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MALADIE (2015)

"...still..." (1.449)

Label: Apostasy Records
VÖ: 06.03.2015
Stil: Black Metal / Extreme Metal
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Für einige Hörer (und auch Kritiker) war das 2012 veröffentlichte Debüt "Plague within" kein leicht zu verdauendes Objekt, da sich Chefmusiker Björn Köppler tief in die schwarzmetallischen Gefilde verabschiedete, seine todesbleiernde Vergangenheit hinter sich ließ und eine Musik konstruierte, die es so in dieser Form noch nicht oder wenn dann sehr selten gab. Ich persönlich war begeistert von so viel Innovation und Mut, bedachte dieses extreme Kleinod mit einer hohen Note und führte dazu mit dem Chefdenker auch ein ausführliches Interview, in dem er seine Gefühle und Wünsche bezüglich Maladie sehr konkret zum Ausdruck brachte. Das es aber doch so lange gedauert hat, bis das neue Opus „…still…“ (Und nicht das deutsche „Still“) lag an vielen persönlichen Umständen, die das Projekt doch immens verzögerten, was allerdings nun vergeben und vergessen ist, da dieses Album in meinen Augen einen musikalischen Quantensprung im Bereich raben- und pechschwarzer Musik geworden ist.

Aufgenommen in den Iguana Studios, die sich auch schon für mein erstes großes Highlight dieses Jahres, Finsterforst, verantwortlich zeigten, bietet „…still“ neben unfassbar facettenreichem Extremgeballer die passende, glasklare Produktion, die aus dem Zusammenwirken aller einzelnen Komponenten aus einer groben Jackson Pollock Skizze ein Gemälde a’la Edvard Munch kreiert, denn geschrien wird oft, aber nicht zu häufig. Schreihals Deha, Tombthroat Drummer Alex Wenz (hier mal in keifender Funktion) und Bernd Wener, der sich für den Clean Gesang verantwortlich zeigt, finden die perfekte Balance, um die tiefen Gefühle des Björn Köppler gesanglich umzusetzen und somit den Songs die Abwechslung zu verleihen, die das komplette Album auszeichnet.

Abwechslung…unter diesem Wort sollte eigentlich im Duden ein Bandbild von Maladie abgedruckt werden, denn was das Musiker Kollektiv hier abliefert, ist mit einfachen Worten kaum zu beschreiben. Den Gesang erwähnte ich bereits, doch alleine das kompositorische sollte schon ausreichen, um dieses Album auch zukünftig in einem Atemzug mit Bands wie Behemoth, alte Cynic oder Septicflesh zu nennen, die ebenfalls in Sachen Originalität Maßstäbe gesetzt hatten, von Maladie aber komplett pulverisiert werden. Daher ist es Eulen nach Athen tragen, wenn ich hier auf jeden einzelnen Song eingehe, da jeder eine eigene Geschichte zu erzählen hat und einfach gehört werden muss. Das sind Klangwelten der extremsten Art, in die man eintauchen und sich verlieren kann. Allein die Tatsache, dass in einem Schwarzmetal Song mehrfach ein Saxophon, gespielt von Hauke Peters, vorkommt, verdient Respekt, denn selbst diese akustische Dissonanz wirkt niemals aufgesetzt, sondern passt einfach sensationell in das komplette kompositorische Gefüge Maladies. Überhaupt ist das Material diesmal um ein Vielfaches ausgereifter als beim Debüt. Die Soli von Spheron Sechssaiter Tobi (auf „Discreppantia“) oder Deadborn Gitarrist Kevin sind elegant, verspielt und runden einen monumentalen Song wie „Agnitio“ perfekt ab. Ebenso muss hinterfragt werden, wie lange Neu-Drummer Mathias Blässe, der vorher bei Dawn of Disease die Stöcke schwang, brauchte, um dieses Monster einzutrommeln, denn leicht hat es ihm Chief Köppler nicht gemacht.

Klar dominiert zumeist die rasende Geschwindigkeit, bei der die eiskalten Riffs von Björn und Mark Walther, ebenfalls bei Spheron tätig, das Grundgerüst bilden, doch allein wenn Deha sich ans Piano setzt und solche eloquenten Melodien beisteuert, wandelt sich das Bild und die Aussagekraft des Songs um 180 Grad, um danach wieder in rasenden Hass umzuschwenken. Das ist eine akustische Achterbahnfahrt, die in meinen Augen (und vor allen Ohren) kein Ende finden darf. Auch Basser Moritz Grenzmann will da natürlich nicht aus dem Rahmen fallen und steuert mit seinem technisch brillanten Spiel den richtigen Teppich bei, um diesen genialen Stücke den richtigen Drive zu verpassen. Gibt es eigentlich etwas, was an diesem Album zu bemängeln ist? Ja! Es ist mit 72 Minuten eindeutig viel zu kurz…

Ich versprach beim letzten Review die restlich fehlenden 0,5 Punkte zur nächsten Scheibe zu verteilen, was ich hiermit mit einer tiefen, respektvollen und demütigen Verneigung tue, verbunden mit der innigen Hoffnung, dass Maladie mit diesem überragenden, erhabenen und vor Ideen- und Abwechslungsreichtum überschäumenden Meisterwerk die Anerkennung und den Erfolg einfahren können, den sie sich redlich verdient haben. Dieses Album darf durchaus als Referenzwerk für viele andere Bands dieses Genres verstanden werden und ist ein absolutes Muss in jeder Sammlung extremer Musik. Die Krankheit schreitet voran!

Bewertung: 10 Punkte

Tracklist:
01. Demutatio (Veränderung)
02. Inexistentia
03. Agnitio (Erkenntnis)
04. Asperitas (Bitterkeit)
05. Abdico (Lossagen)
06. Discrepantia (Diskrepanz)
07. Circuitus (Umweg)
08. Semivivus (Halbtot)
09. Evigilantem (Erwachen)

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