HOLY MOSES – Invisible queen (2023)
(8.301) Olaf (9,0/10) Thrash Metal
Label: Fireflash Records
VÖ: 14.04.2023
Stil: Thrash Metal
Wie Sabina bereits in unserem Interview so treffend bemerkte, ist es am besten dann aufzuhören, wenn man es noch kann und im Falle von Holy Moses gibt es auch keinerlei faule Kompromisse oder irgendwelche lieblos hingeklatschte Best-Offs, sondern nach 9 Jahren ein nigelnagelneues Album, welches den Abgesang auf diese teutonische Legende einleitet.
Das ist zwar einerseits bedauerlich, doch wer sich so verabschiedet, den lässt man auch gerne gehen, vor allem wenn Der-/Diejenige solch große Fußstapfen hinterlassen hat.
„Invisible queen“ hinterlässt allerdings einen verdammt faden Beigeschmack, denn wie kann man bei einem Abschied solch ein starkes Album veröffentlichen, welches quasi danach schreit, einen Nachfolger zu bekommen. Nun ja, auch dazu hat die sympathische Frontfrau genügend im Interview erzählt, also lohnt es sich, die Sendung mal anzuhören. Kommen wir zum Wesentlichen, denn was wird dem geneigten Hörer auf dieser Scheibe alles Schönes geboten?
Alle in der Vergangenheit schon einmal verwendeten Trademarks haben hier Einzug gehalten und davon hatten Moses eine ganze Menge. Neben geradeaus thrashenden Abrissbirnen gibt es haufenweise schräge Melodiebögen, mit unglaublich vielen Breaks und Abwechslungsreichtum, wie man es irgendwie schon immer gewohnt war. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass das Teil ganz nah musikalisch an das Liechtenstein-Album heranreicht, welches ich bis heute als das akustisch umfangreichste in der Discographie der ursprünglich aus Aachen stammenden Thrash Legende ansehe, bzw.höre.
Und natürlich thront über all dem die (noch) visible Queen, die so viele Trends gesetzt hat, Vorreiterin für die growlenden Frauen war und der man das Alter zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise anmerkt. Von daher auch hier…schade. Aber alles nachvollziehbar.
Die Produktion drückt ordentlich und jedes Instrument hat seinen Freiraum, um sich vollständig zu entfalten. Überhaupt gibt es kompositorisch so viel zu entdecken, dass man selbst aus Musik-Laie schnell merkt, wie abwechslungsreich die Scheibe geworden ist. Langeweile? Fehlanzeige und auch wenn nicht jeder Song sofort die letzte Stufe zündet, es dauert nicht lange, bis man merkt, dass jedes Stück ein Teil des Kreises darstellt, der sich dann nach dem 12.Song schließt.
Ich empfehle hiermit ausdrücklich, sich die Deluxe Variante zuzulegen, auf der auf der zweiten CD ausschließlich Gäste die neuen Songs einsingen und nicht wie ich erst dachte…aber auch hier verweise ich auf das Audio-Interview, welches Ihr oben findet.
Hier geben sich Szenelegenden wie Angelripper, Gerre oder Bobby „Blitz“ Ellsworth die Klinke in die Hand und auch die restlichen Gäste, die allesamt als Freunde bezeichnet werden müssen, wie Meshuggahs Jens Kidman, Marloes von Haliphron, Diva Satanica, die Ryker‘s und und und liefern eine unglaubliche Arbeit ab und ich kam nicht umhin, diese Scheibe irgendwie als eigenständiges Album zu sehen und zu analysieren.
Dieses Gesamtpaket ist nicht nur ein fulminanter Abschied, sondern auch eine Mahnung an alle Nachwuchsbands, sich immer ordentlich reinzuhängen, um irgendwann vielleicht mal einen solchen Status wie Holy Moses zu erlangen, die dafür lediglich 43 Jahre gebraucht haben. „Invisible queen“ ist für mich ein Denkmal, welches sich die Band selber gesetzt hat und beste Taschentuch, um sich nach dem letzten Konzert am 27.12.2023 leise die Tränen zu trocknen.
Ich freue mich auf den Gig beim Rock Hard Festival, auf der ich Sabina persönlich Danke für die Musik sagen will. Vorerst lasse ich das eine schwedische Nachwuchsband erledigen, die ich zufällig beim Stöbern entdeckt habe.
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Downfall of mankind
02. Cult of the machine
03. Order out of chaos
04. Invisible queen
05. Alternative reality
06. The new norm
07. Visions in red
08. Outcasts
09. Forces great and hidden
10. Too far gone
11. Depersonalized
12. Through the veils of sleep