Es gibt so einige Bands die in ihrer Karriere so viele verschiedene Stile verschlissen haben wie ein Baby in seiner Frühentwicklung Windeln vollkackt. Manchmal nachvollziehbar doch zumeist für Fans der ersten Stunde und die Reviewer eine Zerreiß- und Belastungsprobe. Ein Paradebeispiel für das von mir grob skizzierte Szenario sind eindeutig Atrocity, die in ihrer Frühphase reinen Death Metal zockten, dann irgendwie und irgendwann im Gothic Sumpf zu verrecken drohten, daraufhin mit „Atlantis“ 2004 für einen neuen Paukenschlag sorgten und sich ihrer Wurzeln besannen, um danach erneut eine stilistische Kehrtwende zu vollziehen. Nun liegt das neue, mittlerweile elfte Album namens „Okkult“ vor, welches satt mit allen Spielarten jongliert, die Mastermind Alex Krull je ausprobierte und dementsprechend schwierig war es für mich, durch diesen musikalischen Dschungel größtenteils durchzublicken.
Anfangs breitete sich bei mir Begeisterung aus, denn der Opener und bereits vorher bereits veröffentlichte Track „Pandaemonium“ offenbart uns einen ziemlich angepisst keifenden Frontmann, was wohltuend an alte „Hallucinations“ oder „Todessehnsucht“ Zeiten erinnert und auch „Death by metal“ hält, was der Titel verspricht. Ein fulminanter Start, welcher auf weitere Glanztaten hoffen ließ, die dann allerdings ziemlich spärlich aus dem Lautsprecher kullern sollten. Vielmehr begannen Atrocity nun, den orchestralen Bogen weit zu überspannen, was an manchen Stellen einfach zu einer kompletten Überfrachtung führte und an sich gute Songs der Marke „March of the undying“ oder den Rausschmeißer „La voisine“, der zu allem Überfluss auch noch viel zu lang geraten ist, ziemlich verschachteln. Ein weiterer Kritikpunkt ist die in meinen Augen für ein solch opulentes Werk viel zu lasche Produktion, bei der die Gitarren an manchen Stellen sehr blechernd klingen und so den Hörgenuss ziemlich trüben. Mit ein bisschen mehr Bumms und Karacho wäre dann ein Song wie der geile Headbanger „Necromancy devine“, der mit einem fetten Blastpart beginnt, ein megafettes Highlight geworden. An sich ist das Album gar nicht übel, wenn…ja wenn da nicht das grauenvolle und gänzlich überflüssige „Satans Braut“ wäre, gegen den Eisregen wie Dream Theater anmuten. Sorry Jungs, aber der Song ist wirklich megapeinlich ohne Ende. Dafür entschädigt aber ein klein wenig dann noch „Murder blood assassination“ mit seinem mehr als coolen Mitgröhl Refrain.
Hmmm…ich habe das Album echt mehrmals gehört und lange überlegt, was ich da für eine Note ansetzen sollte, denn es ist zwar nicht alles Gold was glänzt, doch teilweise rocken Atrocity wie zu guten alten Zeiten, vergessen dabei aber auch nicht ihre über die letzten Jahre angewachsenen Wurzeln. „Okkult“ ist definitiv mehr als abwechslungsreich, hinterließ bei mir aber auch zum großen Teil mächtige Fragezeichen in meinem wettergegerbten Gesicht. Wäre nicht die in meinen Ohren die der Musik nicht gerecht werdende Produktion und dieses von mir erwähnte furchtbare Lied, wären sicherlich ein oder eineinhalb Pünktchen mehr herausgekommen.
Bewertung: zum Teil verwirrende 6,999 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Pandaemonium
02. Death by metal
03. March of the undying
04. Haunted by demons
05. Murder blood assassination
06. Necromancy divine
07. Satans Braut
08. Todesstimmen
09. Masaya (Boca del infierno)
10. When empires fall to dust
11. Beyond perpetual ice
12. La voisine