KNIGHT AND GALLOW – For honor and bloodshed (2022)
(7.724) Maik (7,8/10) Heavy Metal
Label: No Remorse Records
VÖ: 18.03.2022
Stil: Heavy Metal
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Auch das Label No Remorse gehört zu den Companies, die immer wieder neue altschulige Bands ausheben und veröffentlichen. So auch das relativ neue Outfit mit dem etwas sperrigen Namen KNIGHT & GALLOW, der irgendwie an einen englischen Pub erinnert. Sei’s drum, der Name zeigt auch schon etwas an, wohin die Reise geht, nämlich in die Gewässer des epischen Metals traditioneller Bauart, der gern auch mal mit dem Begriff ‚kauzig‘ belegt wird. Eine Musikrichtung, deren frühe Wegbereiter CIRITH UNGOL und MANILLA ROAD heißen.
Die Taten dieser frühen Helden würdigend bedienen also KNIGHT & GALLOW die musikalische Welt der Fantasy und der Heldenepen. Und nach einem Intro mit dem Titel „Middle Earth“ folgt der ebenfalls im Tolkien-Epos „Herr Der Ringe“ angesiedelte „Men Of The West“. Dabei spielen die Kalifornier eher auf entspannte Weise, ohne großartige technische Spielereien, ohne Schnörkel und ohne Keyboardteppiche. Auch die Gesangslinien sind eher simpel angelegt, was gerade bei Songs wie „Godless“ etwas eintönig wirkt, wo zwischen Strophe und Refrain kaum Unterschiede bestehen.
Nick Chambers hat eine für dieses Genre recht passende Stimme, wenngleich er auch nicht wirklich in der Oberliga der Vokalisten spielt. Das alles lässt die Mucke ein wenig wie aus der Zeit gefallen wirken, denn genauso gut könnte die Scheibe ein Flohmarktfund sein, eine längst verflossene Band aus den Achtzigern. Will sagen, auch produktionstechnisch wird nahtlos an die Frühzeit der metallischen Lauschlappenmassage angeknüpft.
Die doch eher einfach gehaltenen Songs werden durch opulente Soli aufgelockert, was auch nötig ist, denn auch das Riffing kommt doch zumeist eher minimalistisch daher, und wirkt auf Dauer etwas eintönig. Um die Sache nicht allzu sehr in die Gefahrenzone akuter Plätscheritis rutschen zu lassen, wagen sich KNIGHT & GALLOW mit „God’s Will“ in heftigere Gefilde, die rifftechnisch schon fast am Speed oder Thrash andocken. Was allerdings etwas schräg ins Ohr rutscht, sind die Screams. Ich mag ja sowas eigentlich, wenn die Vocals ein bisschen auf die Kacke hauen, aber, sorry, in dieser Sparte ist der gute Nick nicht wirklich zu Hause. Das sind weder ordentliche Metalgod- Scrams noch echtes Falsett, sondern klingt eher wie eine asthmatische Legehenne. Das sollte der Mann entweder etwas üben oder ganz weglassen.
Zugegeben lockert es das Programm etwas auf, zeigt aber auch auf, dass das Thema Stilfindung noch nicht zu hundert Prozent abgeschlossen ist im Hause KNIGHT & GALLOW. Was ja eigentlich, bei einem Debütalbum, auch ohne Zweifel legitim ist. Mir gefallen die etwas aggressiveren Riffs ganz gut, aber die Hauptangriffsfläche der Yougsters aus Sacramento liegt eindeutig im epischen Metal, und den durchforsten sie mit erfrischendem Enthusiasmus. Und mit einem Song wie „Blood Of Wolves“ zeigen sie den dahingeschiedenen MANOWAR, wo der Hammer hängt. Denn hier bekommen wir vorgeführt, wie man Epic Metal mit Punk-mäßigen Gangshouts veredeln kann, und dennoch fett am Orkkadaver herumsäbelt.
Auf „For Honor And Bloodshed“ ist noch nicht jedes Rädchen ausgewuchtet, und noch nicht alle Lager geschmiert, aber vielleicht macht gerade das den Reiz der Scheibe aus, eben das ursprüngliche Ungestüm des traditionellen Metals der amerikanischen Epic-Ikonen mit dem NWOBHM- Flair zu verbinden, und so rotzfrech eine Mucke zu kreieren, die genauso auch schon 1983 geklungen haben könnte, als die Kollegen wahrscheinlich noch nicht einmal ein feuchter Traum waren.
An die Klasse von Genrekollegen wie ETERNAL CHAMPION oder SOLITARY SABRED oder alte Heroen wie MANILLA ROAD reichen KNIGHT & GALLOW noch nicht heran, aber da die Band erst am Beginn ihrer Karriere steht, kann man sicher gespannt sein, was da in Zukunft noch aus Mittelerde und den anderen Fantasywelten, die hier besungen werden, auf uns zukommt.
Ein Klasse- Debüt, mit zwar noch einiger Luft nach oben, aber für ein Erstlingswerk durchaus in Ordnung. Klassischer Epic Metal ohne Bombast und aufgesetzte Theatralik, sondern nur einfach auf altschulige Weise hingerotzt, mit Enthusiasmus und Hingabe.
Anspieltipp: „Men Of The West“ und „Blood Of Wolves“
Bewertung: 7,8 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Middle Earth
02. men of the west
03. Godless
04. Soul of cinder
05. Lord of the sword
06. God’s will
07. Stormbringer’s call
08. Black swordsman