BLINDGÄNGER – Damokles (2025)
(9.319) Maik (7,9/10) Heavy Metal
Label: DIY
VÖ: 02.01.2025
Stil: Heavy Metal
Als mir Olaf die neue CD der Leipziger BLINDGÄNGER in den Ordner schob, bat er mich gleich, über die deutschen Texte hinwegzusehen. Gut zunächst schwangen sich einige Befürchtungen in meinem Hirn auf, mir zu suggerieren, dass es sich mal wieder um eine Band aus der Sparte Neue Deutsche Härte handelt. Doch glücklicherweise schien sich diese Befürchtung doch nicht zu bewahrheiten. Denn „Damokles“ entpuppte sich dann für mich doch nicht als Pendant des Schwertes, welches über dem besagtem altgriechischen Hoschi herumgebaumelt hatte.
Nun gut, der erste Song nach dem Intro „Prolog“ mit dem Titel „Respekt“ hat textlich etwas von der Schiene ‚die Welt ist so böse zu mir, aber ich bin stark und schlage zurück.‘ Was ja eigentlich keine schlechte Aussage ist, sich aber mittlerweile zum Dauerlutscher entwickelt hat. Doch schon mit dem Titelsong „Damokles“ erwecken die Mannen mein Interesse. Denn ich sehe respektiere höre hier fast philosophisch anmutende kritische Sichten auf unsere tolle Welt von Leistung, Wachstum und Profit.
Auch „Stolperstein“ hat eine Aussage, welche gerade in unserer Zeit immer wichtiger wird, in der Rechtspopulisten weltweit ihre Rattenfängeraktivitäten zu immer größeren Erfolgen bringen. Im Grunde geht auch das folgende „Zeichen“ in diese Richtung. In diesem Zusammenhang ist es vielleicht gerade gut, dass die Lyrics in Deutsch sind, damit die Aussage nicht im musikalischen Gesamteindruck verschwindet.
Und die Gefahr besteht, denn die Band nagelt auch noch endgeile Riffs an die Wand, die teils den Hardcore/Thrash-Bereich streifen und den Songs den richtigen Vortrieb verpassen. Gerade das Anfangsriffing von „Das Warten Auf Nichts“ brennt ordentliche Schneisen in den Wald der Synapsen. Der Chorus des Songs hat allerdings leichte Metalcore- Anklänge.
Bei „Schwestern aus Stahl“ handelt es sich keinesfalls um das feministische Pendant zu MANOWARs vielbesungenen ‚Brothers Of Metal‘. Dafür kommt hier eine echte Stahlschwester, nämlich Laura Guldemond von den BURNING WITCHES in diesem Song zu einem Gastauftritt. Einen hymnisch epischen Touch hat der Song dennoch. Natürlich mit HoHoHo-Gesängen, die sich wohl nicht vermeiden ließen. Nach dem ziemlich thrashigen „Ganz Gleich“ kommt noch mal ein Song, der sich eher im melodischen Bereich aufhält und fast eine Spur epischen Pathos enthält, und das Album eher sanft, fast folkmäßig ausklingen lässt.
„Damokles“ ist bereits das fünfte Studioalbum von BLINDGÄNGER. Die Band ist allerdings bisher völlig an mir vorbeigerutscht. Besser gesagt, ich hatte mich nie wirklich dafür interessiert. Ich habe ja meist eine Aversion gegen deutsche Texte, weil die mich von der Instrumentierung ablenken. Besonders, wenn sich, wie beim Großteil der NDH- Bands, Brachiallyrik mit austauschbaren Songstrukturen paart. Diese Klippen haben BLINDGÄNGER ziemlich gekonnt umschifft, indem sie erstens intelligente Texte haben, und zweitens Riffs ins Gelände schrauben, die genug auf sich aufmerksam machen.
Anspieltipp: „Damokles“ und „Downfall“