Label: Trollzorn Records
VÖ: 01.12.2017
Stil: Black Metal
Fünf Jahre nach „Ära“ und über ein Jahrzehnt nach dem Kracher „Todesschwadron Ost“ melden sich MINAS MORGUL mit einem neuen Werk namens „Kult“ zurück. Gerade rechtzeitig zum Ende des Jahres 2017 wird die Scheibe bei Trollzorn Records veröffentlicht, können die Herren im nächsten Jahr doch ihr 20jährige Bestehen feiern. Auch ist dies das erste Album mit dem neuen Bassisten Bobby B., da Tard leider schon 2013 die Band verließ; ich finde den Ersatz jedoch passend, wie ich bei einem Live-Auftritt feststellen konnte.
Das Album startet mit „Einleitung“ einem Klavier, welches im Anlauf ein wenig gewöhnungsbedürftig von der Melodie her klingt, auch die im Verlauf dazu einsteigende Frauenstimme vermag wenig daran zu ändern. Da freut es am Ende schon, wenn die Melodie von anderen Geräuschen verdrängt wird.
Mit dem titelgebenden Song „Kult“ legen die Herren dann richtig los, und wie. Selten passt ein Titel so sehr zur Musik und zum Albumtitel und umgekehrt, hier stimmt wirklich alles, sei es Melodie, Riffing, Taktwechsel oder Text, alles fügt sich nahtlos ineinander, dass es eine wahre Freude ist. Leider ist so eine Titel-Anordnung immer ein zweischneidiges Schwert, wie auch hier, einerseits zieht der Song den Hören brachial aber sehr gut ins Album andererseits liegt dadurch auch die Erwartung an die nachfolgenden Titel entsprechend hoch.
Und diese Erwartung wird auch nach mehrfachen Durchhören nur bedingt erfüllt. Wo nach dem ersten Hören die nachfolgenden Titel nur „dahindümpelten“, kann man im dritten Durchlauf bereits die verborgene Schönheit dieser Songs genießen und sie werden weniger von „Kult“ überstrahlt. Dennoch verbleiben die Titel in der Mitte etwas glanzlos im Gegensatz zum Anfangs- und Abschlusstitel „Kult“ respektive „XX“.
Wie bereits erwähnt zieht „XX“ dann wieder ordentlich an und präsentiert ein gewohnt klar strukturiertes Bild und erreicht damit ein äquivalentes Niveau wie „Kult“ es bereits hatte. Wie der Name es verrät, ist dieser Song ein Loblied auf MINAS MORGUL und das oben erwähnte 20jährige Jubiläum, und passender könnte ein Titel musikalisch garnicht sein.
Die Vocals drücken wie eh und je kräftig und klar aus den Boxen, egal ob Growling, Scream oder Mid-Scream, der Sänger hat seinen Stil gefunden und beibehalten; einen Abstrich muss ich nur beim klaren Gesang machen, der gefällt mir nur bedingt muss ich sagen.
Das eingesetzte Keyboard ist vergleichsweise glatt, es bietet wenig Kanten und tut so was es soll, mehr aber auch nicht.
Die Gitarren waren schon immer etwas schwammig und komprimiert in der Aufnahme, allerdings hat mich dies auch nie gestört, da es es zur Atmosphäre der Alben betrug. Auch diesen Mal bilden die Gitarren wieder einen dichten Klangteppich für den Rest der Instrumente, gerade durch ihr schnelles Spiel.
Der Bass verbleibt wie immer im Hintergrund, neu ist, dass der Bass nicht mehr bis an die Grenzen des Möglichen angezerrt ist, sondern noch ordentlich Luft nach oben in der Hinsicht verbleibt. Das ist gut umgesetzt, insgesamt drückt der Mix so mehr im unteren Frequenzbereich.
Beim Schlagzeug fühle ich mich seit „Todesschwadron Ost“ immer an die Blechkannen von METALLICAs „St. Anger“ erinnert, diesmal allerdings mit mehr Reverb auf der Snare, was gerade bei langsamen Passagen etwas unangenehm nachhallend ins Ohr fällt. Der Kick hat wie immer einen satten Klickanteil bekommen, normales Resonanzfell suche ich garnicht mehr. Die Becken sind dezent im Mix eingewoben und sind immer als das erkennbar, was sie sein sollen.
Schön ist, dass der Sound im Laufe der Jahre wiedererkennbar geblieben ist auch, wenn er von Album zu Album etwas variiert wurde.
Nachdem es in letzter Zeit etwas still um MINAS MORGUL geworden war, kam die neue Scheibe nach etwa fünf Jahren sehr gelegen. Ich warte immer noch darauf, dass sie noch so einen Kracher wie „Todesschwadron Ost“ herausbringen, jedoch liegt die Messlatte dort auch ganz weit oben. „Kult“ ist in der Tat ein sehr vielseitiges Album, wie es bereits angekündigt wurde, ich denke dieses Album hat wie „Eisengott“ speziell und alle anderen MINAS MORGUL Alben mehrfache Durchläufe in der Anlage des Hauses verdient.
Ich würde „Kult“ gerne eine höhere Bewertung geben, denn der Anfang mit „Kult“ ist derartig brachial, dass ich vom folgenden mittleren Teil des Albums schon etwas enttäuscht bin, um ehrlich zu sein. Das soll nicht heißen, dass der mittlere Teil schlecht ist oder dergleichen, mir fehlt nur das gewisse Etwas in den Songs, damit ich sie auf eine Ebene mit „Kult“ und „XX“ stellen kann. Der Abschluss-Titel mit „XX“ ist wiederum sehr gelungen, was mich zu meiner abschließenden Bewertung bringt. Ich finde es besser einen guten Einstieg und Abschluss zu haben mit einem mäßigen Mittelteil als umgekehrt, so bleibt zumindest mir ein Album positiv in Erinnerung. Mit diesem Album und besonders mit den Titeln „Kult“ und „XX“ haben sich MINAS MORGUL definitiv ein Denkmal gesetzt; „Nun erhebe dich zum Kult“, nie war ein Satz näher an der Realität dran.
Anspieltipps: „Kult“ und „XX“
Bewertung: 8,7 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Einleitung
02. Kult
03. Ein Teil von mir
04. Abschied
05. Leere
06. Bevor ich gehe
07. Nur eine Kugel
08. Scherben
09. Was bleibt
10. XX