CORROSIVE - Wrath of the witch (2023)
(8.562) Olaf (10/10) Death Metal
Label: MDD Records
VÖ: 13.10.2023
Stil: Death Metal
Es ist schwer bei einem Review, über das ich mir verdammt lange Gedanken gemacht habe, die passenden Worte zum Einstieg zu finden, ohne gleich die Katze komplett aus dem Sack zu lassen. Und wer mich näher und vor allem meine Reviews kennt weiß, wie sehr ich auf das Marburger Todeskommando von Corrosive stehe. Einige von Euch werden natürlich schon bei der Betrachtung der Note etwas ungläubig den Kopf schütteln und mit den Augen rollen, doch ich werde versuchen, Euch von meiner Begeisterung für dieses epochale, todesbleiernde Meisterwerk zu überzeugen, Euch damit zu infizieren, um Euch die Entscheidung leichter zu machen, alles, was in irgendeiner gearteten Form mit „Wrath of the witch“ zusammenhängt, umgehend zu kaufen.
Das Corrosive eine der fleißigsten Bands im deutschen Death Metal sind zeigt ihre Discographie in den letzten sechs Jahren, in denen man auf fünf Releases gekommen ist und wie ich die Truppe um die Gründungsmitglieder Andy und Sascha kenne, sind die Alben 7 und 8 auch schon fertig und warten auf das passende Veröffentlichungsdatum. Doch darum geht es heute nicht, sondern um das Konzeptalbum der Hessen, die sich nicht nur musikalisch auf eine anspruchsvolle Reise begeben, sondern diese auch gesangstechnisch auf neue Höhen bringen.
Auf diesem mit einem überwältigend geilen Coverartwork versehenen schwingt nämlich nicht nur Andy das Mikro, sondern man hat sich für die einzigartige Dramaturgie gleich mehrere Gäste eingeladen, was im Vergleich zu anderen Projekten vieler Bands mit ähnlicher Idee hier großartig funktioniert und dem Album einen komplett anderen Drive gibt, da man alle Stimmen perfekt voneinander unterscheiden kann. Beispielsweise hat man der Figur der teuflischen Hexe in Person von Nihil Fronterin Eva Schmidt sogar mit „End of your bloodline“ einen kompletten Song lang den Raum gelassen, um diese Figur dramaturgisch in den Vordergrund zu setzen. Ihr weißer Widerpart hingegen wir von Sabina Classen verkörpert, die so richtig schön herrlich schizo klingt und sich perfekt mit dem gruseligen Gebell von Frontmann Andy vereint. Doch das sind noch lange nicht alle Gäste.
Warpath und Sacrifire Frontmann Dirk Weiß gibt uns den alten Mann, Hyems Frontblackie Andreas Jäger geht als Inquisitor auf dem deutschsprachigen „Hexenhure“ und „Shiver of pleasure“ auf die Jagd nach den unheiligen Weibsbildern, dem als Folterknecht Tankards Gerre zur Seite steht. Final Cry Frontmann Kai Wilhelm spricht dann als Richter in „Burning of the develish whore“ das Urteil, welches von seinem Kollegen Eiko Truckenbrodt an der Sechssaitigen musikalisch untermalt wird. Und ganz ehrlich? Für mein Empfinden hätte man da auch gut und gerne noch ein paar prominente Stimmen mehr dazu holen können, denn wo solch ein Aufgebot an verschiedenen Charakteren manchen Alben das Genick bricht, ist das auf „Wrath of the witch“ einfach nur brillant verarbeitet und dramaturgisch schon fast auf Theater-Niveau umgesetzt.
Musikalisch haben Corrosive alles reingepackt, was ihre Vorgängeralben schon so unglaublich heavy gemacht haben, doch ich finde, dass hier heuer eine ganze Menge Schwärze eingearbeitete wurde, was der Thematik des Konzeptes sehr guttut, nicht aufgesetzt wirkt und immer noch genügend Raum für eigene Interpretationen lässt. Und genau dass ist es, was die Mucke der Hessen immer so interessant macht, denn statt Morbid Angel oder Deicide höre ich diesmal eine ganze Menge Belphegor raus und einen Überraschungshit wie die Death Metal Ballade „Necroloveicon“, den ich bis heute für einen der besten Songs des Jahres 2022 halte (und deswegen hier noch einmal mit reinpacke) sucht man diesmal vergeblich, was dem Hörgenuss aber keinerlei Abbruch tut.
Dazu ein stimmiges Coverartwork von Simon Bossert, eine saufette Produktion (wie immer) und so viel Abwechslungsreichtum, wie man es bei einer Band dieser Coleur sehr selten oder wenn überhaupt lediglich in einzelnen Parts findet. Soll heißen, dass man das Album immer und immer wieder hören kann, ohne dass auch nur ein Funken Langeweile aufkommt.
Schluss mit verklärender Hexenromantik, auf „Wrath of the witch“ geht es dreckig, grausam und authentisch zu, was in einem geradezu epischen Konzept mit vielen Gästen mündet, was ich von einer Death Metal Band aus Deutschland so noch nicht gehört habe. Musikalisch agiert man ebenso auf einem abartig hohen Level, sodass man sich langsam aber sicher an die weltweite Spitzengruppe heranrobbt und ein großer Labeldeal somit nur noch eine Frage der Zeit sein kann. Corrosive haben hier ohne Zweifel nicht nur ihr schwarzes Album, sondern eines der besten Death Metal Alben Deutschlands aller Zeiten veröffentlicht. Dieses Meisterwerk ist Pflicht in jeder gottverdammten Sammlung.
Bewertung: 10 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Queen of the night
02. Fairy tale of a devilish witch
03. A victim of black magic
04. Milk honey sweet wine and blood
05. End of your bloodline
06. Buried by fire
07. The white witch, saviour of damned souls
08. Rape of the witch
09. Hexenhure
10. Shiver of pleasure
11. Burning of the devilish whore
12. Wrath of the witch