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INGE & HEINZ - Ick hab grad nich zujehört – Ick hab Zitronen jeschnitten! (2025)

(9.383) Olaf (9,0/10) Brutalhardschlager


Label: DIY
VÖ: 01.03.2025
Stil: Brutalhardschlager






Puh… wo soll ich anfangen? Vielleicht mit einem Disclaimer.

ACHTUNG! Metal-Puristen, selbsternannte Szenepolizistinnen (ja, weiblich – nicht „-innen“ wie außen) und Menschen, die zum Lachen in den Keller gehen… bitte blättern Sie weiter! Hier gibt es nichts zu lesen und schon gar nichts zu hören!

So… wer jetzt noch da ist, den erwartet eine etwas ausführlichere Besprechung des zweiten Langspiel-Drehers von Inge & Heinz, die mit ihrem Brutalhardschlager nach einer neunjährigen Veröffentlichungspause endlich ein neues Album vorlegen. Und, um es vorwegzunehmen: Überrascht hat es mich nicht. Warum? Weil ich genau wusste, was mich erwartet – und dass es fett wird! Aber der Reihe nach…

Ick hab grad nich zujehört – Ick hab Zitronen jeschnitten“ war offenbar etwas zu lang, um auf das spartanische, aber bestens zum Albumtitel passende Artwork gepresst zu werden (klar, wäre dann ja auch Saft jeworden). Also entschied man sich für die griffigere, leichter zu merkende Variante IHGNZIHZJ – zumindest für die Promo ein Kürzel, das sich sofort festsetzt. Ich werde der Einfachheit halber im weiteren Verlauf einfach von „dem Album“ sprechen, denn ich musste ständig nachprüfen, ob ich nicht einen Konsonanten oder Vokal vergessen habe. Und mal ehrlich – ein fehlender Buchstabe kann schnell für Irrungen und Wirrungen sorgen… doch dazu gleich mehr.

Ich habe die Truppe schon verdammt oft live gesehen und mich in den letzten Jahren massiv darüber gefreut, dass der Alte – in Person von Bandchef Daniel Endlich andrich…stop…umgekehrt…also Andrich endlich –ein stabiles Line-up gefunden hat. Damit war es nun endlich möglich, neues Liedgut auf Polycarbonat zu bannen. Doch es verging weiter Zeit, bis man in der Besetzung Andrich, Buzz Dee (neu), Gitti, Die Mark (deutscher Artikel – nicht das englische „Sterben“!), der Papst und Herr Zeugschläger (ebenfalls neu) das bereits live erprobte Material endlich zum Kauf anbieten konnte und bald wird. Das Wasser wartet…äääh…was erwartet nun den interessierten Hörer? Ich zitiere mal aus dem Pressetext:

„Zum Einen werden bekannte Themen wie Haustiere und Schuh werk vertieft und zum Anderen finden  auch wichtige Problematiken des Alltags – wie nahversorgender Einzelhandel, Genussmittel und Arbeitsschutz – die nötige Beachtung. Man darf sich also inhaltlich wie musikalisch auf ein abwechslungsreiches Gesamtwerk freuen: diverse Überraschungen, brachiale Stil brüche und natürlich schlechter Wortwitz garantiert. Somit wieder ein richtiges Inge&Heinz Album für eine äußerst aus gewählte Zielgruppe speziellen Geschmacks. Und natürlich gefundenes und polarisierendes Fressen für die Muckerpolizei der hiesigen Musikmagazine.“ Alles klar?

Ich bin in der Regel kein Freund davon, auf jeden einzelnen Song genauer einzugehen, doch bei Inge & Heinz gebietet es der Respekt vor den erbrachten Leistungen, sich mit dem Werk etwas spezifischer auseinanderzusetzen – damit man weiß, was man für seine Taler bekommt.

Arbeitsschutz
Die bereits vorab veröffentlichte Single beschäftigt sich mit dem alltäglichen Wahnsinn des Hausbaus und den damit verbundenen Risiken von Salmonellen und Thrombosen. Musikalisch ein schöner Stampfer und ein perfekter Opener für den Wahnsinn, der noch folgen soll.

Ditte
Mit diesem Begriff kann der außerhalb von Berlin/Brandenburg geborene „Ausländer“ sicherlich nichts anfangen. Übersetzen könnte man „Wat soll’n ditte?“ vielleicht mit dem Herbert-Grönemeyer-Song „Was soll das?“. Klar soweit? Textlich hat man sich hier ein wenig bei Tic Tac Toe, den Fantastischen Vier und Keimzeit bedient, diese Lyrik zusammengeschraubt und für Gitti auf den Leib geschneidert. Flott nach vorne gehend, eignet sich „Ditte“ für einen zünftigen Schwof im Moshpit. Und ja… more Cowbells!!!

