Ich zucke immer ein wenig, wenn ich den Stempel „Melodic death metal“ irgendwo sehe, denn die Definition hierfür ist mannigfaltig und hat meist mit Todesblei relativ wenig zu tun. So war ich anfangs ziemlich skeptisch als ich bei meiner Recherche zu Bleeding red desöfteren auf diesen Begriff stieß und war ein klein wenig um die musikalische Qualität des blutjungen Vierers aus der Weltstadt Spraitbach besorgt. Doch meine Bedenken waren unbegründet, denn der Vierer, die allesamt meine Söhne sein könnten (heul, ich werd nicht alt, ich bin es!!!) haben es tatsächlich geschafft, sich mit ihrem harten Mix aus verschiedenen Stilen, die der Death Metal mittlerweile zu bieten hat, ihren eigenen Stil zu kreieren und somit ein hohes Maß an Abwechslungsreichtum und Wiedererkennungswert zu erlangen, was heutzutage ziemlich schwierig, bis unmöglich für eine junge, neue Band ist.
Ich erinnere mich noch dunkel an den Auftritt der Jungs beim 2010er Summerbreeze, wo alles noch etwas rumpelig und wenig differenziert klang, doch diese Scharte wurde ausgewetzt, wie die Songs auf dem offiziellen Longplayer Debüt „Evolution’s crown“ beweisen. Die beiden Gitarristen Manuel und Timo, der ebenfalls seine Stimmbänder zum Einsatz bringt, wissen ganz genau, wie man ein griffiges Riff fabriziert und scheuen dabei auch nicht davor zurück, ein wenig in der großen Thrash Grabbelkiste zu wühlen und so einige verstaubte Perlen an die Oberfläche zu zaubern, die prima in das musikalische Konzept von Bleeding red passen. Da will natürlich die Rhythmus Fraktion um Fabian und Michael nicht hinten an stehen und legen einen grundsoliden Teppich, der allerdings ein klein wenig unter der in meinen Augen zu cleanen Produktion leidet. Hier hätte ich mir ein paar mehr Ecken und Kanten gewünscht, die der durchaus mehr als hörbaren Mucke Bleeding Red’s prima zu Gesicht gestanden und Songs wie dem etwas Hardcore-lastigen „Tritoxine“, dem schleppenden Ohrwurm „Involution“ oder „Nameless“ noch ein paar Pünktchen mehr beschert hätten. Macht aber gar nichts, da man mit „The running man“ oder mit dem besten Song „Thoughtcrime“, in dem Bleeding red all ihre Stärken vereinen, wirklich starken Stoff in der Pipeline hat. Einzig die verienzelten Blastparts passen nicht ganz und wirken zuweilen etwas deplatziert. Lediglich bei „Calling for your downfall“ geht die Rechnung auf, ansonsten könnte man zukünftig auch gut und gerne darauf verzichten. Was allerdings ebenfalls ein mehr als positiver Faktor ist, sind die dezenten Keyboards, die gerade bei „Godess of black“ zum Einsatz kommen und dem Sound noch eine Nuance Atmosphäre verleihen. Sehr schick.
Ein klein wenig Schatten, ansonsten ganz viel Licht gibt es auf „Evolution’s crown“, welches wirklich Spaß macht und erahnen lässt, was für ein Potential noch in den Jungs steckt. Die Krone der Evolution ist es zwar noch nicht, aber wenn Bleeding red so weitermachen, könnten sie durchaus in höhere Gefilde aufsteigen. Auch hier ist Unterstützung angesagt, in welcher Form auch immer. Sehr beachtens- und empfehlenswert.
Bewertung: für den Anfang beachtliche 8,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Bloodforce
02. The running man
03. Nameless
04. Wasted screams
05. Thoughtcrime
06. Unmaster
07. Involution
08. Calm before the storm
09. Tritoxine
10. Frequencies
11. Godess of black
12. Calling for your downfall