Label: Nuclear Blast
VÖ: 19.06. 2015
Stil: Symphonic Metal
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Mal ehrlich, blickt noch jemand klar durch im Rhapsodyuniversum? Gut, ich gebe zu, so schwer ist das alles auch nicht, aber für den Neueinsteiger oder alle die, die das Geschehen der Italiener mehr nebenbei verfolgen hier mal eine kleine Übersicht. Die Symphonic Metaler Rhapsody gründeten sich 1993 mit ihren beiden Hauptkomponisten Luca Turilli und Alex Staropoli. Bereits 1999 machte Luca Turilli unter eigenem Namen ein Projekt auf, das stilistisch ähnlich aber etwas weniger pompös war als Rhapsody dafür stärker barockbeeinflusst. Damit der Herr auch mal Piano spielen kann, und weil er wohl auch ein Faible für Gothic Metal hat gab es dann 2006 Luca Turilli‘s Dreamquest mit weiblichem Gesang und etwas mehr elektronischen Sounds. Man fühlte sich an Within Temptation erinnert. 2007 hatten Rhapsody dann einen Rechtstreit mit einer gleichnamigen aber sehr unbekannten Band, den sie verloren. Von nun an bis heute veröffentlichte man unter Rhapsody of Fire, allerdings verließ Luca Turilli 2011 die Band in Freundschaft und man kam zur Lösung dass beide das Rhapsody im Namen tragen dürfen. Die Geburtstunde von Luca Turilli’s Rhapsody, das Ende der ehemaligen Projekte Luca Turilli und Luca Turilli’s Dreamquest. Alles klar soweit? Dann kann es ja losgehen.
Bereits der Erstling „Ascending to Infinity“ zeichnete die Unterschiede zu Rhapsody of Fire deutlich auf. Während Staropoli und Leone weiterhin Konzeptalben mit Fantasystory kreieren, die sich gerne an den gradlinigeren Anfängen orientieren, kommen aus der Feder Turillis vor allem komplexe, bis ins kleinste Detail durchdachte Soundtracks im Metalgewand. Und an dieser, von ihm selbst liebevoll „Cinematic Metal“ betitelten Spielart ändert sich auch Anno 2015 nichts.
Der Intro „Nova Genesis“ kommt gewohnt andächtig aus den Boxen, erzeugt viel Dynamik mit einer Mischung aus Synthie- und Orchestersounds, die ganz an „Prophet of the Last Eclipse“ erinnern, mündet aber ganz untypisch nicht direkt im Opener „Il Cigno Nero“. Dieser baut sich stattdessen selbst auf, und entpuppt sich schlussendlich als gelungener, von Double Bass und einer grandiosen Hook getragener Auftakt. Betrachtet man die Songstruktur der Singleauskopplung „Rosenkreuz“ und dem folgenden „Anahata“, so fällt vor allem auf dass trotz der vielen Breaks nie der melodische Kompass und die Orientierung zum Kern des Songs verloren geht.
Thematisch schlängelt sich das Album durch diverse Blockbuster der letzten 50 Jahre von Herr der Ringe bis König Salomon, oder Valhalla Rising ist alles dabei. Doch was textlich nicht sonderlich kreativ klingt, entpuppt sich musikalisch als gekonnte Weiterentwicklung, die die kompositorischen Zwänge ständiger Konzeptalben sprengt. Beseelt von der grandiosen Stimme eines Alessandro Conti, der des Ausdrucks Willen mehr italienische Texte serviert bekam, stellt „Prometheus – Symphonia Ignis Divinus“ eine Weiterentwicklung da, die durch die fokussierte Vielfältigkeit und den Detailreichtum ein absoluter Höhepunkt der ereignisreichen Kariere des Italieners darstellt.
„Notturno“ zeigt dass es auch etwas düsterer und getragener geht, „King Solomon and the 72 Names of God“ spielt mit orientalischer Melodik und Prometheus ist ein absolut würdiger Titeltrack, der nur noch durch den 18 minütigen Epos „Of Michael the Archangel and Lucifer’s Fall Part II: Codex Nemesis“ getoppt werden kann.
Maestro Turillis neuestes Meisterwerk steht seinen Idolen, den großen Filmkomponisten wie Hans Zimmer oder Danny Elfman qualitativ um nichts nach, und läuft Nightwish, den finnischen Mitkonkurrenten um den Symphonic Metal Thron gekonnt den Rang ab. „Prometheus – Symphonia Ignis Divinus“ kommt mit einer Perfektion daher, die nie kalt wirkt sondern eher wie ein Quell der Lebensfreude. Dieser bunte Reigen an Ideen, musikalisch meisterhaft zu einer Einheit verschmolzen, macht es bis dato zum mit Abstand besten Alben des Jahres und alles andere als die volle Punktzahl wäre gerade im Vergleich zum eher durchschnittlichen Rest eine Beleidigung.
Bewertung: 10 Punkte
01. Nova Genesis (Ad Splendorem Angeli Triumphantis)
02. Il Cigno Nero
03. Rosenkreuz (The Rose and the Cross)
04. Anahata
05. Il Tempo Degni Dei
06. One Ring to Rule them all
07. Notturno
08. Prometheus
09. King Solomon and the 72 Names of God
10. Yggdrasil
11. Of Michael the Archangel and Lucifer’s Fall Part II: Codex Nemesis
LUCA TURILLIS'S RHAPSODY (2015)
"Prometheus – Symphonia Ignis Divinus" (1.875)