Label: Ván Records
VÖ: 10.11.2017
Stil: Ambient
„Der Dolch ist Kult“
(DOLCH) sind angekommen im Business und der Plan der Aufrechterhaltung der Anonymität um Biografie und Background der blonden Frontfrau und ihrer Mitstreiter scheint aufzugehen. Auch mich interessieren die Personen, deren Lebensentwürfe und Befindlichkeiten weitaus weniger sind, als deren neustes Werk „III – Songs Of Happiness, Words Of Praise“. Bisher habe ich gekonnt einen Bogen um dieses gefeierte Steckenpferd des, für inspirative Musik bekannten, Labels Ván Records geschlagen, was sich mit diesem Review nun ändert.
Auch bei ihrem dritten Output wird auf Drone, Reverb und Repetition viel Wert gelegt, nichts Unvorhersehbares erwartet den geneigten Hörer. Gemastert wurde das ganze übrigens von Laurent Teubl Gitarre/Vox von CHAPEL OF DISEASE.
Lässt man zwei Songs mal außen vor, da in jenen nichts weiter passiert außer der Begrüßung des Hörers durch eine Stimme die an William Cohn erinnert, „Opening Speech“, und einer 15 Sekunden Sequenz Publikumgeklatsche, „Track 6“, bleiben noch ein Intro, „Intro mit Pauken und Trompeten“, und 4 Songs übrig.
Im Prinzip laufen diese alle nach dem gleichen Schema ab. Der hohe weiblich-hypnotische Gesang mischt sich unter den Soundbrei der einheitlich stampfenden Drums und verrauschten Saiteninstrumente. Mal mehr, wie im fast tanzbaren „The River“ welches zusätzlich durch eine zurückhaltend männliche Stimme begleitet wird, mal weniger, wie in „Siren“, dass irgendwie an Computerspielmusik der 2000er erinnert.
Alles verschwimmt zu einem Klanggebilde was dem einen als mysteriös und ätherisch-unnahbar, dem anderen einfach als undifferenziert und gnadenlos eintönig erscheinen mag. All das hat was von Gehirnwäsche, denn ob man möchte oder nicht, es setzt es sich fest im Schädel. Der Sound an sich erinnert mich ein wenig daran, wie es klang wenn man Samstagnacht, rauchend vor seinem Lieblingsclub stand, und die Musik drinnen durch die geschlossenen und sich wieder öffnenden Türe vernahm, dieser ureigene Sound, inklusive der Lautstärkesprünge, kommt dem sehr nahe.
Live mag das im Zusammenspiel mit Licht, Maskerade und Nebel noch einen gewissen Charme entwickeln, mich lockt es hinterm Ofen nicht hervor. Gibt es in dem Genre doch weitaus stärkere Vertreter wie zb THE ANGELIC PROCESS oder auch die großartigen kanadischen MENACE RUINE, die mit ihrer Tiefe und ihrem Ambiente genau das haben was ich bei (DOLCH) so vermisse.
Auch dieses Album wird vermutlich wieder in unterschiedlichen Editionen und Varianten käuflich zu erwerben sein. Entweder live bei der Band oder über Ván Records. Eine Investition die sich lohnen könnte, da (DOLCH) auf dem Sammlermarkt von Beginn an gefragte Jagdtrophäen sind. Cover, Artwork und Aufmachung sind, für Ván Rec. üblich, erstklassig produziert und auf gewohnt hohem Niveau. Für Liebhaber dieser Musik sicher jeden Cent wert!
Anspieltipps: „The River“ und „Track 6“
Bewertung: 4,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Opening Speech
02. Intro mit Pauken und Trompeten
03. The River
04. Siren
05. Hydroxytryptamin Baby I
06. Track Six
07. 100000 Days