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MISOTHEIST – Vessels by which the Devil is made Flesh (2024)
(8.822) Niclas (8,0/10) Black Metal
Label: Terratur Possessions
VÖ: 01.03.2024
Stil: Black Metal
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So sehr sich der Black Metal in den letzten dreißig Jahren auch weiterentwickelt und diversifiziert hat, eines bleibt doch garantiert: die dunkle Seele des Genres liegt in Norwegen. Wahrscheinlich liegt es an den kalten dunklen Wintern im hohen Norden, die einem das Gemüt einschwärzen. Von dort kommen auch MISOTHEIST, auch wenn niemand so richtig weiß, wer alles hinter dem Projekt steht. Informationen zur Band zu finden, erwies sich für dieses Review vor allem durch eine fehlende Social-Media-Präsenz nicht ganz einfach. Dies macht es allerdings wiederum einfach, sich ganz auf die Musik des neuen Albums „Vessels By Which The Devil Is Made Flesh“ zu konzentrieren, dass uns pünktlich drei Jahre nach ihrem letzten Machwerk erneut feinste nordische Dunkelheit auftischen.
Das dritte Album der Norweger folgt dabei bereits gewohnten Mustern. Wie auch die beiden Vorgängeralben wartet „Vessels By Which The Devil Is Made Flesh“ mit lediglich drei zuweilen stark überlangen Titeln auf. Allein der dritte Titel „Whitewashed Tombs“ nimmt die Hälfte der 38-minütigen Albumlaufzeit in Anspruch und verlangt dem Hörer dadurch einiges an Sitzfleisch ab. Wer sich darauf einlässt, wird mit düster-atmosphärischem Black Metal nach Art von SVARTIDAUDI oder einem weniger komplexen DEATHSPELL OMEGA belohnt. Die Musik gleicht oft einer dichten Wall of Sound vielschichtig ineinander verwobener Riffs, die gleichzeitig dissonant und doch melodisch die düstere Atmosphäre tragen. MISOTHEIST zelebrieren ein hypnotisches Zusammenspiel von melodischer Ordnung und kalkuliertem Chaos. Ruhigere Parts wirken fast wie Inseln, die dem Hörer im tiefschwarzen Klangmeer zwischenzeitig etwas Erholung bieten. Herausstechendes Merkmal des Albums sind aber eindeutig die bestialischen Vocals, die der grundsoliden Instrumentalperformance nur allzu oft die Show stehlen.
Bei aller atmosphärischer Dichte gibt es aber trotzdem einige Kritikpunkte, die ich ansprechen muss. Die Produktion ist zwar durchweg akzeptabel (bei einem Black Metal-Album erwarte ich sowieso keine glasklare Hochglanzproduktion), allerdings sind mir die Drums an einigen Stellen doch zu tief im Mix vergraben, so dass es vor allem in schnelleren Passagen des Albums sogar teilweise schwierig wird, Snare und Bass Drum klar zu hören. Auch das Songwriting könnte an einigen Stellen etwas tighter sein, manche Passagen ziehen sich doch etwas und das abrupte Ende des Albums wirkt antiklimaktisch. Trotzdem liefern MISOTHEIST mit „Vessels By Which The Devil Is Made Flesh“ einen verifizierten Banger atmosphärischen Black Metals ab, den Freunde des Genres nicht unbeachtet lassen sollten.