Was für ein herrlicher Februarmorgen. Die Vögel zwitschern, die Sonne scheint, alles ist friedlich…bis ich die Regler auf rechts tat und mir drei ungehobelte italienische Rotznasen die Scheiße aus dem Leib prügelten. Freunde, was zur Hölle soll das? Hier wabert der tiefe Kellermief durchs gewienerte Wohnzimmer, die gerade frisch gewaschenen Gardinen färben sich grau und irgendwie habe ich das Gefühl, im Bad riecht es nach Erbrochenem, Pisse und schalen Bierresten. So klingt der Undeground, so klingen Barbarian aus der Toskana.
Wo Florenz normalerweise für die Schönheit der Architektur und der als UNESCO Weltkulturerbe anerkannte Altstadt bekannt ist, steht das düstere Trio für exakt das Gegenteil. Hier wird munter drauf losgerumpelt und der Geist der kellerartigen Produktionen Mitte der Achtziger heraufbeschworen. Frontmann Borys bellt wie ein angeschossener Straßenköter und seine Riffs sägen, wie ein 40jähriger, whisky-befüllter Kanadischer Holzfäller. Das hat durchaus Charme, das hat durchaus Stil und bringt dabei sogar einige Ohrwürmer wie das mit coolen Tempiwechseln ausgestattete „Godless, amoral and proud“ oder das mit einem etwas grenzdebilen Text versehene „Total metal“ an die Oberfläche. Doch machen wir uns nichts vor. Barbarian werden über den Status einer waschechten Keller- und Undergroundcombo niemals hinauskommen. Ob sie dies überhaupt wollen, darf bei dem hier betriebenen Minimalismus auch stark angezweifelt werden.
Im Gegensatz zu den vielen Hochglanzproduktionen unserer Zeit sind Barbarian eine äußerst amüsante und kurzweilige Alternative und können zuweilen sehr überzeugen. Mir jedenfalls gefielen die Jungs so gut, dass ich mir gleich deren selbstbetiteltes Debüt zulegen musste, welches noch versiffter klingt, als das hier vorliegende neue Werk. So, ich geh dann nochmal putzen und danach duschen.
Bewertung: mehr oldschool geht nicht. 7,0 von 10 Punkten
Tracklist.
01. Faith extinguisher
02. Inhale the dead
03. Godless, amoral and proud
04. Total metal
05. Fools of Golgotha
06. Crux et circenses
07. We are the profane
BARBARIAN (2014)
Faith extinguisher