Da wähnt man eine wirklich hoffnungsvolle Band bereits im Jenseits und urplötzlich kommt was Neues. Ich gebe zu, ich hatte die Dormunder von Lifeless nach ihrem superben Debüt „Beyond the threshold of death“ nicht mehr auf dem Schirm, bis letztes Jahr plötzlich eine Split mit den Labelmates von Chapel of disease an die Oberfläche gespült wurde und die Hoffnung genährt wurde, dass eventuell doch noch was Neues kommen würde…und siehe da: Hier ist es! „Godconstruct“ ist da und präsentiert Lifeless als das, was sie sind, nämlich die schwedischste Elchtod Bande aus deutschen Landen!
Selbstverständlich wird man gleich beim Probehören nicht gerade von einem Innovationsschub erfasst, denn einen Originalitätspreis werden die Westfalen mit diesem Album niemals gewinnen, doch warum auch? In Zeiten, wo man sich auch einmal alter Werte besinnen sollte, tut diese musikalische Reise in die Vergangenheit des glorreichen skandinavischen Death Metals mehr als gut und erinnert mich wohlwollend daran, wie ich in meiner Ausbildung mit Shirts von Dismember oder Entombed mehr als einmal angeeckt bin. Himmel, waren das herrliche Zeiten und in exakt diese katapultierten mich diese 11 Songs plus Intro, denn Lifeless scheren sich einen Scheißdreck um irgendwelche Trends und ballern schön drei Oktaven tiefer gestimmt ihre Todesblei Perlen in den Orkus und begeistern dabei komplett. Die Produktion könnte locker den heiligen Hallen des Sunlight entsprungen sein und auch der Mix ist herrlich. Entweder voll am Gas hängend, mal fett groovend oder auch mit exakt passenden Blasteinlagen ist schon ein gewisser Grad an Abwechslungsreichtum zu erkennen, was bei vielen Bands, die sich an dieser von mir skizzierten glorreichen Zeiten laben wollen, meist holprig und undefiniert rüberkommt. Nicht so bei Lifeless, denn Perlen wie der Titeltrack, der Midtempobrecher „Moribund“, das schleppende und zum Teil durch die eben erwähnten schnellen Passagen aufgelockerte „Blood for the gods“ (mein Highlight!) oder die mit den Gastvocal von Fleshcrawl Frontmann Sven und Mark Friedrichs von Selfdevoured ausgestattete Abrissbirne „Sworn to death“ sind Granaten sondergleichen und hinterlassen verbrannte Erde. So und nicht anders hat traditioneller Death Metal zu klingen. Punkt!
Wenn es Fleshcrawl, trotz des Einsatzes von Frontmann Sven schon nicht schaffen, mal was Neues auf den Markt zu werfen werden sich die Württemberger wohl oder übel damit abfinden müssen, in Sachen Interpretation des oldschooligen Schweden Death mit Karacho vom Thron geschubst zu werden, denn Lifeless haben mit „Godconstruct“ eindeutig eine der besten „schwedischen“ Death Metal Scheiben der Ära „Left hand path“ oder „Like an ever flowing stream“ abgeliefert und den Verfasser dieser Zeilen in seine Jugend zurück katapultiert. Allein dafür verdienen sich die Jungs meine Anerkennung und natürlich eine mehr als angemessene Note. Allerdings verbunden mit der Bitte, nicht erneut so viel Zeit bis zu einem neuen Release verstreichen zu lassen.
Bewertung: saufette und oldschoolige 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Praeludium Endzeit
02. Godconstruct
03. Towards damnation
04. Moribund
05. Blood for the gods
06. The truth concealed
07. Interludium Zeitenwende
08. Seething with rage
09. Sworn to death
10. Reconquering the soul
11. Blindead
12. Perdition of the whore