DISTANT – Tsukoyomi - The Origin (2024)
(9.213) Maik (7,9/10) Deathcore
Label: Century Media
VÖ: 22.11.2024
Stil: Deathcore
Wenn eine Band nicht in Metal Archives gelistet ist, gibt es normalerweise nur drei Gründe dafür. Entweder ist sie noch zu neu auf dem Markt, und noch nicht bekannt. Oder sie sind musikalisch nicht heavy genug um in diesen Hallen einen Platz zu finden. Die dritte Möglichkeit ist, dass sie durch den Core-Filter der Seite gefallen sind. Möglichkeit eins scheidet aus, da es die Band schon eine Dekade lang gibt. Auch Nummer zwei fällt raus, da es hier doch recht heftig zugange geht. Bleibt die mir am wenigsten zusagende Version drei.
Und damit liege ich richtig. DISTANT spielen eine verfrickelte, groovige und leicht industrialangehauchte Deathcore- Variante. Das neue Album der Niederländer nennt sich „Tsukoyomi – The Origin“, was irgendwie wie der Name einer Animeserie oder eines japanischen MMRPG- Computerspiels klingt.
Und so beginnt das Album auch gleich mit einer Art Intro, in denen alle Stilelemente schon mal kurz vorgestellt werden. Zu den personae dramatis gehört zunächst mal eine arg breakende und synkopierende Gitarre, die mörderisch hart abgemischt ist. Zum Zweiten hört man einen Synthteppich, der im Hintergrund herumwabert. Dazu kommt dann noch ein eisig kalt und technisch klingendes Schlagzeug dem sich dann der typische Brüllwürfel anschließt, der es auch mal kreischen lässt.
In diesem daraus resultierenden Mix aus krachiger Brutalität und kaltem, klinischen Sound geht es dann auch weiter. Dazu wird gefrickelt und mit Breaks um sich geworfen, was jede Form des Headbangens ins Reich der Unmöglichkeit verbannt. Dabei kommen durchaus auch mal groovig anmutende Parts hinzu und zwischend urch verirren sich DISTANT sogar in die Sparte Melodic Death Metal und weben förmlich schwärzlich angehauchte Fäden in ihr wirres Gewand.
Damit stoßen sie unbedarfte Hörer wie mich von einem Wechselbad ins nächste, denn einerseits brennen sie wirklich schön brutale Schneisen in den Synapsenwald, andererseits strapazieren sie die Nerven mit allzu abgefahrenen Soundstrukturen. Dann wieder preschen sie mit rasender Geschwindigkeit nach vorn, um dann wieder ein melodiöses Gitarrensolo reinzubaggern.
Dann schleifen sie sich langsam wie riesige Eisenschnecken durch den Sumpf, um sogleich wieder brutal loszugrinden. Plötzlich findet man sich in fast eingängigen Harmoniebögen wieder, die sogleich von mit elektronischen Spielereien verstärkten Gitarrenbreaks in Scherben gedroschen werden. Daraufhin ertönen wieder schöne Melodien, die anschließend mit dissonanten Cyberattacken wieder pulverisiert werden.
Beim ersten Durchhören war ich zunächst verstört und überfordert, ja regelrecht entsetzt, aber fünfmaliges Hören der Scheibe brachte mich dann wenigstens in die Lage, diesen Blödsinn hier zusammenzustoppeln. Ja, ich komme fast nicht umhin, zuzugeben, dass mir einige Parts auf dieser Scheibe sogar gefallen, mittlerweile.
Ganz meine Baustelle wird derartige Musik zwar nicht bei mir werden, dazu verstehe ich sie noch weniger als besagte Anime-Filme. Ihr wisst ja, wo sich die Charaktere vor dem Kampf ne Viertelstunde lang erzählen, welche Superkräfte sie haben und mit welchen Moves sie die des Gegners neutralisieren wollen. Und dann macht es für ein paar Sekunden Bumm Zack Peng, möglichst mit einer Nukleardetonation im Hintergrund, und dann ist die Episode zu Ende.
So ungefähr wirkt die Mucke von „Tsukoyomi – The Origin“ auf mich. Das Album ist übrigens eine erweiterte Neuinterpretation der „Tsukoyomi“- EP der Band, mit neu arrangierten Songs der Mini-LP und einigen neuen Stücken. Wer auf eine Mischung aus Industrial, Deathcore und einer Spur Mathcore steht, darf sich hier gern mal seine Ohren durchmassieren lassen.
Anspieltipp: „Torturous Symphony“ und „Loveless Suffering“
Bewertung: 7,9 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. The Pale Moonlight
02. Fleshweaver
03. Feast Of Misery
04. Torturous Symphony
05. Cradled In Shards Of Glass
06. Loveless Suffering
07. The Undying
08. The Apex
09. Acolytes Of Damnation
10. Tsukuyomi
11. Malice
12. Broken Cross