DIE FOR MY SINS – Scream (2024)
(9.205) Maik (5,5/10) Melodic Metal
Label: Vici Solum Productions
VÖ: 22.11.2024
Stil: Melodic Metal
Vor zwei Jahren gründeten die Brüder Fabio und Nicholas Calluori das Heavy Metal Project DIE FOR MY SINS und legen nun das Debütalbum unter dem Titel „Scream“ auf den Prüfstein.
Vokalistisch haben sich die beiden Italiener mit Ralf Scheepers und Ian Parry verstärkt, was die Richtung der Musik natürlich in Richtung Heavy Metal drückt. Beziehungsweise drücken sollte. Der Opener und gleichzeitig Titelsong atmet schon ein klein wenig JUDAS PRIEST- Vibes und setzt schon mal eine gute Duftmarke. Deshalb war dieser ja auch einer der vorherigen Singleauskopplungen.
Die zweite folgt genau darauf, doch hat „Time“ doch eine etwas kommerziellere Ausrichtung. Die Gesangslinien sind eher liedhaft und das Keyboard übernimmt große Teile des instrumentellen Bereichs. Hier würden mir eher Bands wie PRETTY MAIDS als Vergleich einfallen. Geht aber ganz nett ins Ohr.
Auch „Still Alive“ präsentiert sich eher keyboardlastig, womit sich die Band wohl eher in eine Melodic Metal- Schiene verorten möchte. Einzig die hart abgemischten Gitarren erzeugen metallische Gänsehaut, leider büßen sie doch sehr viel Raum ein gegen den Synthyendgegner.
Und spätestens ab hier zeigt sich auch eine gewisse Nummer-Sicher-Attitüde beim Songwriting. DIE FOR MY SINS bedienen sich des reichhaltigen Fundus des Heavy Metal, bieten aber zu wenig eigenständiges Songwriting, was die Musik auch sehr vorhersehbar macht.
Mich verärgert es auch, wenn ein eigentlich recht hartes Riff am Anfang der Songs angenehme Heavyness verspricht, der ganze Kram dann aber wieder im Gesamtsound weichgespült wird. Beispiel ist der Song „Waiting For Your Hero“, der mir insgesamt viel zu brav erscheint.
„Sign Of The Cross“ wirkt dann etwas epischer und erinnert, auch wegen der Thematic, ein wenig an neuere GRAVE DIGGER, oder an ausufernde neuere MAIDEN, allerdings können auch kurz aufblitzende progressive Elemente nicht mit den genannten Bands mithalten.
„Scream“ ist beileibe kein schlechtes Album, kann aber auf gesamter Länge das Versprechen, welches der Opener am Anfang der Scheibe gibt, nicht einlösen. Es blitzt viel zu wenig Eigenständigkeit auf, ist vorhersehbar und entwickelt auch nur bedingt Härte. Man spürt regelrecht, dass hier ein Album am Reißbrett konfiguriert wurde, welches insgesamt nett anzuhören ist und auch nicht weh tut. Jedoch bleibt bei mir trotz mehrmaligen Hörens kaum etwas hängen.
Von der musikalischen Ausrichtung hätte das Album auch auf Frontiers Music herauskommen können, es ist diese typische Plattenschmiede nach dem Motto, wir bringen ein Album raus, engagieren einen bekannten Sänger und das Ganze wird zum Selbstläufer.
Wird es aber nicht. Und das reißt auch ein ansonsten effektvoller Ralf Scheepers nicht raus. Der Hörgenuss, und das ist wirklich selten, schmälert sich bei mir mit jedem Durchgang, weil ich immer mehr Stellen entdecke, wo beim Songwriting bewusst oder unbewusst bei anderen Alben geklaut wurde. Gut, auch Klauen will gelernt sein, allerdings sollte man dann auch gekonnt die Fahrgestellnummer rausschleifen.
Für ein Debütalbum geht „Scream“ in Ordnung, für weitere Schandtaten sollte das Duo aber ein paar Schaufeln Koks mehr unter den Kessel wuppen. Insgesamt kommt das Album viel zu glattgebügelt, generisch und regelrecht zahnlos daher. Für Melodic Rock/Metal- Fans vielleicht ganz nett, wenn man keine hohen Ansprüche stellt.
Anspieltipp: „Scream“ und „Time“