Ayreon Universe“ kennen dürften.
Die Songs, die sie auf ihrem Debut präsentieren, basieren auf Ideen, welche die beiden bereits vor mehr als dreißig Jahren gemeinsam geschrieben hatten. Dass diese damals jedoch von allen Plattenfirmen kollektiv abgelehnt wurden, dürfte weniger an der Qualität der Stücke gelegen haben als an dem miesen Timing. Denn stilistisch orientieren sich die elf Nummern klar am Achtzigerjahre-Hardrock der Marke WHITESNAKE oder VAN HALEN, mit welchem in den frühen Neunzigern, als der Grunge gerade die Rockwelt erschüttert hatte, kein Blumentopf mehr zu gewinnen war.
Somit fristeten die Songs seither auf alten Kassetten in Arjens Schubladen ihr Dasein als unveröffentlichte Demos, bis er auf der Suche nach ungenutzten Perlen auf eben jene alten Aufnahmen stieß. Und da sich der Begriff „Retro“ unlängst als vortrefflich funktionierender Selling-Point etabliert hat, stand einem Release nun nichts mehr im Wege. Neu aufgenommen liegt nun also das passenderweise mit „The Long-Lost Songs“ betitelte Debutalbum vor.
Bereits die beiden im Vorfeld veröffentlichten Singles „Before The Morning Comes“ (erinnert mit seinem bluesigen Vibe stark an GARY MOORE) und „Ice On Fire“ (VAN HALENs „Jump“ lässt kräftig grüßen) machten mächtig Laune und zeigten, dass sich die lange Wartezeit im Nachhinein als Vorteil rausstellt. Schließlich hat Arjen mittlerweile seine Art Songs zu arrangieren und aufzunehmen längst perfektioniert. Und auch wenn die Musik von AYREON deutlich komplexer ist als die von PLAN NINE, erkennt man bei der klaren und druckvollen Produktion jederzeit die Handschrift des Perfektionisten Lucassen.
Dass es sich bei dem Ganzen aber nicht nur um eine reine Hommage an die alten Zeiten handelt, machen die übrigen Tracks deutlich. Denn zusätzlich zu den genannten Zutaten gesellen sich im Verlauf des Albums noch unter anderem eine gehörige Prise Southern-, Western- und Classic-Rock hinzu. Dabei gelingt es dem Duo, alles zu einer eigenständigen Identität zu vereinen. Besonders die Leistung von Robert Soeterboek muss man hervorheben, der hier auf Albumlänge eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass in ihm ein Sänger von Weltklasseformat steckt. So schafft er es mühelos, die Rolle als Leadsänger auszufüllen und veredelt mit seiner souligen Stimme richtig gute Nummern wie das mit einem witzigen Wortspiel versehene „Annie Moore“ oder die beiden schnelleren Tracks „High Speed Chase“ und „Let It Ride“ zu absoluten Klassesongs. Unterstützt wird er dabei von Irene Jansen (Schwester von NIGHTWISH-Frontfrau Floor Jansen), die ebenfalls eine alte Bekannte aus dem AYREON-Kosmos ist und vor allem in den Refrains nahezu gleichberechtigt zu Roberts Hauptgesang auftritt.
Und auch wenn Lucassen das Hauptriff des locker luftigen „Long Cold Night“ bereits im Megaohrwurm „Beyond The Last Horizon“ aus dem 1996 erschienenen AYREON-Zweitwerk „Actual Fantasy“ verwertet hat, bleibt „The Long-Lost Songs“ ein durchweg hochklassiges und ziemlich originelles Hardrock-Album, dass bei mir fortan sicherlich häufiger auf den Plattenteller landen wird.
Ich würde mir auf jeden Fall wünschen, dass es sich bei PLAN NINE nicht nur um ein weiteres einmaliges Side-Projekt handelt, sondern es wie beispielsweise bei STAR ONE noch zu weiteren Veröffentlichungen kommt. Wer weiß, vielleicht hat Herr Lucassen ja noch mehr Zeugs davon in der Schublade liegen. Hoffentlich braucht es dann nicht wieder drei Dekaden, bis es ans Tageslicht kommt.
Anspieltipps: „Let It Ride“ und „Ice On Fire“
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
TRACKLIST:
01. Doctor Robert's Medicine Show
02. The Preacher
03. Annie Moore
04. Get Down To Bizniz
05. Before The Morning Comes
06. High Speed Chase
07. Let It Ride
08. Ice On Fire
09. Long Cold Night
10. Drunker Than Whiskey
11. Die With Your Shades On