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LUTHARO – Chasing Euphoria (2024)

(8.832) Maik (8,0/10) Heavy Metal


Label: Atomic Fire Records
VÖ: 15.03.2024
Stil: Heavy Metal






Als Rezensent sollte man ja nie den ersten Eindruck in Stein meißeln. Leider sind wir Schmierfinken auch nur Menschen und fallen eben doch manchmal auf sowas rein. Als ich nämlich die neue Scheibe von LUTHARO in meinem Ordner fand, und ich das YouTube- Foto mit der glitzergeschminkten Sängerin sah, dachte ich zunächst: Oh Mann, Trällerelsenmucke!

Nun, zunächst schien es sich zu bewahrheiten. Ein filmsoundtrackmäßiges Intro, Die ersten Akkorde des ersten Songs schön mit Keyboards unterlegt… doch während ich schon gerunzelten Blicks nach meinem Opernglas suchte, erschütterte ein mörderischer Schrei mein Hörgepränge, und ich riss erstaunt die Augen auf. Das ist ja eindeutig Melodeath- Gesang, der sich hier aus dem Boxen kämpft.

Nun gut, die Klargesangspassagen lassen nicht auf sich warten, doch ist die Dame außer mit brutalstem Kreischekehlchen auch mit einer gar nicht theatralisch klingenden und keinerlei Opernatmosphäre verströmenden ‚normalem‘ Gesangsstimme gesegnet. Zwei Kehlen wohnen, ach, in ihrem Hals.

Die Platte mit dem Titel „Chasing Euphoria“ wandelt auch auf dem schmalen Grat zwischen Melodic Death Metal und Power Metal. Ab und an zu hörende Synthteppiche sind dezent genug, die Mucke nicht allzu weit in den Sinfonik- Bereich abdriften zu lassen. Dazu tragen auch die Riffs bei, die teils melodisch, teils recht heftig den Nackenmuskelaktivator betätigen.

Genaugenommen könnte man die Kanadier irgendwo zwischen ARCH ENEMY und den BURNING WITCHES einordnen, ohne dass die Band eine dieser beiden Combos in irgendeiner Weise kopiert. Die screamigen Parts strahlen eine gewisse Aggression aus, während in den melodischen Gesangsparts dann eher die sanfte Wurst gezockt wird. Auch Gitarrenläufe, die an den klassischen Heanvy Metal gemahnen, findet man auf „Chasing Euphoria“, ebenso wie Anleihen an Pagan Metal („Bonded To The Blade“) oder Melodien, die der klassischen Musik entlehnt scheinen

Nun ist der Mix zwischen aggressivem Screaming und Klargesang nicht wirklich neu, und gerade im Melodeath- Bereich und auch im Metalcore schon zur Genüge zelebriert worden. Dieses Stilmittel allerdings mit dem Drive des Power Metals und dem orchestralen Topping aus dem Sinfonic Metal zu mixen, zeigt zumindest, dass LUTHARO bestrebt sind, eine eigene Identität zu entwickeln. Dabei gehen einige Songs, wie z.B. „Time To Rise“, mehr in die Richtung synthunterstützten Power Metals als andere.

Strikte Kategoreiabgrenzer werden es allerdings wohl eher störend finden, ständig zwischen zwei Subgenres hin und hergeschoben zu werden, und auch für mich wären etwas weniger Klargesangspassagen und eine reduziertere Elektronikpräsenz wünschenswert. Aber das ist nur mein persönlicher Geschmack, den ich jetzt wieder in der Schublade verschwinden lasse.

Die Verbindung von Power Metal –Strukturen mit der beißenden Schärfe des Melodic Death zu würzen, ist eine interessante Idee. Power Metal Fans, die sich nicht an gelegentlichen Screampassagen stören, sind hier recht gut bedient. Das Hinundhersurfen zwischen rasendem Melodeath und Power Metal, ebenso wie der Wechsel zwischen Klar- und Kreischgesang nutzt sich zwar auf Dauer etwas ab, dennoch verfügen LUTHARO über ein sicheres Gespür für packende Riffs und griffige Refrains, die sofort uins Ohr gehen.

Anspieltipp: „Reaper’s Call“ und „Bonded To The Blade“


Bewertung 8,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Gates Of Enchantment
02. Reaper’s Call
03. Ruthless Bloodline
04. Time To Rise
05. Born To Ride
06. Bonded To The Blade
07. Chasing Euphoria
08. Creating A King
09. Strong Enough To Fall
10. Paradise Or Parasite
11. Freedom Of The Night




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