LOATHER – Eis (2023)
(8.442) Maik (7,0/10) Black Doom Metal
Label: Vendetta Records
VÖ: 23.06.2023
Stil: Black Doom Metal
LOATHER aus unserem österreichischen Nachbarland spielen eine angeschwärzte Spielart des Dooms, wobei die doomigen Aspekte größtenteils durch die Gesamtstimmung erreicht werden, nicht durch genretypisches Brachialriffing. Zunächst fühlt man sich an die Anfänge des getragenen Black Metals erinnert, Bands wie HADES ALMIGHTY kommen mir da in den Sinn. Die Black Metal- Geschichte definiert sich auch im minimalen Riffing und natürlich auch der Produktion.
Die gestaltet sich nämlich, passend zum Cover und dem Albumtitel „Eis“ äußerst kalt und winterlich. Der Gesang ist zumeist im Klarbereich angesiedelt und ist auch irgendwie recht weit in den Hintergrund gemischt. Zusammen mit dem Sound entsteht so eine recht beklemmend desolate Stimmung.
Das lässt das Erscheinungsdatum im Sommer zwar etwas deplatziert wirken, sorgt aber dadurch für eine willkommene Abwechslung. Ich hab schon kalte Füße. Gut, Scherz beiseite, reden wir lieber über die Musik. Und die ist mir, im Gesamten gesehen, doch ein wenig zu depressiv und melancholisch geraten und entwickelt einige Längen. Gerade das Endstück von „Holler Your Name“ ist ziemlich ausufernd.
Das komplettiert allerdings die Gesamtstimmung, die wohl so auch angestrebt wird. Man scheint beim Anhören förmlich in dieser düsteren, kalten Eislandschaft zu stehen, welche das Albumcover zeigt. Selbst gelegentliche Ausbrüche mit gequälten Schreien, wie in „Mortuary“ oder dem Opener „Ephemeral“ bringen keine Wärme in dieses eiskalte Klanggefüge.
Alles wirkt nicht nur kalt, düster und beklemmend, sondern auch beschwört eine fast lähmende Antriebslosigkeit. Gerade der Titeltrack lässt einen förmlich in den Winterschlaf sinken, und das im Hochsommer!
Insgesamt scheint hier also alles perfekt aufeinander abgestimmt. Für meine Begriffe etwas zu perfekt. Sound und Gitarrenarbeit scheinen dem Depri-Black Metal zugetan, was den Doom- Aspekt recht weit nach hinten drückt. Dafür fehlen dann die wuchtigen Riffs. Die klagenden bis eiskalt flirrenden Gitarren und der etwas zu ruhige Gesang lassen das alles oftmals in einen indifferenten Soundmatsch abgleiten. Auch die leisen, fast in den Bereich Ambient gehenden Einlagen wie im letzten Drittel von „Lost Sight“ ziehen sich wie Kaugummi über die Spielzeit.
Das Album hat seine großen Momente, wie in „Mortuary“ oder im abschließenden „Proper Burial“, doch zumeist dümpelt das etwas zu getragen und begräbnismäßig dahin, ohne die Brachialität des Funeral Doom zu erreichen. Für Depri- Black Metaller dürfte dieses Werk die Offenbarung sein, wobei der Schlusstrack wohl schon wieder zu kraftvoll klingen dürfte.
Anspieltipp: „Mortuary“ und „Proper Burial“