Raucherdackel
Da isser! Der Konsonant, der vieles verändert. Nach „Hund“ der zweite Versuch des Herrn Andrich, sich ein Haustier zuzulegen. Blöd nur, dass die Töle raucht wie ein Schornstein in Bottrop-Mitte und somit des Öfteren das östlich gelegene Nachbarland zwecks Beschaffung günstiger Rauchware angefahren werden muss. Gesanglich meines Erachtens nach die beste Leistung vom Alten, und auch musikalisch hat das Teil Hitpotenzial.

Tetrapackrotwein
Beginnend mit dem Tom-G.-Warrior-Gedächtnis-„Uuuh“ ist diese punkige Nummer der gesangliche Einstieg von Ex-Boba-Cat-Gitarrist Buzz Dee, der hier unter Beweis stellt, dass er nicht nur einen amtlichen Darm zupft, sondern ebenfalls ordentlich der Sangeskunst frönt. Guter Song, aber nicht mein Favorit.

Schnellkomposter
Textlich megawitzig, musikalisch ein wenig nach Fun-Punk à la Abstürzende Brieftauben, mit etwas Reggae und Country-Feeling – ein absolutes Highlight des Albums. Trotz seiner lediglich 2:45 Minuten kann man sich den Song problemlos mehrfach hintereinander reinziehen, ohne dass er langweilig wird.

Mondfahrt
Auch hier ist der Wortwitz Programm. Gut drauf achten, genau zuhören und herzhaft lachen. Beispiel? „Ick will mehr Muß, ich will mehr Muskat. Ick will mehr Mußkat-alysator“. Die schnelle Nummer fetzt ebenfalls und darf genauso als Highlight angesehen werden.

Haselnuss
Ein kleiner Einwurf, ein Interlude quasi, bei dem Die Mark (nochmal: hat mit Sterben nix zu tun) und Gitti sich über ein falsches Bandgetränk auslassen, welches, wie wir alle wissen, eigentlich…

Eierlikör
…ist. Das ebenfalls von Buzz gesungene Stück ist eine lupenreine Eurodance-/Discofox-Nummer, die auf kein anderes Album passen würde als auf eins von Inge & Heinz. Huch, ein Limerick… sorry.

Megafon
Mein persönlicher Lieblingssong, der nicht nur textlich, sondern vor allem musikalisch mächtig knallt – und dies auch schon mehrfach live unter Beweis gestellt hat. Starke Nummer, die gerne noch ein bis zwei Minuten länger hätte sein dürfen.

Heinz über Kopf
Der offizielle Rausschmeißer kommt hier als sehr nach Die Ärzte klingende Halbballade, die sich textlich mit der bisherigen musikalischen Geschichte von Inge & Heinz auseinandersetzt. Live wurde das Stück im letzten Oktober auf der Tonträgerveröffentlichungsveranstaltung in Luckenwalde auf einer Extrabühne in Szene gesetzt und konnte dort ein wenig mehr begeistern als auf Platte. Meine Frau liebt den Song – wie auch sonst alles von der Band.

Die beiden für die Vinyl- und Onlineversion vorgesehenen Coverversionen von Rammsteins „Benzin“ (Templin) und Rage Against the Machines „Killing in the Name of“ (Turnschuh) sollen natürlich ebenfalls Erwähnung finden, da beide zum Live-Repertoire der Band gehören. Gerade Templin mit seinem Text gehört zu meinen absoluten Favoriten. Puh… gibt es eigentlich auch was zu meckern?

Nicht viel. Die Produktion ist knackig, das Liedgut Inge & Heinz angemessen, und Spaß macht das Teil allemal. Wie ich bereits weiter oben erwähnte, war der Überraschungsmoment für mich natürlich nicht ganz so groß, da ich die Songs schon live hören durfte und nun die Vergleiche zur Studioversion ziehen kann. Und da muss ich sagen: Spitze umgesetzt! Lediglich der Umstand, dass die normale Version des Albums nur auf 31 Minuten kommt, finde ich etwas doof – man muss ja fast schon befürchten, die Band lässt sich erneut neun Sommer bis zu einem neuen Rundling Zeit.

Fakt ist aber: Ich bin seit zehn Jahren Fan, mag die Band und finde die neuen Songs klasse. Alles in allem eine tolle Scheibe, die eine Unmenge an Spaß macht und auf der es eine ganze Menge zu entdecken gibt. Wer Inge & Heinz live liebt, wird diese Scheibe vergöttern.

Wir sehen uns am 01.03.2025 im Brutz & Brakel zur zünftigen Record-Release-Party mit viel Haselnuss… äääh… Eierlikör, guter Laune und dem alltäglichen Wahnsinn aus dem Hause dieser verrückten Truppe.


Bewertung: 9,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Arbeitsschutz
02. Ditte
03. Raucherdackel
04. Tetrapackrotwein
05. Schnellkomposter
06. Mondfahrt
07. Haselnuss
08. Eierlikör
09. Megafon
10. Heinz über Kopf
11. Templin (Bonus)
12. Turnschuh (Bonus)



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