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MONSTER MAGNET – A Better Dystopia (2021)

(7.133) Karsten (8,0/10) Psychedelic Stoner Rock


Label: Napalm Records
VÖ: 21.05.2021

Stil: Psychedelic Stoner Rock

 

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Ein Coveralbum ist normalerweise entweder ein Zeichen für ausgesprochene Geldgier gepaart mit bemerkenswerter Faulheit oder einem akuten Mangel an Inspiration. Ersteres können wir bei MONSTER MAGNET wohl beruhigt ausschließen – der letzte Ausflug in die Gefilde des Mainstreams liegt nun schon 25 Jahre zurück – also haben wir es entweder mit einem Kreativitätsmangel oder einer Rückbesinnung auf die musikalischen Perlen aus der Plattensammlung vom Sänger und Gitarristen DAVE WYNDORF zu tun, die aus einer ähnlich unruhigen und unsicheren Zeit stammen wie der heutigen, dem Übergang der 60er in die 70er Jahre.

Wie auch immer es dazu gekommen ist, eines ist sicher: Das vorliegende erste Coveralbum wurde von Dave und seinen Mannen exzellent eingespielt, besonders hervorzuheben ist neben DAVE WYNDORF und seinem Flügelmann an der Gitarre GARRET SWENEY der Beitrag von PHIL CAIVANO (Gitarrist, Bassist, Toningenieur, Produzent) und dem Schlagzeuger BOB PANTELLA, seines Zeichens Besitzer der kleinen aber feinen FREAKSHOP STUDIOS in denen das Album eingespielt wurde. Auch die Leistung des Bassisten ALEC MORTON fügt sich nahtlos in den klanggewordenen Wahnsinn vergangener Epochen ein und hilft dabei den Coversongs den unverkennbaren MONSTER MAGNET-Stempel aufzudrücken.

Kommen wir zum Wesentlichen, der Musik: Das Album beginnt mit „The Diamond Mine“, einem Rant des amerikanischen Radio Moderators DAVE DIAMOND, der mit seiner Radioshow seinerzeit vielen Bands zu Bekanntheit verholfen hat. Inhaltlich macht der Text wenig Sinn, wird aber dermaßen eindringlich vorgetragen, dass es gleichzeitig sehr cool und wichtig klingt – wie ein Nachrichtensprecher auf LSD.

Darauf folgt mit dem breitbeinigen Rocker „Born To Go“ die Coverversion einer Band, die DAVE WYNDORF selbst bereits seit langer Zeit regelmäßig als seinen musikalischen Haupteinfluss bezeichnet: den britischen Space Rockern von HAWKWIND. Der Song treibt den Hörer mit dem wummernden Bass, den treibenden Gitarren und allen MONSTER MAGNET-typischen Markenzeichen in eine bunte und wilde Klangwelt, die einen gelungenen Auftakt bildet.

Vielen dürfte der amerikanische Rockmusiker JD BLACKFOOT unbekannt sein, der im folgenden Song „Epitaph For A Head“ musikalisch zitiert wird. Es fängt bluesig verspielt, schon fast etwas jazzig an, erinnert klanglich vorübergehend an JIMI HENDRIX und steigert sich in einen musikalischen Wahnsinn, der sein Tempo bis zum Ende hin immer weiter steigert.

„Solid Gold Hell“ der australischen Post-Punker THE SCIENTISTS bekommt im nächsten Cover ein neues musikalisches Gewand. Hier geht es wieder etwas bodenständiger zu, das monoton-hypnotische THE STOOGES-Riff mit Daves typischem Gesang lullt einen ein während die Drums einen vor sich her treiben.

Im nächsten Song „Be Forewarned“ geht es PENTAGRAM, die sich damals noch MACABRE nannten, an den Kragen. Dieser Song ist eines der Highlights dieses gelungenen Coveralbums und fusioniert die Trademarks beider Bands und schafft damit eine weitere stimmungsvolle Etappe in der psychedelischen Musikreise auf diesem Album.

Mit „Mr. Destroyer“ nehmen sich Dave und seine Mannen im nächsten Song die US-Protometaller POOBAH zur Brust. Auch dieser Song ist wie geschaffen für MONSTER MAGNET und stellt ein weiteres Highlight dar. Die wabernden Riffs mit dem drückenden Bass und den treibenden Drums könnten auch von BLACK SABBATH sein.

Die christliche Hardrock-Band JERUSALEM bzw. deren Song „When The Wolf Sits“ bekommt als nächstes einen neuen musikalischen Anstrich. Ein weiterer Song, der Dave und seinen Mannen wie auf den Leib geschneidert ist. Nach einem ruhigen Start geht es schnurstracks in Hardrock-Gefilde und steigert sich zu einem guten Banger.

Mit dem Song „Death“ der britischen Rocker THE PRETTY THINGS wird nun wieder eine etwas bekanntere Band musikalisch zitiert. Unter anderem mit psychedelischen Sitarklängen wir der Hörer in diesem eher ruhigen Song erneut auf eine Reise an die Grenzen der eigenen Imagination geschickt – ein weiteres Highlight in dieser exzellenten Sammlung.

