Äußerst dubios kam mir hier nicht nur der Bandname, sondern auch der etwas sperrig anmutende Titel „Seinsvergessenheit“ daher und als ich das Bandfoto und die Überschrift „Melodic Death Metal“ erblickte, schauderte es mich doch ein wenig. Linkin Park meets Todesblei? Metalcore Rumgehüpfe? Aber manchmal darf man sich einfach nicht vom ersten Erscheinungsbild blenden lassen und sollte einfach seine Vorurteile beiseite lassen, die Playtaste drücken und sich tierisch wegbomben lassen, denn was Dubiosis auf ihrem zweiten Longplayer hier abbrennen, ist nicht nur aller Ehren wert, sondern eine, was den bundesdeutschen Nachwuchs in diesem Jahr anbelangt, der besten Scheiben 2013 überhaupt.
Der Thüringer Fünfer brennt hier ein rifflastiges und brachial produziertes Feuerwerk der todesbleiernden Emotionen ab und packte mich sofort beim ersten Hören an den Eiern. Das stimmungsvolle Intro baut schon mächtig Spannung auf und das richtig schön schwedisch anmutende „Vergiftet“ kracht ohne Vorwarnung aus den Boxen und gibt den Weg auf diesem Kleinod vor. Gerade die tiefe und bösartige Stimme von Frontmann Marcus Westhäuser macht dieses in Polycarbonat gebrannte Edelmetall zu einem echten Erlebnis. Leider liegt da aber auch der große Kritikpunkt, denn wenn man schon deutsche Texte schreibt (was ich mehr als löblich finde), sollte diese zumindest im Ansatz verständlich sein, was mir leider mehr als schwer fiel. Schade, denn damit wären gerade das halbballadesk beginnende und mehr als abwechslungsreiche „Im Wahnsinn der Rache“, das bombastische und mit einem tollen Pianopart im Mittelteil ausgestatte „Das alte Monument“ oder das herrlich oldschoolige „In deiner Seele“ noch großartiger, als sie es jetzt bereits sind. Highlight ist allerdings der Titeltrack, denn für solch eine massive Soundwand, so geniale Leads und dieser schier unfassbaren Härte würden Bands wie In Flames Morde begehen. Grandios! Da fällt es nicht so dermaßen ins Gewicht, dass „Keine Maske“ und „Kalte Tränen“ gegen die übrigen, kongenialen Titel etwas abstinken…obwohl sie immer noch besser sind, als so mancher Scheiß, den man einem heutzutage als Gold verkaufen will. Das Cover ist stimmig, wie man die Instrumente richtig bedient wissen die Jungs auch…damned…ein echter Kracher.
Dubiosis haben mit „Seinsvergessenheit“ eine saustarke Platte abgeliefert, die selbst nach mehrmaligem Hören immer noch zündet und die heimische Glasvitrine zum vibrieren bringt. Jetzt noch etwas verständlichere Texte und fertig ist eine Band, die es tatsächlich in Deutschland schaffen könnte, ganz groß rauszukommen. Gaaanz stark! Hut ab!
Bewertung: saufette und für den Anfang echt überragende 8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Prolog
02. Vergiftet
03. Verfälschte Wirklichkeit
04. In deiner Seele
05. Im Wahnsinn der Rache
06. Wenn der Tag keine Stunden kennt
07. Seinsvergessenheit
08. Das alte Monument
09. Deine Maske
10. Kalte Tränen
11. Phobia
DUBIOSIS
Seinsvergessenheit (2013)