Label: Avantgarde Music
VÖ: 18.12.2017
Stil: Atmospheric Black Metal
Informationen über das Projekt CIRCLE OF SALT zu finden, ist wie im Keller nach Licht zu suchen – man findet höchstens dank eines ungeplanten, winzigen Durchbruchs zur Oberfläche einen hellen Fleck. Denn der Kanadische Musiker und Multiinstrumentalist Maikan hinterlässt keine Spuren außerhalb seiner Musik im weltweiten Web. Sprich all so etwas wie Internetpräsens, gerade in sozialen Netzwerken, wird möglichst umgangen. Lediglich Bandcamp wird, aufs Minimum reduziert, genutzt. Und auch die Darstellung des Covers ist ebenso puristisch. Nur ein Baum und etwas Geäst bei Nacht werden gezeigt, nicht einmal ein Logo prangt. So wird alles, was von der Musik selbst ablenken könnte gemieden. Fragt mich also nicht, warum die zwei Songs beinhaltende MCD vom Februar 2015 nun einmal neu erschien. Wichtig ist nur, dass sie dies tat.
Denn die Scheibe hat eine Menge zu bieten. Wie das bei zwei Titeln sein kann? Nun, das geht ganz einfach, wenn diese eine Spielzeit von 20 bzw. 19 Minuten haben. „Beneath the Frozen Moon of Imbolc“ und „Suffer the Cold“ tragen eine Menge Dunkelheit und Melancholie in sich, womit wir uns wieder im eingangs erwähnten Keller zurückversetzt fühlen. Das eröffnende „Beneath…“ startet mit einem lauten schrillen Ton, der in den Ohren ziemlich pfeift. Doch schon bald entwickelt sich daraus eine großartige tragende, ja schon hypnotisierende Melodie, die eine ganze Weile gehalten wird. Sie rückt ganz langsam, Stück für Stück in den Hintergrund und wird von einem neuen Riff übermannt. So geht es immer weiter. Wie Wellen schlagen die Hymnen auf den Hörer ein. Dann ein kurzer Break und ein neues Kapitel wird eingeleitet. Es grenzt schon etwas an Wahnsinn, was hier an kompositorischer Kraft aufgefahren wird. Gern würde ich einmal die Spuren auf dem Aufnahmebildschirm sehen. Hier sind zeitweise so viele Melodien zu hören, dass man glaubt, einem Orchester zu lauschen. Oder sind es gar nicht so viele und man wird lediglich durch die cleveren Arrangements getäuscht? Wissen tut auch dies letztlich wohl nur Maikan selbst. Und das macht es wieder geheimnisvoll und interessant.
In diesem Gefüge von Gitarren und Drums lassen auch ein paar sanfte Tastentöne raushören, aber eben so dezent, dass von einem Keyboard-Overload nicht im Entferntesten die Rede sein kann. Sie runden das Ganze sanft ab und dienen neben wirklich nur kleinen Akzenten nur dann auffälliger, wenn eine Überleitung von Part zu Part stattfindet. Vieles erinnert mich hier wieder einmal an die Glanztaten von WOLVES IN THE THRONE ROOM. Und nein, liebe Leser, ich werde wohl nie müde werden, sie als Lieblingspräferenz heranzuziehen. Dass die Stimme etwas in den Hintergrund rückt, könnte manch einem vielleicht missfallen. Ich finde, dass sie aber als weiteres Instrument gesehen werden sollte und somit auf Augenhöre mit der Musik agiert. Und auch dies kenne ich von den Amerikanischen Thronwölfen.
Doch als Kopie sollte man CIRCLE OF SALT mitnichten sehen. Ich entdecke eben nur Parallelen, was ja nichts Schlechtes heißt, im Gegenteil. Ist es nicht immer wieder großartig, wenn dich die Musik so packt, dass sie dich in ihren Bann zieht und du alles vergisst, du die Augen schließt und dich davontragen lässt, an einem dunklen, einsamen Ort und du allein bist mit deinen Gedanken? Eben! Ich finde so etwas inspirierend und das gibt mir oft mehr, als rüdes Geknüppel.
Und lärmen kann „Suffer the Cold“ schließlich auch sehr gut. Gerade der gleichnamige zweite Titel der Scheibe, der sich zunächst zwar ein ca. fünf minütiges, ruhiges Intro gönnt, feuert mächtig um sich, bevor der melodische Klang zurückkehrt. Gut, ganz so fesselnd wie im superstarken ersten Song wird es diesmal nicht, dafür kommt eine wütende Kraft, wie man sie von den Isländern MISÞYRMING kennt, zu Tage.
CIRCLE OF SALT gelingt mit „Suffer the Cold“ ein wirklich starkes Stück Musik, das mir sicher noch länger im Gedächtnis bleiben wird. „Dunkel, fesselnd und kraftvoll“ so darf man die zwei Titel, von denen ich gern noch mehr gehabt hätte, zusammenfassen. Die (gut gewählten) Einflüsse sind erkennbar und doch keine Blaupausen. Ob die Spielzeiten mit je rund knapp 20 Minuten jeden Hörer bis zum Ende halten können oder ob es ratsam gewesen wäre, sie zu halbieren, bleibt wohl extrem subjektives Empfinden. Vielleicht hätte Maikan dadurch den Titeln noch andere Wendungen verleihen können, aber das ist nun wirklich sehr spekulativ und ebenso eine interessante Frage für die nächste Veröffentlichung, die hoffentlich nicht allzu lang auf sich warten lässt. Fakt ist jedenfalls, dass diese zwei Hymnen eines (noch) recht unbekannten, kanadischen Künstlers mehr zu erzählen haben als so manche Langrille großer Namen.
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
1. Beneath the Frozen Moon of Imbolc
2. Suffer the Cold