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KAPUTTH – I (2024)

(9.276) Maik (9,0/10) Funeral Doom Metal


Label: DIY
VÖ: 21.12.2024
Stil: Funeral Doom Metal






Nun wird es seeeeeeehr langsam. Funeral Doom Metal ist angesagt, oder besser Funeral Mountain Doom, wie es die Band selbst bezeichnet. Die Rede ist von KAPUTTH aus Bayern, die heuer ihr schlicht mit „I“ betiteltes Debütalbum veröffentlichen. Das Gerät wird es sowohl in digitaler Form als auch auf Doppelvinyl geben.

Musikalisch geht es, wie gesagt äußerst schleppend zu, und wer auf diese Sorte Musik steht, die Alben von Bands wie WINTER oder THERGOTHON liebt, wird sich hier sicher auch wohl fühlen.

Es beginnt zunächst mit einem Intro, welches mit frostigen Sounds schon mal die nötige Atmosphäre erzeigt, und dann geht es auch gleich in den ersten Song über. Bei dem Titel „Ich Sehe Keine Tannen Mehr“ zeigt sich auch die Ausrichtung auf deutsche Lyrics, doch zunächst widmen sich KAPUTTH der typischen Funeral Doom Praxis. Minimalistisches Riffing, Drumeinsätze, zwischen denen man kurz aufs Klo gehen oder sich einen Kaffee brauen kann. Was KAPUTTH ausmacht, sind allerdings die Vocals, die sich so gar nicht im typischen FD-Grollen abspielen, sondern schon eher den Klargesang berühren.

Damit wird ein schöner Bogen zu den Seventies-Wurzeln des Doom gezogen, wenngleich die Bajuwaren dies in schmerzhaft langsamer Weise zelebrieren. Für Genrefreunde entwickelt sich so eine schön frostig/desolate Stimmung, die allerdings nie in die Gefilde der Deprimucke abgleitet, sondern durch wuchtige Akkorde Kraft und Stärke vermittelt. Es ist erstaunlich, dass es ein Song in dieser Sparte in über elf Minuten nicht langweilig zu werden.

Eher düster verspielt beginnt „N(osferatu)“. Zu diesem Song gibt es ein cooles Video mit Filmsequenzen aus diesem Filmklassiker. Anschauenswert. Aber auch ohne visuelle Unterstützung wirkt der Song. Denn schon bald gesellen sich wuchtige Gitarrenakkorde zum Song und rauer Grollgesang zerrt die Mucke in Richtung Dark Metal bzw. Death Doom. Stellt Euch frühe PARADISE LOST in halber Geschwindigkeit vor! Das trifft es zwar nicht wirklich, aber egal… Klagende Gitarrensounds beschließen den Track.

Der nächste Song nennt sich „Scheise was is pasirt“. Die fehlerhafte Orthographie scheint ein Stilmittel zu sein, welches sich mir nicht vollends erschließt. Die minimalistischen Lyrics spielen sich recht pathologisch ab, was dem Song eine zusätzliche Tragik verleiht.Der Song hat teilweise sogar schnelle Parts aufzuwarten, die hart an der Grenze zum Black Metal agieren. Gegen Ende wird das immer gruseliger.

Regelrecht flott beginnt „Erst Die Schlacht, Dann Das Sterben“, mündet dann sogar in einen thrashkompatiblen Blastbeatpart. Knapp in der Mitte verschiebt sich der Sound in sphärische, leicht abgespacete Klänge, die sich dann bis zum Ende durchziehen. Eine klagende Gitarre kommt noch hinzu.

„Kaventsmann“ ist dann wieder ein richtiger Song. Das heißt mit Gesang. Zunächst dominieren minimalistische Drum- und Bass- Sounds das Geschehen, bevor eine klagende Gitarre mit dezenten Melodien einsetzt. Dann erscheint wuchtiges Riffing, was den besagten „Kaventsmann“ akustisch einfängt. Die erst in der Mitte des Songs einsetzenden Vocals bringen eine weitere Überraschung. Fast choralmäßige Klargesänge scheinen geisterhaft über der Wuchtigen Soundlandschaft zu schweben. Man sieht eine eis- und schneebedeckte, lebensfremde Berglandschaft förmlich vor sich. Nun erklärt sich auch der Zusatz ‚Mountain‘ zur Stilbezeichnung. Im letzten Viertel wird das Tempo noch mal leicht angezogen, was wieder einen Siebziger Vibe reinbringt.

Dieser tritt auch am Anfang von „Auf Dem Gipfel Ein Sturm“ zutage. Der Gesang setzt hier relativ früh ein, bewegt sich eher im Bereich lautem Sprechgesang und verringert sich dann sogar noch zu einem verhaltenen Flüstern. Hauptaugenmerk liegt hier wieder auf dem tonnenschweren Riffing, und den melancholisch erhabenen und minimalistischen Melodien.

Das Werk, ja ich möchte es so nennen, endet mit dem Song „Bergschwer“. Dieser startet mit dezenten Akustikgitarrenklängen, die allerdings schon das wuchtige Riffing vermuten lassen, welches auch bald einsetzt. Hier wieder die frühen Doom-Vibes, in quälend langsamer Art gespielt. Dazu wieder herausgeschriener Klargesang, der der Mucke noch einen zusätzlichen Schub an Verzweiflung verleiht. Dabei mündet diese Verzweiflung nie in depressive Stimmungen, sondern hat eher einen kraftvollen Effekt.

Bisher war es immer so, dass ich bei der Erwähnung des Begriffs Funeral Doom and die oben schon genannten Werke von WINTER und THERGOTHON denken musste, die ich sehr schätze. Alle Platten dieser Sparte mussten es sich gefallen lassen, an diesen beiden Veröffentlichungen gemessen zu werden. KAPUTTH haben es geschafft, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, indem sie diesem Subgenre eine eigene Note aufzwangen, was in dieser doch sehr limitiert wirkenden Musizierart als bemerkenswert gelten sollte.

„I“ ist ein wirklich stimmungsvolles Album geworden, und ich denke, ich werde mir das wohl noch öfter anhören. Denn obschon diese Musik doch sehr schwer und bedrückend wirken kann, hat sie doch nicht die Wirkung, einen stimmungsmäßig runterzuziehen. Leider habe ich bisher noch nicht herausbekommen, wo man dieses Album erwerben kann. Wenn man ‚KAPUTTH„I“ kaufen‘ in die Suchmaschine eingibt, wird man immer auf Seiten gelotst, die I-Phone -Ersatzteile verkaufen. Doch ich gehe davon aus, dass „I“ demnächst auf der Bandcamp-Seite der Band zu finden sein wird.

Anspieltipp: „Ich sehe keine Tannen mehr“ und „Bergschwer“


Bewertung: 9,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Am Anfang Der Schmerz (Intro)
02. Ich Sehe Leine Tannen Mehr
03. N(osferatu)
04. Scheise was is pasirt
05. Erst Die Schlacht, Dann Das Sterben (Instr.)
06. Kaventsmann
07. Auf Dem Gipfel Ein Sturm
08. Bergschwer



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