Label: Black Skull Records
VÖ: 09.10.2015
Stil: Black / Pagan
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Nachdem es nun ein wenig länger ruhig um Heimdalls Wacht geworden war, kehren die Westfalen nun mit ihrem immerhin schon sechsten Album zurück. Ihren typischen düsteren Sound mit rohen Gitarrenriffs haben sie bis heute beibehalten und setzen somit nicht nur dem Namen des Albums nach alte Gewohnheiten fort.
Wie bei vielen Pagan Bands üblich, beginnt man mit einem instrumentalen Intro, namentlich „Indiculus Paganiarum“. Weder musikalisch noch sonst irgendwie von Bedeutung, aber dennoch ein schöner Einstieg, bevor es dann mit „Die fallenden Blätter der Irminsul“ richtig zur Sache geht. Mit 13 Minuten Laufzeit nebenbei bemerkt der längste Song des Albums, aber dennoch abwechslungsreich genug um nicht zu langweilen. Während zu Anfang gleich los geshreddet, gekeift und das Schlagwerk malträtiert wird, kommen später noch cleane Gesangsparts sowie der Akustikrhythmus des Intros wieder zum Einsatz. Hier und da scheinen die cleanen Parts nicht ganz zu sitzen, aber die Energie und Ausdruckskraft des Songs setzen sich sehr gut durch.
Mit einem Chorus setzt im Anschluss „Conspiratio Barbarica“ ein, bevor das Geschreie wieder einsetzt – Wer sich mit der römischen Geschichtsschreibung auskennt, weiß das es um den gemeinsamen Kampf vieler „Barbaren-“Stämme gegen das Römische Reich geht. Thematisch wie auch Musikalisch sehr interessante Strukturen, die den geneigten Hörer durchaus fesseln. „Auf roter Erde erblüht... (Ursprung Teil I)“ setzt auf cleanen Gesang, abwechselnd gepaart mit akustischen und verzerrten Gitarren. Den wirklichen Akzent setzt jedoch das Solo, welches zwar recht einfach gehalten ist, sich aber perfekt in den Song einfügt und die Atmosphäre exakt wiederzugeben weiß. Auf den zweiten Teil muss man aber scheinbar bis zum nächsten Album warten, denn auf dieser Scheibe ist es leider nicht zu finden.
Das „Schwarzmondritual“ wird mit recht böse klingenden Gitarren eingeleitet, welche zum großen Teil auch weiterhin den Song nach vorne drücken. Kürzere, ruhige Parts lassen das Stück allerdings auch mal atmen. Das Solo zu Ende hätte meiner Meinung nach schon früher eingesetzt werden sollen, denn obwohl es sehr gut klingt, geht leider ein Teil im Fadeout des Songs unter. Mal im Ernst – Fadeouts zeugen doch nur davon, dass man keine Ahnung hatte, wie man zu einem gelungenen Ende eines Songs kommt. „(Leben) Im Zeichen der Todesrune“ ist der insgesamt wohl gefühlvollste Song der Platte – Zwar wird noch immer gekeift wie irre, doch die Verzweiflung und Melancholie die hier Sänger Narhemoth zu Tage fördert ist ganz großes Kino und wird durch die Gitarren noch verstärkt. Musikalisch zwar nicht ganz so vielseitig wie andere Stücke des Albums, aber vom Gesamteindruck her der vielleicht beste Song. In ähnliche Richtung geht auch „Seelenstaub“ - Melancholie at its best. Gerade das gesprochene Ende des Songs, untermalt von einer einzelnen Gitarre, rundet das Hörerlebnis ab. Als Outro dient nun ein Akustikstück („Des Wolfes zottiges Fell“), und der von mir am Anfang noch bemängelte Cleangesang klingt hier auf einmal nun viel besser. Zum Ende setzen noch einmal kurz die elektrischen Klampfen ein, und „Ut de graute olle Tied (Deel II) – Land der Nebel“ kommt zu einem Ende.
Als Fazit kann ich nur sagen: Ich musste dieses Album mehrmals hören. Zu Anfang wurde ich noch durch den rohen Gitarrensound ein wenig abgeschreckt, aber je genauer man hinhört, desto mehr Tiefe haben die Songs. Hinzukommt die musikalische Abwechslung, kein Song weißt übertriebene Ähnlichkeit mit einem anderen auf und somit klingt alles eigenständig.
Das Gesamtkonzept weiß mich mehr als zu überzeugen und weißt nur wenige kleine Schwächen auf. Sofern jetzt nicht noch demnächst der Paganische Überknaller erscheint, ist dieses Werk hier definitiv der beste Black/Pagan Release des Jahres.
Bewertung: 9,7 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Indiculus Paganiarum
02. Die fallenden Blätter der Irminsul
03. Conspiratio Barbarica
04. Auf roter Erde erblüht... (Ursprung Teil I)
05. Schwarzmondritual
06. (Leben) Im Zeichen der Todesrune
07. Seelenstaub
08. Des Wolfes zottiges Fell
HEIMDALLS WACHT (2015)
"Ut de graute olle Tied (Deel II) – Land der Nebel" (2.168)