Label: Caroline (Universal Music)
VÖ: 09.09.2016
Stil: Musical Rock
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„Alter Schwede, was soll ich denn mit der Platte zum Review?“ Dachte ich mir so, als Chefe Olaf mir die Scheibe zum Besprechen rüber schob. Klar kennt man Meat Loaf. Wer erinnert sich nicht an so geile 70´s Rocknummern der Marke „Bat out of hell“, oder als er den Rocker Eddie bei der Rocky Horror Picture Show mimte und mit „Hot patootie – bless my soul“ für deftigen Rock´n´Roll sorgte, im sonst recht verschrobenen Transvestiten Musical.
Diese glorreichen Zeiten der 70er als Schauspieler, oder musikalisch im Verbund mit Star-Produzent Jim Steinman, sind lange vorbei. Zu viele mittelmäßige, belanglose Platten kredenzt uns Meat Loaf in den letzten 20 Jahren. „I do anything for love (but I won´t do that)“, sein letzter Nummer-1-Hit, war 1993!
Natürlich entstammen alle Songs weitestgehend aus der Feder von Jim Steinman, so auch auf „Braver than we are“. Es handelt sich bei den 10 Songs gar um KEINE neuen Songs, sondern im besten Falle um Neuinterpretationen alter Songs. So finden sich darunter auch Hits wie „Going all the way“, einer “Tanz der Vampire”-Nummer, sowie „Loving you is a dirty job (but somebody´s gotta do it)“ einer Interpretation des Bonnie Tyler Hits.
Schon alleine bei diesen Songs lassen sich die Stärken und Schwächen von „Braver than we are“ beschreiben. Meat Loaf und vor allem seine Gastsängerinnen erzeugen Stimmung, Gefühl und reißen einen förmlich mit. Jim Steinman versteht sein Handwerk immer noch und weiß wie man Gefühle in Ton verpackt. Es lässt sich jedoch auch ohne Umschweife heraus hören, dass Meat Loaf seine besten Sänger-Tage gesehen hat und „nur“ noch mit mittleren bis tiefen Stimmlagen seine Hörer verwöhnt. Die hohen Passagen, die für Gänsehaut sorgen, überlässt er Sangesgöttinnen wie Ellen Foley, Karla de Vito oder Stacy Michelle und Clan Coey, die als Gastsängerinnen genannt sind, dem Meister jedoch den Rang ablaufen.
Überrascht war ich von der Coverversion „More“. Meat Loaf covert doch tatsächlich den Megahit der Sisters Of Mercy. Er wartet gar mit Elektro Beats auf. Insgesamt kommt dabei zwar eine interessante Nummer raus, die jedoch gegenüber dem Original doch sehr schwächelt, vor allem im Refrain.
Was die Platte aber trotzdem Stark macht sind die vielen Gefühlswelten und die unterschiedlichen Songdynamiken, welche die einzelnen Songs ausmachen. Mal langsam und gefühlvoll zu „Only when I feel“, oder wieder theatralisch-rockig zu „Skull of your country“, in dem er Bonnie Tyler´s Welthit „Total eclipse of the heart” musicalmäßig verwurstet und wieder mal durch die Gastsängerin punktet. Ich musste mir danach erst nochmal noch das Original von Bonnie Tyler anhören. Fuck was für eine Wucht der Song doch hat, dagegen kann Meat Loaf´s Interpretation leider nicht anstinken!
Jeden Moment der Platte fühlt man sich daran erinnert, von wem Jack Black und Kyle Gass mit Tenacious D., ständig abkupfern. Keine schlechte Vorlage. Auch wenn Meat Loaf seinen Zenit überschritten zu haben scheint, steckt er mit seiner einzigartigen Stimme und seiner Coolness immer noch viele Genre-Kollegen in den Sack. Mir, als Nicht-Kenner von Meat Loaf´s Diskographie, hat die Platte Spaß gemacht. Die 74 Spielminuten (mit drei Bonus Songs) haben mich entführt in die Welt von Meat Loaf. Wie in einem Musical, war ich gebannt, was das nächste Kapitel mit sich bringt und Gefühlswelten sich in mir auftun würden. Ich erlebte jedenfalls viele Spannungsmomente.
Höchstwahrscheinlich wird es die letzte Platte von Meat Loaf sein, auf der er Jim Steinman Song zum Besten gibt. Zu gezeichnet vom Rock´n´roll über viele Jahrzehnte ist der 69 jährige Fleischklops mittlerweile. So wirkt „Braver than we are“ fast wie sein Lebenswerk und ein Vermächtnis an seine Fans. Das ist wahrlich ihm gelungen!
Bewertung: 8,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Who needs the young
02. Going all the way (A song in 6 movements)
03. Speakin´ in tongues (feat. Stacy Michelle)
04. Loving you is a dirty job (but sombody´s gotta do it)
05. Souvenirs
06. Only when I feel
07. More
08. Godz
09. Skull of your country (feat. Clan Coey)
10. Train of love
11. For what it´s worth (feat. Stephen Stills) (Bonus)
12. Price fight lover (Bonus)
13. I would do anything for love (but I won´t do that – feat. Imelda May) (Bonus)
MEAT LOAF - Braver than we are (2016)
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