CRIMSON VEIL - Hex (2024)
(9.112) Olaf (6,0/10) Dark Alternative Rock
Label: Reigning Phoenix Music
VÖ: 20.09.2024
Stil: Dark Alternative Rock
Crimson Veil ist eine Band, die sich schwer einordnen lässt – und das ist vielleicht ihr größtes Markenzeichen. Seit ihrer Gründung haben sie sich konsequent geweigert, sich einer bestimmten Schublade zuzuordnen. Ihre musikalische Heimat liegt irgendwo im Spannungsfeld zwischen Post-Metal, Prog, Shoegaze und düsterem, atmosphärischem Sound, der immer wieder neue Richtungen einschlägt. Was sie auszeichnet, ist ihr Mut zur Unvorhersehbarkeit, was gleichzeitig ihre Stärke und Schwäche ist.
Die Band ist noch relativ jung in der Szene, und bisher gab es mit Ausnahme einiger vorab veröffentlichten Singles nur ein paar Anhaltspunkte, die jedoch schon früh darauf hingewiesen haben, dass Crimson Veil eine Art musikalisches Chamäleon ist. Bereits da zeigte sich aber deutlich, dass sie sich nicht scheuen, Genre-Grenzen zu verwischen. Ihr erstes nun auf den Markt gebrachtes Album Hex führt diese Soundstrukturen fort – aber ob das letztendlich gut oder schlecht ist, bleibt Geschmackssache.
Ein schwer definierbares Album
Hex ist eines dieser Alben, die schwer zu beschreiben sind. Es gibt viele Elemente, die man als „an sich nicht schlecht“ bezeichnen könnte – die Atmosphäre ist dicht, die Instrumentierung ist detailverliebt, und es gibt durchaus interessante melodische Wendungen. Doch genau in dieser Vielfältigkeit verliert sich das Album manchmal. Es scheint, als ob Crimson Veil sich musikalisch nicht ganz entscheiden können, in welche Richtung sie wollen.
Es gibt Momente, in denen der Sound kraftvoll und düster aus den Boxen dröhnt, nur um dann plötzlich in fragile, fast schon ambientartige Passagen überzugehen. Diese stilistischen Wechsel mögen für manche Hörer faszinierend sein, aber irgendwann geht diese ständige Unbestimmtheit auch auf die Nerven. Man fragt sich: Was will die Band eigentlich aussagen? Ist das Ganze ein Experiment, oder doch eine klare künstlerische Vision? Ein Pluspunkt hier ist aber definitiv die Wandelbarkeit von Frontfrau Mishkin Fitzgerald, der man selbst über Albumlänge gerne zuhört.
Ein wenig wie Rolo Tomassi, aber nicht ganz
Wenn man einen Vergleich ziehen müsste, dann kommen einem vielleicht Bands wie Rolo Tomassi in den Sinn – diese schaffen es ebenfalls, verschiedene Genres zu verschmelzen und dabei dennoch eine klare musikalische Identität zu bewahren. Aber bei Crimson Veil bleibt genau diese Identität oft auf der Strecke. Wo Rolo Tomassi durch klare Strukturen und dramatische Steigerungen glänzen, fühlt sich Hex manchmal eher wie ein zielloses Umherirren an. Es gibt zwar Momente, in denen sich das Album auf ein packendes Crescendo zubewegt, doch diese Momente verpuffen oft schneller, als dass sie nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Interessant, aber manchmal nervig
Zugegeben, Hex ist interessant – es gibt immer wieder Passagen, die überraschen, ungewöhnliche Akkordfolgen, atmosphärische Interludes und harte, dissonante Ausbrüche. Aber irgendwann wird dieses Spiel mit den Erwartungen ermüdend. Der Hörer wird immer wieder aus der Komfortzone gerissen, ohne dass sich ein kohärenter Fluss entwickelt. Es fühlt sich an, als wolle die Band unbedingt zeigen, wie vielseitig sie ist, aber dabei vergessen sie, dass weniger manchmal mehr ist. Das immer wiederkehrende Hin und Her zwischen den verschiedenen Stilen wirkt mit der Zeit anstrengend.
Unentschlossenheit als größtes Problem
Crimson Veil haben mit Hex ein Album geschaffen, das sowohl fasziniert als auch frustriert. Es gibt viele interessante Ansätze, die zeigen, dass die Band durchaus in der Lage ist, spannende Musik zu machen. Doch diese Ideen werden oft durch eine mangelnde Struktur und Klarheit zunichtegemacht. Es bleibt der Eindruck, dass die Band noch auf der Suche nach ihrem eigenen Sound ist.
Wer auf chaotische, unvorhersehbare Musik steht, die sich nicht an Konventionen hält, wird Hex vielleicht als inspirierend empfinden. Für mich jedoch war es ein Album, das mich letztlich mehr genervt als begeistert hat. Man kann den Mut zur Vielfalt loben, aber irgendwann geht einem die ständige stilistische Unentschlossenheit auf die Nerven. Crimson Veil haben das Potenzial, mehr aus ihrem Sound zu machen – aber dazu müssten sie lernen, ihre Stärken besser zu kanalisieren und einen klareren musikalischen Fokus zu finden.
Bewertung: 6,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Hex
02. Ribbons
03. Flinch
04. Shift
05. Illuminate
06. Opulence
07. Joyless
08. Awake
09. Task