BRAINSTORM – Plague of Rats (2025)
(9.343) Olaf (8,7/10) Heavy Metal
Label: Reigning Phoenix Music
VÖ: 28.02.2025
Stil: Heavy Metal
Manchmal braucht es keine Experimente. Kein verkopftes Konzept, keine übertriebene Suche nach Innovation. Sondern einfach nur eine Band, die genau das macht, was sie am besten kann: Heavy Metal, kraftvoll, mitreißend, ohne Firlefanz. Brainstorm beweisen mit "Plague of Rats" einmal mehr, warum sie zurecht zu den besten und konstantesten Acts des europäischen Heavy Metal zählen.
Seit ihrer Gründung 1989 sind Brainstorm eine verlässliche Größe im Metal. Mit ihrem 1997er Debüt Hungry legten sie den Grundstein für eine Karriere, die über Jahrzehnte hinweg nie an Qualität eingebüßt hat. Spätestens mit Soul Temptation (2003) und Liquid Monster (2005) etablierten sie sich als eine Band, die den Spagat zwischen brachialer Härte und einprägsamen Melodien meisterhaft beherrscht. Ein Markenzeichen, das sie sich bis heute bewahrt haben. Nun also die Rattenplage, die sich weniger als solche darstellt, sondern vielmehr eine bärenstarke Bündelung der bekannten Brainstorm’schen Resourcen ist, die nicht nur mich mitreißen werden.
Das neue Werk fährt ohne Umschweife volle Power. Keine unnötigen Intros, keine Balladen, kein akustischer Firlefanz – hier wird einfach abgeliefert. Und das in einer beeindruckenden Produktion von Seeb Levermann (Orden Ogan), der den Songs eine klare, wuchtige Klangwand verpasst hat, die dennoch nicht überproduziert klingt. Alleine der Snaresound ist grandios und die Anschaffung wert.
Besonders spannend: Nach Soul Temptation (2003) greift die Band erneut indische Mythen auf. So widmet sich "Garuda (Eater of Snakes)" dem halb mensch-, halb adlergestaltigen Reittier Vishnus, das als göttlicher Schlangentöter bekannt ist. Wer jetzt glaubt, Brainstorm würden sich damit in esoterische Sphären begeben, kann beruhigt aufatmen: Der Song ist ein mächtiges Midtempo-Monster mit donnernden Riffs, treibendem Groove und hymnischem Refrain. Noch epischer wird es mit "Shepherd Girl", das sich auf das Gitagovinda aus dem 12. Jahrhundert bezieht. Die Geschichte um Krishna und Radha, die über Trennung und Eifersucht hinweg zueinanderfinden, wird von Brainstorm nicht als sanfte Ballade, sondern als episches, melodisches Metalstück umgesetzt, das eindringlich und voller Emotionen ist.
Zusätzliche Würze bringen die Gastauftritte von Elina Siirala und Alex Krull von Leaves' Eyes. Elinas Stimme sorgt für eine spannende Kontrastwirkung bei „Your Soul that lingers in me“, während Krulls markante Vocals „From Hell“ noch mehr Tiefe und Brutalität verleiht. Dennoch bleibt alles stimmig und niemals überladen. Brainstorm wissen genau, wann genug ist. Und das gilt auch für den Gesamtklang des Albums. Genau so muss eine moderne Heavy-Metal-Produktion klingen.
Musikalisch gibt es keinerlei Durchhänger. Die Scheibe bietet mit schweren Gitarrenläufen und einer packenden Gesangslinie von Andy B. Franck, der sich einmal mehr in Bestform präsentiert, unglaublich viel Value for Money. Brainstorm verstehen es, den Spagat zwischen Melodie und Härte zu meistern – ohne dabei je in weichgespülte Gefilde abzurutschen.
Manchmal braucht es eben kein Experimentieren. Plague of Rats ist genau das, was Fans wollen: Fett, heavy, eingängig, ohne dabei an Wucht zu verlieren. Hier wird nicht geflüstert oder mit Akustikgitarren herumgedudelt – hier wird richtig gearbeitet. Und das mit einer Leidenschaft, die auch nach über 30 Jahren Bandgeschichte ungebrochen ist. Wer nach einem Album sucht, das kompromisslosen Heavy Metal ohne Schnickschnack liefert, ist hier genau richtig. Brainstorm bleiben sich treu – und das ist verdammt gut so.
Bewertung: 8,7 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Intro
02. Beyond Enemy Lines
03. Garuda (Eater of Snakes)
04. False Memories
05. The Shepherd Girl (Gitagovinda)
06. Your Soul that lingers in me (feat.Elina Siirala)
07. Masquerade Conspiracy
08. From Hell (feat.Alex Krull)
09. The Dark of Night
10. Crawling
11. Curtains Fall