Momentan scheint es im Trend zu liegen, Retrospektiven seiner eigenen Werke neu einzuspielen, um somit den Leuten das Gesamtwerk ein wenig näher zu bringen. Bei manchen Bands ist dies blanker Unsinn, da alte Scheiße neu interpretiert, meist immer noch nach Scheiße klingt. Dass dies bei Mekong Delta natürlich nicht der Fall ist, versteht sich von selbst, denn wenn die Proggies um Basswunder Ralf Hubert sich hinsetzen, um ihre alten Wunderwerke einer Frischzellenkur zu unterziehen, dann klingt das zeitgemäß, frisch und fast wie neu.
Ich gebe ehrlich zu, dass ich beispielsweise „Memories of tomorrow“ anfangs gar nicht erkannte und dachte, der wäre neu, bis ich meine alten CDs rauskramte und feststellte, dass dieser ebenfalls bereits 1988 veröffentlich wurde. Die Songs klingen dermaßen frisch das man unweigerlich denken muss, es handle sich hier um nagelneue, statt neu eingespielter Klassiker. Wie sagte der Chef Hubert einst „Die ersten Alben waren klangtechnisch total daneben…“. Richtig, doch die deutschen Perfektionisten remastern das alte Material nicht einfach, nein, da wird einem Ultraklassiker wie „The cure“ so dermaßen aufgepeppt, dass mir fast die Boxen von der Wand fielen. „The healer“ beispielsweise zeigt selbst etablierten Bands wie beispielsweise Dream Theater, wie richtig verfrickelter und dennoch zu jeder Zeit hörbarer Progressive Metal zu klingen hat. Überhaupt ist festzustellen, dass Mekong Delta anno 2012 um Welten besser klingen, als anno Dünnebier. Allein die Gesangsleistung von Martin LeMar, der mir bereits schon beim famosen „Wanderer on the edge of time“ die Lauschlappen wegblies, ist den Kaufpreis schon mehr als wert. Und auch wenn man bereits (so wie ich) den gesamten Backkatalog dieser genialen Band sein Eigen nennt, kommt man an diesen brillant produzierten und mit jeder Menge Heavyness ausgestatteten 10 Alltime-faves in keinster Weise vorbei.
„Intersection“ ist Magie pur, kein einfaches „Best of“, sondern ein für sich stehendes Album mit individuellen Songs, die zwar von insgesamt sechs verschiedenen Alben stammen und dennoch eine komplette Einheit bilden. Herauszuheben ist noch, dass sich die Band dagegen entschied, von 97er „Pictures at an exhibition“ Instrumental Album keinen Songs mit aufzunehmen, allein um ihrem Sänger die volle Entfaltungsmöglichkeit zu geben. Sehr respektabel und lobenswert. Mekong Delta haben hier alles richtig gemacht…obwohl „Innocent“ mir auch heute noch zu hektisch ist.
Bewertung: phänomenal starke 9,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. The cure (“Mekongdelta” 1987)
02. Shades of doom (“The principle of doubt” 1989)
03. Sphere eclipse (“Kaleidoscope” 1992)
04. The healer (“Vision fugitive” 1994)
05. Innocent (“Kaleidoscope 1992”)
06. Memories of tomorrow (“The music of Erich Zann” 1988)
07. Heroes grief (“Mekongdelta” 1987)
08. Heartbeat (“Kaleidoscope” 1992)
09. Transgressor (“Dances of death” 1990)
10. Prophecy (“The music of Erich Zann” 1988)