Manchmal gibt es Zufälle im Leben, die sind so bescheuert, dass sie eigentlich nur einem schlechten Drehbuch entspringen können. Das sitz ich also mit meinem Sohnemann auf dem Sofa, gucke „Herr der Ringe 3“ (natürlich extended, Ordnung muss sein) und Aragorn erhält von Elrond das Schwert Anduril (die Flamme des Westens), geschmiedet aus den Bruchstücken von Narsil und macht sich danach auf den Weg zum Dimholt, um die Untoten zu einem letzten Feldzug zu überreden. Just in diesem Moment erreichte mich eine eMail aus Bulgarien von der Band…(trommelwirbel) Dimholt! Tja, wie gesagt, manchmal ist das Leben schon merkwürdig. Und da ich mich immer über Post aus fernen Ländern freue (nein, nicht aus Mordor) ludt ich mir das Teil runter und lauschte der Dinge, die mir da entgegenschlugen.
Seit 2003 im Untergrund aktiv, bis Dato aber nicht großartig in Erscheinung getreten, hauen die Burschen nun ihr Debüt „Liberation funeral“ raus, welches anfangs etwas zähfließend in die Horchorgane träufelt, sich aber mit der Zeit richtig entwickelt. Gut, das Attribut „zähfließend“ passt vielleicht nicht ganz, denn Dimholt zocken ziemlich rohen Black/Death Metal, der an manchen Stellen wie alte Scheiben von Necrophobic klingt, aber dennoch recht eigenständig rüberkommt. Das liegt vor allem an den teilweise dezent eingesetzten Keyboards und der besseren Produktion im Gegensatz zu den besagten Scheiben besagter Band. Ein Song wie „The never healing wound“ hätte dementsprechend locker auf „The third antichrist“ stehen können. Richtig stark ballern Dimholt, wenn die Handbremse etwas angezogen wird und die Jungs sich wie bei „Chaos reborn“ durch den Song schleppen. Das fetzt! Etwas konfuser gehen die Jungs dann beispielsweise bei „Ruins“ oder dem sehr an alte Enthroned erinnernden „The shades of night“ zu Werke, ohne aber ihre eigene Identität zu vernachlässigen. „Theodiy“ ist dann konträr zum Rest und eine frostige Verbeugung vor Bathory. Ebenfalls großartig und durchaus zu empfehlen.
Eigentlich ist ja Elmo unser Düsterheimer, doch Dimholt wussten mich streckenweise zu begeistern und ich ertappte mich mehrfach dabei, wie ich zähnefletschend vor dem Spiegel stand. „Liberation funeral“ ist nun nicht gerade die Quadratur des Kreises, macht aber Laune und ist streckenweise mehr als originell. Einzig die hier dargebotene Frostigkeit passt nicht ganz zu den momentan vorherrschenden Temperaturen von knapp 30 Grad. Aber…druff jeschissen!
Bewertung: für den Anfang ordentliche und starke 7,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Blindead
02. The never healing wound
03. Chaos reborn
04. The shades of night
05. Black horizon
06. In tombs
07. Armageddon
08. Ruins
09. At the end
10. Theodicy
DIMHOLT (2014)
"Liberation funeral"