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OBITUARY – Dying of everything (2023
(8.130) Olaf (8,7/10) Death Metal
Label: Relapse Records
VÖ: 13.01.2023
Stil: Death Metal
Wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass sich Herren mittleren Alters einmal über die Qualität eines Obituary Albums zanken würden? Wobei ich diesen Umstand ja durchaus charmant finde, denn was erwartet man denn bei einem Album der floriadianischen Todesblei Legende? Technisches Gefrickel, ausgefeilte Songarrangements? Engelsgleicher Gesang? Ehrlich Leute, wo Obi draufsteht, ist auch Obi drin und mehr kann man auch nicht erwarten.
„Dying of everything“ ist sicherlich nicht das beste oder stärkste Album des Quintetts aus dem Sunshine State, hat aber immer noch mehr Durchschlagskraft als viele der unzähligen Plagiate, die in den letzten Jahrzehnten erfolglos versuchten, in die übergroßen Fußstapfen der Tardy Brüder zu folgen.
Es wird gegroovt bis zum Abwinken, es gibt Riffs en masse, die zugegebenermaßen nichts Neues bieten und natürlich thront über allen der bellende Gesand des blonden Growlmonsters, der trotz einer nunmehr 39 Jahre andauernden Karriere immer noch so klingt, als ob „Slowly we rot“ gerade erst gestern veröffentlicht worden wäre. Und das ist es, was mich an jedem Album von Obituary fasziniert, denn warum sollte man eine gut geölte Maschine einrosten lassen?
Never change a running system findet auch hier Einzug und die teilweise harschen Kritiken bezüglich des Sounds kann ich nach mehrmaligem Hören nur bedingt nachvollziehen, denn ich finde ihn schön organisch und durchdringlich, dass es einem die Kopfhaut nach hinten zieht. Die Gitarren knarzen prima und gerade die beiden von „Neuling“ Kenny Andrews komponierten Songs („Torn apart“ und der Titeltrack) haben durch ihre Thrash Anleihen einen ganz eigenen Flair.
Auch gibt es genügend Ohrwürmer und Nackenbrecher. Der Opener „Barely alive“ knallt einem ohne jegliche Vorwarnung ein direktes Pfund in die Fresse, der Refrain von „Without a conscience“ bleibt sofort im Hirn stecken oder die Southern Gitarre im Mittelteil von „War“, die dem Ganzen einen lieblichen Redneck-Charme verleiht…das sind alles kleine Schmankerl in einem Gesamtwerk, welches exakt das bietet, was man bei dieser Band erwartet.
Keinerlei Schnickschnack, kein Chichi, sondern direkt und ohne Umwege in die Kauleiste…das waren, sind und werden Obituary immer sein. Und ja, ich finde es herrlich, dass man über „Dying of everything“ so vortrefflich diskutieren kann, doch unter dem Strich wird immer eine Erkenntnis stehen: Sind wir nicht alle ein bisschen Obi?
Bewertung: 8,7 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Barely alive
02. The wrong time
03. Without a conscience
04. War
05. Dying of everything
06. My will to live
07. By the dawn
08. Weaponize the hate
09. Torn apart
10. Be warned