Label: Czar of Crickets Productions
VÖ: 03..11.2017
Stil: Black Metal
Der Player springt an, ich lese gleich was von knapp acht Minuten und denke, es wird wohl wieder eine dieser epischen, verträumten Scheiben werden. Aber nein, COLDCELL aus Basel lassen sich zwar anfänglich etwas Zeit, hämmern dann jedoch ordentlich los. Und dennoch kommt hier eine bitterböse Atmosphäre auf.
Zwar spielt der Opener "Growing Girth" ein wenig mit der Dynamik und nimmt immer mal wieder das Tempo raus, um in stilleren Momenten den Hörer zu fesseln, doch ist der Grundton schon ein deutlich aggressiverer als bei vielen anderen, momentan so angesagten Kapellen. Gut, das folgende "Entitiy I" fährt während seiner deutlich kürzeren Spielzeit auf einer ruhigeren Strömung. Dafür bleibt die Stimmung aber weiterhin schön düster und bedrohlich. Ein wenig erinnert mich der Sound hier ans letzte Wunderwerk von DARK FORTRESS. Und da schau an, Recording und Mix langen in den Händen von niemand geringerem als V. Santura persönlich.
"Seize The Whole" knüpft an die dunklen Klänge an, nimmt aber immer mehr Fahrt auf, drescht mit dem schwarzen Flegel heftig zu und mündet in einem wahnsinnigen Schrei. Mit "Tainted Thoughts" lassen sich die Schweizer erneut viel Zeit und somit eine Menge Spielraum und nutzen eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Der Titel beginnt sehr doomig, wird aber immer wütiger und schreckt auch nicht vor ambient zurück. Ein paar kehlige Zeilen erinnern erneut an DARK FORTRESS, diesmal speziell an deren Sänger Morean. Ab der Songmitte wandelt sich der Titel in ein sehr psychotisches Stück, das sich bis zum Ende auf leisen Tönen und gequälten Schreien nach Hause trägt. Wenn ich also am Anfang noch mögliche Träumereien negierte, so muss ich dies hier widerrufen. Denn so könnte man Albträume vertonen.
Nach diesem Trip in die Dunkelheit bricht "Sleep Of Reason" mit schweren, vollen Arkkorden die Stille. Natürlich rasen die Gitarren hier nicht gleich dahin - das würde dem Konzept auch nicht gerecht - doch bereiten die genannten Einschläge auf den Saiten und dazu die treibenden, rund rollenden Drums den Hörer schon gut auf ein folgendes Gewitter vor. Und dieses überfährt jeden mit all seiner negativen Energie, seinem Zorn auf die Menschheit.
Wie zu Beginn darf man auch "Entity II" als eine Art Überleitung verstehen, die zum nächsten Abschnitt des Albums geleitet. Es ist zäh und unbequem, finster und etwas melancholisch - so wie die Sicht von COLDCELL auf die Welt. Und in ein ebenso freudloses Stück führt uns dieses Interlude. "Drought In The Heart" ist verdammt schwermütig und beklemmend. Die verzweifelten Schreie von Gitarrist w4 kröhnen das Ganze und lassen kalte Schauer den Rücken herabkriechen. Ein erneuter Albtraummoment, der sich mit dem Einsetzen der Drums weiter steigert und durch fiese Melodien endgültig gipfelt. Ein richtig fetter Schocker, dieser Song!
Danach geht es mit überraschend viel Schwung ins Finale. Das treibende "Heritage" lädt direkt zum Mitwippen ein. Es bleibt zwar dunkel, jedoch weniger beklemmend - vorerst. Denn COLDCELL würden das Album nicht beenden ohne noch einmal ihren Wahn und ihre Wut nach außen zu kehren. Nach abermals psychotischen Fragmenten drehen die Schweizer noch einmal auf und prügeln bei giftigster Stimmung alles nieder und beschließen ihr Werk mit einem lauten Knall.
"Those" ist ein richtig dicker Klumpen aus Finsternis, Zorn und Hässlichkeit und doch nicht primitiv oder gar stumpf. Im Gegenteil, die Scheibe besticht durch Tiefgang und Abwechslungsreichtum. Die Songs sind oft lang, aber nie langweilig. Sie fesseln und verstören gleichermaßen. Wer es gern besonders schwer und beklemmend mag, so viel müsste wohl jedem klar geworden sein, der sollte hier auf jeden Fall reinhören.
Bewertung: 9,3 von 10 Punkten
Tracklist:
1. Growing Girth
2. Entity I
3. Seize the Whole
4. Tainted Thoughts
5. Sleep of Reason
6. Entity II
7. Drought in the Heart
8. Heritage