Label: Metal Blade
VÖ: 26.02.2016
Stil: Progressive Metal
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Die letzten 8 Jahre in der Geschichte der amerikanischen Progformation Redemption kann man getrost als ziemlich beschissen bezeichnen. Erst bekommt Bandkopf Nic van Dyk eine seltene Form der Leukämie diagnostiziert, die er dann im Laufe der Jahre erfolgreich bekämpfen konnte und deren Eindrücke oder Gedanken sich schematisch durch „This Mortal Coil“ bewegen, dann erleidet Leadgitarrist Bernie Versailles 2014 einen Hirnschlag, dessen trauriger Höhepunkt ein kurzeitiges Koma darstellt. Bis heute ist Bernie noch nicht fit genug um seinen Posten wieder einzunehmen. Die Band wollte auf der einen Seite natürlich nicht seinen Heilungsprozess in irgendeiner Form durch Druck und Erwartungshaltung behindern, auf der anderen wollte man auch nicht pausieren bis das Gründungsmitglied wieder fit ist.
Und so machte man aus der Not eine Tugend und lud sich für „The Art of Loss“ jede Menge Saitenhexer ein, von denen 3 als ehemaligen Arbeitgeber die Thrashgötter Megadeth angeben können. Stilistisch hat sich im Hause Redemption zum Glück, betrachtet man mal die letzten Alben von Dream Theater, Symphony X und co. , wenig getan, soll heißen dass dem Hörer lupenreiner Progmetal der alten Schule geboten wird. Ganz im Stile von Songs wie „Threads“ oder „Peel“ beginnt man mit einem Opener, der gleich mal ordentlich loslegt und alle Stärken der Band im Singleformat vereint. Hartes, thrashiges Riffing, virtuose Gitarrenfahrten, großartige Hooklines im Refrain und ein dennoch nicht ganz vorhersehbarer Songaufbau. Chris Poland macht hierbei als Hauptersatz für Bernie eine gute Figur, auch wenn man deutlich seine eigene Note erkennt, und auch die Gastsoli von DGM Gitarrero Simone Mularoni sind von gewohnt hohem Niveau.
Auf der Midtemponummer „Damaged“ greift dann auch, der wohlbekannteste unter den Gastgitarristen, Marty Friedman ein und veredelt einen nicht sehr progressiven aber melodisch sehr angenehmen und typischen Redemption Song, bevor mit „Hope Dies Last“ eine der großen Höhepunkte des Albums kommt. Das Stück beginnt mit einem wunderschönen Pianointro, unterlegt mit Synthieflächen, man bewegt sich nach andächtigem Gesangseinstieg von einem wieder mal sehr einfühlsamen Ray Alder, durch pumpende Bassgrooves, verspielten Leadpassagen bis hin zu einem hypnotischem und emotionalem Finale. Nach dem Zehnminüter gönnt man dem Hörer mit der Halbballade „That golden Light“ eine kleine Verschnaufpause, bevor mit der Dampfwalze „Thirty Silver“ endlich auch der dritte Ex-Megadeth Mann im Bunde, Chris Broderick auf den Plan tritt.
Nach „The Center of Fire“, dem wohl eingängigsten Stück auf der Platte, traut man sich dann auch mal an etwas neues, nämlich einen Coversongsong ran. „Love Reign o’er me“ ist ein alter „The Who“- Rockklassiker, der mit Armored Saint Frontmann John Bush am Mikro interpretiert wird und Spaß macht aber dennoch auf mich wie ein Fremdkörper wirkt. Zum Finale hebt man sich dann den gewünschten Longtrack „At Day’s End“ auf, der mit 22:34 auch wirklich lang ausfällt und natürlich all das enthält was der Progfan erwartet.
Bleibt zu resümieren dass „The Art of Loss“ ein wirklich starkes Album ist, das all denen die von der neuen Dream Theater enttäuscht sind, dringend empfohlen werden kann. Meines Erachtens reicht man nicht an das Überalbum „Snowfall on Judgment Day“ heran, dass auch soundlich noch eine Ecke fetter war, aber zwischen den anderen Großtaten der Diskographie brauch sich „The Art of Loss“ wirklich nicht verstecken. Bleibt eigentlich nur noch zu hoffen, dass die Herren endlich mal ausgiebig Europa betouren und Bernie Versailles möglichst schnell wieder fit wird.
Bewertung: 9 von 10 Punkten
Tracklist:
01. The Art of Loss
02. Slouching towards Bethlehem
03. Damaged
04. Hope Dies Last
05. That golden Light
06. Thirty Silver
07. The Center of Fire
08. Love Reign o’er me
09. At Day’s End
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