Label: Nuclear War Now! Productions
VÖ: 15.08.2020
Stil: Black Metal Punk
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Auf der Suche nach den frühesten Ursprüngen des norwegischen Black Metal lohnt sich ein Blick vorbei an den bekannten Gesichtern, denn da gab es noch mehr. Eine bisher wenig bekannte Band aus dem nord-norwegischen Tromsø hatte den schönen Namen 666, war zwischen Anfang 1982 und 1983 aktiv und zu ihrer Zeit durchaus Local Heros. Damit können sie sich rühmen, sich noch ein ganzes Stück vor MAYHEM gegründet zu haben und damit die ersten zu sein.
Während ihrer kurzen Schaffensperiode gab es eine Handvoll Shows, die mitgeschnitten wurden, und sogar einen Fernsehauftritt, allerdings keine einzige Studioaufnahme, deswegen konnten sie auch nicht von der Tapetrader-Szene profitieren. Noch mehr Underground geht kaum. Die Musiker von 666sind, soweit bekannt, nach wie vor in der Tromsøer Kulturszene aktiv, z.B. als Fotograf oder Kneipier, aber keiner von ihnen hatte Ambitionen, als Musiker in anderen Bands die Welt zu erobern. In den letzten Jahren scheinen die Herren wieder zusammen zu spielen, aber auch nur aus Lust an der Freude, nicht um neue Musik zu kreieren.
Die Mucke klingt so, wie man sich Black Metal aus den frühen 80er Jahren vorstellt: eine Mischung aus MOTÖRHEAD und VENOM, ziemlich punkig, mit norwegischen Texten und nicht uncharmant. Das ist allerdings auch nix, das einen im Jahr 2020 vom Hocker haut. Was 666 außerdem den Titel „frühester Vertreter des Black Metal“ sichert, ist die Ästhetik, die schon viel von dem vorwegnimmt, das später – bis heute – zu den Black Metal-Standards gehört: Nieten an allen freien Stellen, umgedrehte Kreuze, Blut und Pyros.
Die Live-Mitschnitte sind allesamt bereits veröffentlich worden, allerdings in einer Mini-Auflage und längst vergriffen. Damals, das war 1998 bzw. 2003, hatte sich der Manager von 666, Dag Erik Salsten unter dem Banner No Noise Reduction als Labelinhaber versucht (und nichts als die drei Live-„Alben“ veröffentlicht). Fun Fact: das ist der Papa von DEATHHAMMERs Sergeant Salsten. Wer eins dieser alten Alben sein Eigen nennt, bekommt hier nichts neues, insbesondere „Live I“ enthält bereits alle hier präsentierten Aufnahmen. Im Gegenteil: auf der neuen Compilation fehlt die 666-Version von „Louie, Louie“, was ich sehr schade finde.
Warum genau das auf räudigen Old School Black Metal spezialisierte Label Nuclear War Now! Productions nun diese Aufnahmen noch einmal veröffentlicht und wer das kaufen soll, ist nicht ganz klar. Die ganze Geschichte um 666 ist im Grunde unnützes Wissen, mit dem man seine Trveness und Undergroundigkeit herausstellen kann. Die sind eine Kuriosität, eine Randnotiz der Musikgeschichte. Ich habe bisher keinen der berühmteren Norweger von 666 als wichtige, prägende, Underground-Kultband reden gehört, wenn er nach seinen Wurzeln oder einem Schwank aus der Jugend gefragt wurde. So kommt es mir ein wenig vor, als wär der Kultstatus nur künstlich herbeigeschrieben, ohne dass viel dahintersteckt. Andererseits wäre es auch schade, diese Combo der völligen Vergessenheit anheimfallen zu lassen.
Im Moment ist die Compilation als rein digitales Release erhältlich, voraussichtlich im Herbst soll eine LP-Pressung folgen. Sammler und Freaks werden sich freuen.
Bewertung: ohne
Tracklist:
01. 666
02. Yorkshire
03. Lucifer
04. Nokka Å Si
05. Ledera
06. Smerten
07. Alkohol
08. Ledera
09. 666
10. Love and Kiss
11. Smerten
12. Alkohol
Tracks 1-6: Sommerlyst Tromsö Norway - September 18, 1982
Tracks 7-8: Draugen Festival Norway - June 26, 1982
Tracks 9-12: Mortensnes Tromsö Norway - December 1982
666 – 666 (2020)
(6.343) Jezebel ohne Bewertung) Black Metal Punk