Aktuelle Meldungen
PHANTOM FIRE – Eminente Lucifer Libertad (2023)
(8.270) Maik (7,5 /10) Black Metal
Label: Edged Circle Productions
VÖ: 03.03.2022
Stil: Black Metal
PHANTOM FIRE scheinen es darauf anzulegen, einen in die Irre zu führen. Zum ersten lassen Bandname und Logo irgendetwas aus dem Bereich 80er Epic Metal oder dergleichen hinzuweisen. Der Titel der hier vorliegenden Scheibe „Eminente Lucifer Libertad“ wiederum birgt den Anschein in sich, hier eine Band aus dem spanischsprechenden Teil des Globus vor sich zu haben. Nun, meisterhaft kombiniert, Watson. Nichtsdestotrotz völlig falsch.
PHANTOM FIRE sind ein Duo aus Norwegen und spielen Black Metal. Und zwar keinen Black Metal aus der Stylingschublade und dem Kosmetikbereich, sondern räudigen, dreckigen Black Metal. Schon der Opener „Bloodshed“ mit seinen harschen Riffs und dem stumpf wirkenden Uffta Uffta Rhythmus macht klar, wohin der Teufel seine Köttel geschissen hat.
Der zweite Track, „Eminente“, lässt mich hier allerdings verwundert innehalten. Denn außer etwas Schwurbelsound und dem gesprochenen Wort „Eminente“ist hier nix zu erlauschen. Gut, Machen wir das Intro eben an zweiter Stelle, auch mal was Neues. Das Stück ist so kurz, dass mir der PC beim Abspielen sogar die Zehntelsekunden anzeigt, genau 9,7 Sekunden.
Fast schon einen klassischen Heavy Metal Rhythmus fährt das nun kommende „Derive From Ash“, nur der extreme Black Metal-Gesang und die dreckige Produktion verorten das Stück in den Bereich des Schwarzwurzelwerks. Dafür brät „Ritual“ wieder eine etwas bösartige Black Metal- Schiene, bei der auch ab und an wieder ordentlich das Gaspedal durchgetreten wird.
Der „Satanic Messenger“ wiederum zeigt sich von einer völlig anderen Seite. Schwurbelsounds, gruseliges Hintergundgeröchel und ein eher an Ethno- oder Schamanenmucke erinnernder Rhythmus. Hat einen Gothic/Ambient/Industrial- Touch. Und es geht erst einmal weiter in dieser Schiene. Verhaltene, elektronische Klänge, und das gesprochene Wort „Lucifer“ stellen den gleichnamigen Track dar. Schaut man sich den Plattentitel an, muss unweigerlich später ein Track mit dem Titel „Libertad“ erscheinen, der ähnlich wie die ersten beiden Drittel gestrickt sind.
Doch zunächst gibt es mit „De Taptes Dans“ den Tanz der Verlorenen zu hören, und das ist wieder ein treibend fieser Schwarzmetalltrack, der ordentlich die Ohrmuscheln freibürstet, gefolgt vom ähnlich knackigen „Black Night“, welches keineswegs ein Cover des bekannten DEEP PURPLE- Songs ist. Leider ist diese Brataxt schon nach nicht einmal eindreiviertel Minuten zu Ende.
Und dann ist es Zeit für „Mara“, wer oder was das immer auch ist. Hier scheinen die beiden Recken Eld und Kjartan ein wenig in Richtung DARKTHRONE zu schauen, was bei mir ja eh offene Türen einrennt. Tja, und dann kommt „Libertad“, und wie ich schon richtig vermutete, haben wir wieder etwas Schwurbelsound mit einem gesprochenen Wort.
Den Abschluss bietet das eher getragen beginnende „Pentagram“, welches dann doch tatsächlich fast sechseinhalb Minuten lang ist. Es wird zwar zwischendurch auch mal mächtig auf die Kacke gehauen, allerdings verleihen diverse elektronische Spielereien und Sprachsamples, die mich irgendwie an Aleister Crowley erinnern, dem Song eine gewisse Zerfahrenheit.
Letztlich bin ich bei diesem Album hin- und hergerissen, denn einerseits zelebriert das Duo ordentliche Black Metal- Kost mit Anleihen an den Speed und Thrash der Achtziger, andererseits zerpflücken die eigenartigen Zwischenspiele den Fluss des Albums. Dazu kommt noch, dass die Platte gerade so die Halbstundenmarke knackt, durch die Zwischenspiele und das Abschlussstück dennoch tatsächlich Längen offenbart.
Aus diesem Album hätte man eindeutig mehr machen können. Die drei Drittel-Titel-Tracks sind eher störend und auch der „Satanic Messenger“ vermittelt nur eine schwer zu entschlüsselnde Botschaft. Das können auch die zweifellos coolen Tracks wie „Bloodshed“, „De Taptes Dans“ und „Black Night“ nicht mehr vollends rausreißen. Es scheint, um auf meinen Eingangssatz zurückzukommen, als hätten PHANTOM FIRE letztendlich auch sich selbst etwas in die Irre geleitet.
Anspieltipp: „Bloodshed“ und „Black Night“