Einen Rekord haben die Jungs von Nile auf jeden Fall jetzt schon sicher: Selten hat eine Band solch elendig lange Songtitel auf ein Album gebracht, wie es die Ägyptologen auf ihrem nunmehr siebten Album tun. Ist das jetzt Kritik? Fuckin’ NO, denn Beanstandungen lass ich an einer meiner absoluten Lieblingsbands nicht zu. Es gibt keine andere Combo im Extrem Metal Bereich, die neben dem musikalisch extrem hohen Niveau auch solch einen intellektuellen Anspruch haben wie die Herren George Kollias, Neu Basser Todd Ellis, Dallas Toler-Wade und vor allem Mastermind Karl Sanders. Selbst als ich irgendwann mal dachte, das der Pharaonen, Pyramiden und sonstige Mumien-Schanz (welch Wortspiel, gelle?) irgendwann mal ausgereizt sei, belehrte mich der Vierer aus South Carolina eines Besseren. Und alleine was Nile live praktizieren, lässt jeden…JEDEN Musiker, egal welcher Stilrichtung er angehört, weinend und mit heruntergelassenen Hosen nach Hause taumeln. Jeder der die Jungs jemals livehaftig zu sehen bekommen hat weiß, wovon ich rede.
So, nun also wurde der alte Seth ausgebuddelt, der der Weissagung nach den Gott Osiris nach einem Kampf, an dem auch Horus beteiligt war, tötete und als Wüstengott gerne mit Stürmen und Unwettern aufwartete. Da der Junge aber immer öfter mit dem Fremdland in Verbindung gebracht wurde, hielt man ihn bald für einen unerwünschten und schädlichen Gott. Fremdenfeindlichkeit im Pantheon der ägyptischen Mythologie? Nanana, soweit wollen wir es natürlich nicht kommen lassen. Also eine Menge Stoff, der sich Karl Sanders da angenommen hat, diesen aber erneut stark, ausdrucksvoll und überragend umsetzte.
Mit altägyptischen Klängen beginnt „Enduring The Eternal Molestation of flame” und steigert sich in einen wahren Geschwindigkeitsrausch, bei dem man als einigermaßen fachgerechter Zuhörer den Mund nicht mehr zu bekommt und in Ehrfurcht erstarrt. Was George Kollias da auf seinen Kesseln veranstaltet…kaum mit Worten zu beschreiben. Die sägenden Gitarren, diese irrsinnigen Leads und vor allem das kurze Zusammenspiel zwischen Bass und Gitarre, die komplett synchron agieren…das hat Dream Theater Niveau! „The Fiends Who Come To Steal The Magick of the deceased” ist, wie jeder einzelne Song des Albums, Abwechslungsreichtum pur. Was es da alleine an Breaks zu entdecken gibt… Die Riffs hingegen gibt es dann bei „The Inevitable Degradation Of Flesh“ in Hülle und Fülle. Nicht, dass es diese nicht auch auf den anderen Songs geben würde, doch hier treten sie ganz besonders hervor. Bevor man bei „Slaves of Xul“ eine kurze akustische Verschnaufpause bekommt, werden einem bei „When My Wrath Is Done“ tonnenschwere Lavariffs in den Unterleib geballert die so heavy sind, dass aus Stahl Pudding wird.
Nach dem besagten Zwischenpart gibt es erneut ein furioses Riffgewitter namens „The Gods Who Light Up The Sky At The gate of Sethu“, welcher allerdings statt mit Lichtgeschwindigkeit mit einem ultrabrutalen Doom Part im Mittelteil die Synopsen zerballerte. Doch die Krönung ist ja wohl das dreieinhalb minütige „Natural Liberation Of Fear Through the ritual deception of death”…was Nile in diese kurze Zeit da reingepackt haben, da machen andere Bands mehrere Konzeptalben draus. Nach dem erneuten Durchpusten bei „Ethno-Musicological Cannibalisms”, welcher so richtig schön traditionell daherkommt, gibt es mit „Tribunal Of The Dead“ ein Doublebass Gewitter sondergleichen. Ich hab den Kollias letztes Jahr bei einem Drumworkshop in Berlin erleben dürfen, doch hier übertrifft er sich selbst. Ebenso, das sei mal zwischendurch angemerkt, wie Master Sanders himself, der zusammen mit Dallas Toller-Wade die wohl beste gesangliche Leistung aller Nile Alben abliefert. Überraschenderweise kredenzen uns die Jungs dann bei „Supreme Humanism Of Megalomania“ eine richtige Ohrwurm Melodie, die sich sofort festsetzt und sich als Thema durch den ganzen Song zieht. Die Krone setzen sich dann aber Nile mit dem abschließenden „The Chaining Of The Iniquitous“ auf. Ein Meisterwerk! Spannend, aufwühlend, immer wieder mit traditionellen Elementen durchsetzt werden einem hier sieben Minuten lang alle Vorzüge dieses Albums noch einmal abschließend dargebracht. Was hier vollbracht wurde mit einem einzigen Song, dafür nutzen Andere drei Konzeptalben.
Erneut fachgerecht produziert wurde dieses Teil von Neil Kernon, der bereits für den Vorgänger „Those whom the gods detest“ die Verantwortung übernahm, heuer jedoch den Sound ziemlich modifizierte, klarer machte, die Düsternis ein wenig rausnahm und somit der ungebündelten Brutalität der Musik eine neue Plattform schaffte. Ehrlich, so klingen Nile noch ein ganzes Stück stärker als früher. Glaubt Ihr nicht? Anhören…
In Ägypten findet doch bald die Stichwahl zum neuen Präsidenten statt…absagen!!! Setzt Karl Sanders und seine Getreuen auf den Pharaonen Thron und baut dieser unfassbar genialen Band die größte Pyramide, die diese Welt je gesehen hat. Quatsch…vier an der Zahl!!! Kniet nieder und betet sie an…jene, die uns mit „The call of sethu“ die größte Göttergabe im Jahre 2012 beschert haben. Ein Album, welches technisch so dermaßen brillant, ohne Ende ballert, abwechslungsreich, brutal, heavy und einfach nur weltbewegend ist. Jeder der sich erdreistet, diesen Worten zu widersprechen, wird sofort einbalsamiert und in der Wüste verscharrt. Nile haben es geschafft und den technischen Death Metal auf ein neues Level gehievt und ein Album produziert, welches das Genre verändern wird. So wie einst Slayer es mit „Reign in blood“ schafften. Ein epochales Meisterwerk!
Es ist jetzt zwei Uhr nachts und ich habe das Teil jetzt zum vierten Mal durchgehört…Irre!!!
Bewertung: göttergleiche 11 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Enduring The Eternal Molestation of flame
02. The Fiends Who Come To Steal The Magick of the deceased
03. The Inevitable Degradation Of Flesh
04. When My Wrath Is Done
05. Slaves Of Xul
06. The Gods Who Light Up The Sky At The gate of Sethu
07. Natural Liberation Of Fear Through the ritual deception of death
08. Ethno-Musicological Cannibalisms
09. Tribunal Of The Dead
10. Supreme Humanism Of Megalomania
11. The Chaining Of The Iniquitous