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MALADIE – Symptoms IV (2024)

(9.235) Olaf (10/10) Extreme Metal


Label: Apostasy Records
VÖ: 29.11.2024
Stil: Extreme Metal






Es gibt Bands, die setzen sich in ihrer Laufbahn keine Grenzen, sondern sprengen diese konsequent. Maladie ist so eine Band. Seit ihrer Gründung in den Untiefen des deutschen Untergrunds hat sich diese Ausnahmeformation um Mastermind Björn Köppler längst in eine eigene musikalische Liga gespielt. Mit Symptoms IV legen sie nun ein Werk vor, das einmal mehr zeigt, warum Köppler und seine Mitstreiter eine unvergleichliche Nische besetzen – irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn, Struktur und Chaos, Tradition und Innovation. Eine EP? Für’n Arsch! 40 Minuten grandiose Musik, die weitaus wertvoller ist, als der aktuelle Linkin Park Auswurf.

Maladie gibt es seit 2011, und mit ihrer ersten Veröffentlichung, Plague Within, war klar, dass hier keine Kompromisse gemacht werden. Die Band hat sich der Fusion aus Black Metal, Death Metal und progressiven Einflüssen verschrieben, mit einer Prise Avantgarde und einem ordentlichen Schuss „Was zur Hölle war das gerade?!“. In den letzten zwölf Jahren wurden satte elf Releases veröffentlicht – da fragt man sich schon, ob Köppler überhaupt schläft. Jede Scheibe wurde von uns gefeiert, und wie unser Magazin scheint die Band mit jeder Veröffentlichung besser, facettenreicher und reifer zu werden, denn parallel zu uns haben auch Maladie immer wieder veröffentlicht und sind damit die am meisten reviewte Band in nunserem Magazin. Aber weiter im Text.

Maladie gehören zu den wenigen Bands, die es schaffen, mit jedem Album etwas Neues und Eigenständiges zu erschaffen, ohne ihre Identität zu verlieren. Und jetzt kommt Symptoms IV – ein Album, das trotz seiner Genialität mit einem kleinen Rätsel beginnt: Wo sind eigentlich die ikonischen „...“ aus dem Titel geblieben? War das etwa eine künstlerische Entscheidung? Oder hat Köppler einfach keinen Bock mehr auf Punktuation?

Symphonie der Extreme

Schon der Opener „The Calm Mind“ zeigt, wohin die Reise geht: Ein Saxophon setzt ein, atmosphärisch und ungewöhnlich, was unseren Jörn wohl direkt schreiend aus dem Raum treiben würde. Doch dann entfaltet sich ein musikalisches Inferno: weibliche Vocals von Wiebke, Dehas eindringliche Schreie und eine Hammond-Orgel, die dem Ganzen den letzten Schliff verleiht. Aus einem solchen Song könnten andere Bands zwei Alben basteln, Maladie jedoch packen alles in einen einzigen epischen Startschuss.

Becoming“ wirkt dann fast schon zugänglich mit seinen Maiden-Vibes, während „Far Away, At Home“ von einer balladesken Einleitung zu einem Groove-Monster mutiert, das Sodom-Fans mit seinem „Remember the Fallen“-artigen Riff begeistern dürfte. Hauke beweist am Saxophon erneut, dass dieses Instrument bei Maladie kein Lückenfüller ist, sondern ein zentrales Element, das den Sound trägt und prägt.

Stilistische Vielfalt und stimmliche Dualität

Die stimmliche Dualität zwischen Wiebke, Alex Wenz und Deha ist eines der Highlights des Albums. Jede Stimme erzählt eine eigene Geschichte und bringt eine andere Stimmung mit. Besonders beeindruckend ist „Between the Stars“, das zwischen Gut und Böse oszilliert, während die Hammond-Orgel abermals das musikalische Inferno befeuert. Und dann ist da noch „Art is God“, der Rausschmeißer, der alle stilprägenden Elemente des Albums verbindet und gleichzeitig eine Art musikalische Visitenkarte darstellt.

Selbst punkige Töne finden mit „Rebirth“ ihren Platz, während „Of Mysteries and Secrets“ fast schon an Power Metal erinnert, natürlich in Maladie-typischer Manier. Diese stilistische Vielfalt erinnert nicht nur an Devin Townsend, sondern könnte sogar als Herausforderung an dessen Thron interpretiert werden – Köppler scheint entschlossen, den Meister zu überholen.

Warum Symptoms IV ein Meisterwerk ist

Maladie präsentieren mit Symptoms IV ein brillantes Werk voller Ideen, Genialität und einem Mut zur Andersartigkeit, der in Deutschland seinesgleichen sucht. Die Produktion ist klar und kraftvoll, die Arrangements opulent, ohne jemals in Beliebigkeit abzugleiten. Und trotz der Vielzahl an Stilen und Elementen stören keine Unstimmigkeiten den Fluss des Albums – ein kleiner Seitenhieb auf die Tracklist-Probleme des Vorgängers. Nicht zu vergessen das brillante Coverartwork von Giannis Nakos. Sensationell und ein weiterer Pluspunkt auf einem Blatt, wo schon gar kein Platz mehr ist.

Ausgrechnet Detmold!

Symptoms IV ist kein Album, das man mal eben nebenbei hört. Es fordert Aufmerksamkeit, es fordert Hingabe – und es belohnt mit einem Klanguniversum, das kaum Grenzen kennt. Köppler hat einmal mehr bewiesen, dass er machen kann, was er will, und dabei immer musikalisches Gold entsteht. Das Saxophon, die Hammond-Orgel, die Dualität der Stimmen: Alles fügt sich zu einem Meisterwerk zusammen, das vielleicht das reifste Album in der Geschichte von Maladie ist. Auf jeden Fall ist es erneut das außergewöhnlichste. Wie wird diese Reise weitergehen?

Wer Maladie bisher nicht auf dem Radar hatte, sollte spätestens jetzt einsteigen. Und wer noch eine Best-of-Liste für 2024 erstellt, sollte Symptoms IV ganz oben ansetzen – denn so klingt es, wenn Genialität und Wahnsinn perfekt harmonieren. Nur live müssen wir die Band endlich erleben, doch wie kriegt man die Bandmitglieder aus Detmold, Belgien oder Italien für ein bühnentechnisches Stelldichein zusammen?


Bewertung: 10 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. The calm Mind
02. Becoming
03. Far away, at Home
04. The Principle
05. Between the Stars
06. Of Mysteries and Secrets
07. Rebirth
08. Art is God



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