LINKIN PARK – From Zero (2024)
(9.216) Olaf (3,5/10) Hard Rock
Label: Warner
VÖ: 15.11.2024
Stil: Pop Rock
Von Hybrid Theory bis Plastikproduktion
Es gibt Bands, die prägen eine Generation, und es gibt Bands, die es schaffen, mit einer Handvoll Alben unsterblich zu werden. Linkin Park gehört zweifellos zu letzterer Kategorie – oder zumindest gehörten sie das mal. Seit ihrer Gründung 1996 in Kalifornien hat die Band eine beeindruckende Reise hinter sich, angefangen mit dem epochalen Hybrid Theory (2000), das Nu-Metal salonfähig machte. Songs wie In the End oder Crawling waren nicht nur Hits, sie wurden Hymnen für eine verlorene Jugend. Doch was danach kam, war ein wilder Ritt durch Elektro-Experimente (A Thousand Suns), ein Ausflug zurück zu Gitarren (The Hunting Party) und schließlich eine unfreiwillige Pause nach dem tragischen Tod von Chester Bennington.
Nun steht From Zero vor uns – und ich frage mich: Hätte Chester diesem Album seinen Segen gegeben? Bei allem Respekt vor seinem Vermächtnis und den unbestreitbaren Talenten der übrigen Bandmitglieder bleibt hier doch ein bitterer Nachgeschmack. Vielleicht auch, weil seine Familie öffentlich den moralischen Finger hebt. Und das mit Recht.
Vom Innovationstreiber zum Freizeitrocker
Nach dem übermächtigen Erfolg von Hybrid Theory und Meteora war es verständlich, dass Linkin Park musikalisch neue Wege gehen wollten. Minutes to Midnight (2007) zeigte eine reifere, rockigere Seite, während A Thousand Suns (2010) experimentelle Elektronik erforschte. Doch irgendwann schien die Luft raus. Mit One More Light (2017) verabschiedete sich die Band endgültig von ihren Wurzeln – und verlor viele Fans. From Zero knüpft nicht an alte Glanzzeiten an, sondern wirkt wie eine synthetische Abziehfolie dessen, was Linkin Park einst ausmachte. Selbst die größten Hits ihrer Vergangenheit, wie Numb oder Faint, hätten diese Plastikproduktion nie und nimmer überlebt.
Minimaler Einsatz, maximaler Erfolg
Mit gerade einmal 32 Minuten Spielzeit könnte man fast den Eindruck bekommen, die Band hätte versucht, die Spotify-Algorithmen maximal auszureizen. Wer braucht schon Tiefe, wenn man den Hörer mit flotten Dreiminütern abspeisen kann? Wahrscheinlich hätten die auch auf dem Kamm blasen können, und jeder hätte den Rotz gekauft
Ja, Casuality hat diesen punkigen Vibe, der zumindest für einen Moment Energie versprüht. Und ja, Over Each Other pumpt in seiner gemächlichen Ruhe ganz ordentlich. Selbst The Emptiness Machine hat seine Momente. Aber der Rest? Eine Qual für die Ohren – und für meine Geduld. Von der sterilen Produktion ganz zu schweigen: Jeder Ton wirkt so konstruiert, so auf Effekt gebürstet, dass jegliche Emotion, die Linkin Park einst ausmachte, im Meer aus Plastik ertrinkt. Selbst ein Kinderchor mit Tamburin hätte mehr Seele. Ich war nie Fan, konnte mich aber schon mit ein paar der älteren Songs arrangieren. Das hier ist der lausige Versuch, ein totgerittenes Pferd wiederzubeleben.
Endlich mal wieder Freizeitrocker sein
Man melkt die Kuh, solange sie Milch gibt. In diesem Fall liefert die Kuh allerdings keine frische Milch mehr, sondern etwas, das sich wie ein Tetrapak aus der Tankstelle anfühlt. Natürlich wird From Zero Platin einfahren. Natürlich werden Freizeitrocker mit dem eisgekühlten Piccolöchen, einem Becks Lemon in der Hand und der eigentlich bereits eingemotteten Lederhose auf die Konzerte pilgern, um „endlich mal wieder richtig abzurocken“. Und natürlich werden sie vergessen, dass diese Musik konstruiert, nichtssagend und einfach nur schlecht ist.
Braucht die Welt dieses Comeback? Nein! Seelenlos, ein Album aus reiner Profitgier und mir braucht niemand zu erzählen, dass man wieder den Vibe gespürt hat, dass man wieder die Kreativität hat fließen lassen. Ich nenne jedem der mich fragt aus dem Stand 10 Bands, die millionenfach besser sind, als dieses wertlose Stück Polycarbonat.
Bewertung: 3,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. From Zero (Intro)
02. The emptiness Machine
03. Cut the Bridge
04. Heavy ist he Crown
05. Over each other
06. Casuality
07. Overflow
08. Two faced
09. Stained
10. IGYEIH
11. Good Things go