Label: Ván Records & Totenmusik
VÖ: 15.11.2019
Stil: Dark Ethereal Doom
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(DOLCH) haben es geschafft! Nach vier Mini-LP's/EP's haben sie endlich ihren ersten Langspieler auf die wartende Meute losgelassen. Und was für ein Langspieler das ist!
Doch natürlich handelt es sich bei Feuer nicht um ein gewöhnliches, alleinstehendes Album – Sie sind schließlich Künstler_innen durch und durch. Vielmehr bildet es den ersten Teil eines dreiteiligen Albumzyklus namens „Feuer, Nacht & Tod“. Man darf gespannt sein, was die Zukunft bringt, doch was haben die ominösen M und T auf Feuer in Schallwellen gebannt?
Nichts Geringeres als einen riesigen Orb dunkler Materie, der den Hörer unumgänglich, ab der ersten Sekunde, in den Bann dieses Albums zieht. Feuer zeichnet sich durch eine enorme atmosphärische Dichte aus, die am treffendsten als sphärisch, ätherisch und kathartisch beschrieben werden kann. Diese Katharsis beginnt direkt mit den droneigen Gitarren von „Burn“, die bei mir sofort eine Rauchwand vor das geistige Auge gerufen haben. Und dann: Eine klare, warme, aber auch klagende Frauenstimme. Das geht sofort unter die Haut – mitsamt Melancholie und Düsternis. Ein wirklich gelungener Opener. Infolgedessen kommt der Anfang von „Halo (Afraid Of The Sun)“ als starker Kontrast: Eine weibliche Computerstimme, die die unheilvollen Worte „Is this the end of the world as we know it? Is this all we have to give? Give, give, give, receive.“ verkündet. Hier geht’s deutlich doomiger zur Sache. Der Wechsel zwischen leise-unheilvollen und laut-düsteren Passagen gepaart mit besagter Computerstimme sorgt für maximales Unbehagen. Im positiven Sinn.
Und es geht vom Regen in die Traufe: „A Funeral Song“ macht seinem Namen alle Ehre und klingt wie die vertonte Zugrabetragung der Welt und somit die logische Antwort auf die in „Halo (Afraid Of The Sun)“ eingangs gestellte Frage. Geht es nach (DOLCH), folgt auf eine Beerdigung Liebe. „A Love Song“ hat aber (zunächst) nichts mit dem zu tun, was der Titel vermuten lässt: Die Computerstimme dröhnt im Loop kalt durch die Boxen: „I am glad we are not what you want us to be!“. Dazu ein minimalistisch-repetitiver Rhythmus in einer wabernden Klanglandschaft, der sich immer weiter aufbaut, um im Nichts zu enden. Selten hat Liebe so hoffnungslos geklungen. Ganz anders verhält es sich bei „Psalm 7“. Treffender hätte man das „Gebet eines unschuldig Verfolgten“ nicht vertonen können. Wieder klagt die (menschliche) Frauenstimme, unterstützt von einem simplen, jedoch durchschlägigen Schlagzeugrhythmus und, trotz aller Trauer, doch hoffnungsvoll-schön klingenden Gitarrenwänden. Im Endeffekt ist die Hoffnung jedoch vergebens, denn „Mahnmal“ verdrängt jeglichen Optimismus. Der rituelle Charakter des Songs gleicht einem Sog. Es geht tiefer in die Finsternis. So klingt „Feuer“ letztendlich als stünde das Duo auf Dante Aligheri's Läuterungsberg, umgeben von einem Feuersturm, während sie für die emporklimmenden Massen singen – unablässig und durchgehend minimalistisch für maximale Atmosphäre. Doch „Feuer“ ist zweigeteilt. Kurze Stille trennt den wütenden Feuersturm vom unausweichlichen Ascheregen. Die Katharsis durch Feuer ist beendet.
(DOLCH)'s Feuer ist ein konzeptuelles, durchdachtes und hochgradig künstlerisches Werk, das pure Atmosphäre und Magie ausstrahlt. Es braucht Ruhe und den Willen, in diese klangliche Welt einzutauchen. Jedoch hat das Album auch Momente, die einfach zu repetitiv und monoton sind. Vor allem „A Love Song“ hätte für meinen Geschmack kürzer sein können, ohne den Sinn einzubüßen. Am Ende ist das allerdings auch nebensächlich - Feuer ist ein stimmiges Gesamtwerk.
Anspieltipp: Halo (Afraid Of The Sun) und Feuer
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Burn
02. Halo (Afraid Of The Sun)
03. A Funeral Song
04. A Love Song
05. Psalm 7
06. Mahnmal
07. Feuer