JOSEFUS und deren Song „Situation“ dürften dann wieder unbekannter sein – auch wenn die Band zu den verlorenen Pionieren des Heavy Metal gezählt wird und als Vorbilder des texanischen Hard Rock und Heavy Metal gelten. Entsprechend rüttelt dieser Song einen wieder auf und hebt die Laune mit eindringlichen Klängen, die tatsächlich im Hintergrund von einer Mundharmonika unterstützt werden. Der Song steigert sich in einen wilden Ritt, der einen kaum still sitzen lässt.

Auch „It’s Trash“ von den amerikanischen Garagen-Punk-Rockern CAVEMEN dürfte nur wenigen geläufig sein. Der Song handelt von einer schlechten Beziehung und wird von DAVE WYNDORF mit entsprechend viel Kraft eingeschrien während der Song um seine Stimme herum groovt und rockt bis der Punkvibe einsetzt und den Hörer vor sich her treibt.

Mit dem 2015er „Motorcycle (Straight To Hell)“ der britischen Garagenrocker TABLE SCRAPS haben wir als nächsten einen überraschend jungen Song als Vorbild. Der Song passt an dieser Stelle perfekt ins Album und nutzt die Energie des vorherigen Songs um den Hörer mit einem minimalistischen Rocker weiter auf Trab zu halten – wer hier stillhält dürfte wohl wirklich unrockbar sein. Dieser Song schreit danach im offenen Auto im Sommer laut aufgedreht und mitgesungen zu werden.

Die US-Hard-Rocker von DUST liefern mit „Learning To Die“ wieder eine Vorlage aus den 70er Jahren. Ein weiteres Highlight dieser Zusammenstellung, das die perfekte Vorlage für MONSTER MAGNET darstellt um alle ihre Stärken gnadenlos auszuspielen. Ein gewisser Punkeinfluss kann nicht verleugnet werden, da bei DUST ein gewisser MARC BELL, besser bekannt als MARKY RAMONE, mitspielte.

Den Abschluss macht das explosive „Welcome To The Void“ der amerikanischen 1960er Psychedelic-Rocker MORGEN, die übrigens lediglich ein einziges Album veröffentlichten - ein eher obskurer und damit perfekt passender Schlusspunkt für dieses Panoptikum der psychedelischen und angenehm schrägen Musikauswahl.

Da den meisten Hörern viele oder sogar fast alle Originalsongs unbekannt sein dürften, könnte es sich klanglich auch um ein neues MONSTER MAGNET Album handeln – dabei ist es eine ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Geschichtsstunde in Sachen Rock. Fans werden begeistert sein während der Mainstream gleichgültig mit den Schultern zuckt und sich anderen Themen widmet – genau wie Dave und seine Mannen es lieben. Das 90er Hitalbum „Powertrip“ war schließlich eine Trotzreaktion der Band auf Einmischungen seitens der Plattenfirma und kein Meilenstein auf dem Weg zur Eroberung der weltweiten Charts. Seit dem 2013er Album „Last Patrol“ sind MONSTER MAGNET nach einer kurzen Durstpause kreativitätstechnisch wieder komplett auf der Höhe und können diese erneute Hochphase auch mit diesem Coveralbum halten, denn obwohl die Bandmitglieder alle nicht mehr die jüngsten sind, haben sie nichts von ihrem Punch verloren und wissen einfach wie man diesen einzigartigen Sound kreiert. Prädikat „wertvoll“!

Nachtrag: Falls sich jemand wundern sollte, dass ich hier lediglich 8 von 10 Punkten vergeben habe, hier eine kurze Erklärung: 10 Punkte vergebe ich so gut wie nie, lediglich für absolute Meilensteine der Musik, und einen Punkt Abzug gab es dafür, dass wir es hier mit Coverversionen und keinen neuen, eigenen Songs zu tun haben.

Anspieltipps: Schwer zu sagen, „Be Forewarned“, „Mr. Destroyer“ und „Motorcycle (Straight to Hell)“ geben einen guten Überblick.


Bewertung: 8,0 von 10 Punkten


Tracklist:
01. The Diamond Mine (Cover von Dave Diamond)
02. Born To Go (Cover von Hawkwind)
03. Epitaph For A Head (Cover von JD Blackfoot)
04. Solid Gold Hell (Cover von The Scientists)
05. Be Forewarned (Cover von Macabre)
06. Mr. Destroyer (Cover von Poobah)
07. When The Wolf Sits (Cover von Jerusalem)
08. Death (Cover von The Pretty Things)
09. Situation (Cover von Josefus)
10. It’s Trash (Cover von The Cave Men)
11. Motorcycle (Straight to Hell) (Cover von Table Scraps)
12. Learning To Die (Cover von Dust)
13. Welcome To The Void (Cover von Morgen)

 





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