LIVIN‘ EVIL – Prayers And Torments (2023)
(8.341) Maik (9,0/10) Heavy Metal
Label: DIY
VÖ: 06.03.2023
Stil: Heavy Metal
Ja hau mir doch auf die Waffel! Was einem manchmal für Perlen durch die Horchlappen rutschen können, ist einfach nicht mehr normal. Völlig durch Zufall und dankenswertem Vorschlag von YouTube bin ich auf diese Platte gestoßen, und die hat mir sofort den Schlüpper auf links gedreht.
Die Rede ist von LIVIN‘ EVIL. Französischer Metal wird ja gern mal mit schiefem Grinsen kommentiert, doch was die Kollegen hier fabriziert haben, ist einfach nur noch geil. Die Band hat in den Mittneunzigern mal zwei Demos rausgehauen, und dann war ewig Ruhe. Warum, wissen die Götter, denn was LIVIN‘ EVIL auf ihren Debütalbum „Prayers And Torments“ über drei Jahrzehnte nach Bandgründung aufs Tapet bringen, ist einfach nur FETT. Das geht schon mal mit dem Songwriting los, bei dem sich IRON MAIDEN mittlerweile mal ein paar Trainingsrunden buchen könnten. Überhaupt, Gesang. Da ist hier alles im so was von grünen Bereich, dass es mir endlos die Falten aus dem Skrotum bügelt.
Da gab es ja mal diesen Plan, die original Three Tremors mit Halford, Dickinson und Tate. Stellt Euch einen Sänger vor, der irgendwie zwischen diesen drei Ausnahmesängern agiert. Er kann zwar keinen von ihnen einzeln besiegen, stellt aber eine perfekte Symbiose von deren Gesangskünsten dar.
Dazu kommt noch ein Riffing und eine Bassarbeit, die mittlere IRON MAIDEN geprägt hat, noch etwas Theatralik von RAINBOW mit Dio, und natürlich auch DIO. Kann man mehr Kult auf einem Heavy Metal – Album erwarten, erhoffen, erleben?
Die drei Protagonisten von LIVIN‘ EVIL haben übrigens auch zusammen in der Tech Death Metal- Band NIEBELUNGEN gespielt, die mit „Auf Dem Kriegspfad Sein“ 2001 ein einziges Demo veröffentlicht haben. Was die drei dazu bewogen hat, LIVIN‘ EVIL wieder zum Leben zu erwecken, ist mir nicht bekannt. Und, eigentlich ist es mir auch egal, denn was mir hier aus den Boxen entgegenschwappt, ist einfach nur geil.
LIVIN‘ EVIL brennen eine fette NWOBHM- Mucke auf den Asphalt, mit einer ordentlichen Portion Epic Metal und einer Prise Doom. Und wenn aus einem harmlosen Melodiegeplänkel wie zu Beginn von „Feelings“ ein so fettes Riff erwächst, dass ich einfach nur noch mit offener Fresse auf den Lautsprecher starre, stelle ich mir echt die Frage: Wieso, zur fickenden Hölle, haben die keinen Plattenvertrag? Tracks wie „Another Preacher Of Satan“, „Step Into A Blaze Of Fire“ oder das starke maidenmässige „Indians Cry“ müssten die Labels doch Schlange stehen lassen!
Ich sehe es hier als Omen, dass die Scheibe an einem 6. März, meinem Geburtstag herauskam. Das ist ein echtes Geschenk für einen alten Metalhead wie mich. Bestellung ist raus. Und allen Fans traditionellen Metals kann ich diese Scheibe hier nur empfehlen. Ganze vierzehn Songs sind auf dem Album, das ganze Gerät ist über 70 Minuten lang, also massig Value für relativ wenig Money. Und es wird zu keiner Zeit langweilig. Ein Anspruch, dem weder MAIDEN noch METALLICA derzeit noch gerecht werden.
Anspieltipp: „Another Preacher Of satan“ und „Indians Cry“