Mein lieber Herr Gesangsverein…ist das tatsächlich bereits die sechste Scheibe unserer Brandenburger Nachbarn? Sie ist es, nennt sie „Ära“, folgt nun gute drei Jahre nach „Eisengott“ und ist, soviel darf bereits verraten werden, dass mit Abstand beste Werk des Fünfers und beweist deutlich, dass es neben Slubice, günstigem Sprit und billigen Zigaretten durchaus andere Attraktionen in Frankfurt/Oder gibt, die Eurer Aufmerksamkeit bedürfen.
Diese CD hat alles, was einen Pagan/Viking Metal Fan das Herz höher schlagen und das Methorn fast von alleine kreisen lässt. Eine bombastische Produktion, eine tolle Instrumentalisierung, klasse Texte und eine Band, der man merklich die Spiellaune anhört, die sich nach vorne lehnt und absolut alles aus sich herausholt, um solch ein großartiges Stück Musik zu veröffentlichen. War mir in der Vergangenheit der Sound doch ein wenig zu matschig, so ist diesmal alles differenziert, klar akzentuiert und einfach nur klasse anzuhören. Allein das Gefühl, welches „Winterherz“ ausstrahlt, geht richtig nahe und eröffnet den bunten Melodienreigen, der zu keinem Zeitpunkt langweilig, langatmig, anbiedernd oder gar postpubertär erscheint, wie es leider momentan bei einigen Veröffentlichungen dieses Genres Gang und Gebe ist. Hier sind echte Kerle am Werk, die keine Gefangenen machen und scheinbar haargenau wissen, wie sie sich und ihre Anhänger musikalisch befriedigen können. Allein das herausragende „Leben“, der abschließende Titeltrack mit seinem im Chor gebrüllten „Ära“ und das tolle Coverartwork sind die Anschaffung dieses tollen Machwerkes wert, welches Minas Morgul nun endgültig in den Olymp der Pagan/Viking Bands überhaupt bringen sollte. Wie heißt es doch so schön beim titelgebenden Song? „…heute schreiben wir Geschichte…“
Wo andere Bands an ihren eigenen hochgesteckten und teilweise illusorischen Zielen kläglich scheitern, so machen Minas Morgul ihr eigenes Ding, scheißen auf Konventionen und begeistern mit ihrer ureigenen Interpretation freidenkerischen Hartstahls. „Ära“ ist ein Manifest, ein dickes Teil zwischen den Schenkeln und einfach eine Scheibe zum darin versinken. Mannigfaltig, bombastisch, das bislang ausgereifteste Werk der Märkischen Heiden und eine perfekte Visitenkarte für den sich nun hoffentlich bald zeigenden Erfolg, den sich die Truppe wahrlich verdient hat. Klasse!
Bewertung: eiskalte und bedrückende 9,5 von 10 Punkten
Tracklist
01. Einleitung
02. Winterherz
03. Leben
04. Stimme in mir
05. Im krieg
06. Ego
07. Halbzeit
08. Aus alten Wunden
09. Kardia
10. Wir
11. Religion
12. Kalt
13. Ära