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PRIMAL FEAR – Code Red (2023)
(8.515) Maik (8,4/10) Heavy Metal
Label: Atomic Fire Records
VÖ: 01.09.2023
Stil: Heavy Metal
Kaum aus der deutschen Power/Heavy Metal- Szene wegzudenken sind PRIMAL FEAR, die seit über einem Vierteljahrhundert schon die Ohrmuscheln derer massieren, die sich dem traditionellen Metal auf die Hirnrinde geschnitzt haben. Zuletzt ist die Band ja eher durch bad news in die Schlagzeilen geraten, und zwar durch die Erkrankung von Mat Sinner. An dieser Stelle meine besten Genesungswünsche!
Wer nun erwartet, dass die Band auf Schongang schaltet, dürfte sich gewaltig in die Wurstfinger säbeln, denn schon der Opener „Another Hero“ zeigt, wo der Frosch die Locken hat. Nicht auf dem Kopf von Ralf Scheepers, allerdings wohl auf seiner Stimme, die mich von Zeit zu Zeit auf den ketzerischen Gedanken bringen, ob der gute Ralf damals nicht doch die bessere Entscheidung als Halford-Substitut gewesen wäre. Schande über mich!
Natürlich erfinden PRIMAL FEAR weder sich selbst, noch den Metal an sich neu, was, ehrlich gesagt, auch keiner wirklich erwartet bzw. gewollt hat. Die Band vermeidet Experimente und macht einfach das, was sie am besten kann. Erdigen Teutonenmetal, der die alten Traditionen wahrt, gleichzeitig aber auch mit modernem Druck auf die Magengrube ordentlich die im Speckmantel versteckten Muskeln massiert.
In Rezensionen anderer Schreiberlinge gab es dafür auch Kritik. Worte wie altbacken, vorhersehbar und klischeehaft kursierten, und vielleicht ist da auch ein Funken Wahrheit drin. Doch das ist mir völlig Wurscht. Denn trotz des Verdachts eines Nummer-Sicher-Albums macht die Scheibe Spass. Und das, liebe Freunde der frittierten Badelatschen, ist doch das Wichtigste.
Und so agieren PRIMAL FEAR in ihrer Komfortzone zwischen ACCEPT, GRAVE DIGGER und, natürlich, JUDAS PRIEST stilsicher und mit traumtänzerischer Genauigkeit, und treffen mit jedem Riff den Nerv des geneigten Headbangers. Natürlich findet man immer mal Riffs oder Gesangslinien, die einem schon mal über die Lauschröhren gewuppt sind, und von denen man ein wenig den Eindruck hat, sie wären vom Schneidetisch JUDAS PRIESTs gefallen, aber auf diese Weise fühlt man sich schon beim ersten Durchlauf zu Hause.
Teilweise wurde auch der lyrische Part bemängelt und als klischeehaft bezeichnet. Und da kann ich nur mit dem Spruch von WIZARD- Drummer Snoppy kontern, den er mir im Interview verklickert hat: „Manchmal muss man auch ein bisschen auf die Kacke hauen!“. Und spätestens beim Song „Cancel Culture“ sollten Lyrik-Meckerer schön das Mäulchen zusperren.
Gut, die obligatorische Ballade „Forever“ nimmt etwas den Drive raus, erinnert ab und zu auch an den Song „Lost XXIII“ von AXEL RUDI PELL, und wäre eigentlich nicht unbedingt nötig gewesen. Doch die Stimme von Scheepers, der jeden Ton mit Präzision trifft, lässt auch den Balladenverächter ein klein wenig mit dem Hirncontainer wippen.
Letztlich gehen PRIMAL FEAR mit diesem Album den Weg des geringsten Widerstandes, konzentrieren sich auf ihre Stärken, eingängige Metalkracher zu schreiben und unterlassen es, durch allzu gewagte Spielereien ihre Komfortzone zu verlassen. Doch das Album macht Spass und wird sich sicher noch einige Male in meine Gehörgänge verirren.
Anspieltipp: „Another Hero“ und „Cancel Culture“
Bewertung 8,4 von 10 Punkten
TRACKLIST:
01. Another Hero
02. The Flood
03. Deep In The Night
04. Cancel Culture
05. Play A Song
06. The World Is On Fire
07. Their Gods Have Failed
08. Steelmelter
09. Raged By Pain
10. Forever
11. Fearless